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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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unversehrten Linken sein Beil geschwungen. Unsagbar schwer knallte das eiserne Blatt daraufhin gegen den Kopfschutz des Menschen, ließ ihn taumeln, seine Waffen verlieren und schließlich über den Saum des Moores in dessen eiskalten, feuchten Untergrund stürzen.
    Es war wohl lediglich der Drang zur Selbsterhaltung, der Arnhelms geschundenem Körper das Überwechseln in eine erlösende Besinnungslosigkeit verweigerte. Mit dröhnendem Schädel und einer verminderten Sehkraft, die ihm nur noch verzerrte Formen und Umrisse seiner Umgebung zu erkennen gewährte, fand er sein Bewusstsein nach einigen Augenblicken der Orientierungslosigkeit wieder. Doch das, was er erkannte, ließ ihn verzagen und beinahe in eine Schreckensstarre verfallen.
    Der größte Teil seines Körpers befand sich in der Umarmung des Moores und wurde von der schweren, klebrigen Masse Zoll um Zoll in die Tiefe gezogen. Seine Arme waren indes noch frei, und auch war sein Abstand von der festen Erde, die das Ufer der Torflandschaft markierte, nicht sehr weit, sodass er sich möglicherweise noch hätte retten können, wenn denn nicht seine letzten Energiereserven längst aufgezehrt gewesen wären. Vor allem aber hatte sich eine riesenhafte, dunkle, haarige Gestalt möglichst dicht vor ihm aufgebaut, den blutigen Stumpf am Ende des einen Armes missachtend und den anderen, dessen Klauen ein hart geschmiedetes Beil umfassten, zum Angriff erhoben.
    Der Werwolf starrte den Rhodrim hasserfüllt an und bediente sich dabei einer solchen Inbrunst, zu der wahrlich nur ein Angehöriger seiner Grauen erregenden Rasse befähigt war. Kein Mitleid war ihm anzuerkennen, und auch Genugtuung oder Rache lenkten ihn nicht ab vonseinem einzigen Ziel, das darin bestand, den Gegner zu töten, ihn für alle Zeiten vom Angesicht der zu verheerenden Erde Arthiliens zu tilgen. Die Hauer, die wie lange Dolche aus seinem Maul ragten, reflektierten das kurzzeitige, grelle Licht von einigen Blitzen, die soeben wie Speere am Horizont zuckten.
    Während Arnhelm mit einer vollkommenen Hilflosigkeit dem erwarteten, alles enden lassenden Handeln des Feindes entgegensah, fiel aller Schmerz von ihm ab, und das befreiende Gefühl, dass er genug gelitten hatte, stieg in ihm auf. Gleichzeitig hielt sein Denken inne, und alles, was er sah, war eine Vision des gnädigen Todes, der endlich über ihn kam, gebracht von reißenden Fängen, die sich in seine Brust und seine Kehle gruben und die das Werk des Beils, das zuvor unbarmherzig auf ihn eindrosch, vollendeten. Und beinahe hieß er jene Vorstellung sogar willkommen, denn sie brachte ihm das ersehnte Ende von Furcht und Verantwortung. Gleichzeitig gingen auch die letzten Reste der Hoffnung, die zu jeder Zeit trügerisch und selbsttäuschend gewesen war, wie sich nun erwies, endlich vorüber.
    Im nächsten Augenblick ereilte den Werwolf ein schwerer Schlag, und zwar so plötzlich, dass er nicht den Anflug einer Reaktion zu unternehmen vermochte und vor Überraschung nicht einmal mehr sein wölfisches Gebrüll und Geheul herausbrachte. Windspiel, das edle Ross aus dem Gestüt von Horbart, dem Pferdefürsten, hatte sich wütend auf die Hinterhand erhoben und war wie ein Silberblitz im Sonnenuntergang nach vorne gesprungen. Nachdem es das Geschöpf Utgorths mit seinem mächtigen Satz von den Beinen gerissen hatte, trampelte es wiehernd auf dessen Brustkorb herum, woraufhin dieser knirschend nachgab. Als sich der Werwolf trotzdem noch einmal, sichtlich benommen und eingeschränkt in seinen Kräften schon, aufzurappeln versuchte, trafen ihn die Hufe des treuen Tieres wie ein magischer Bannstrahl und ließen ihn weit über die Linie, die den Beginn des Moores markierte, hinwegsegeln.
    Gurgelnd, wimmernd, mit den behaarten Armen rudernd und Schlamm speiend, versank Goriath, eine der entsetzlichsten Kreaturen, die Munda jemals hervorgebracht hatte, wie ein lebloses Stück Fels im ewigen Moor, und das letzte, was man von ihm sah, waren seine vor Angst und Verzweiflung weit aufgerissenen, blutroten Augen.
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    * in der Gemeinsamen Sprache: elbisch
gor
– „Gegner, Feind“, elbisch
goriath
– „Größter aller Feinde“
    * orkisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Ruhmreich und stolz vom Leben bis zum Tod (du warst), ewig werden wir von deinen großen Taten berichten!“.

Sechstes Kapitel: Ein Zeitalter endet
    Die frische Luft, die er mit seinen bebenden Lungen reichlich einsog, erschien Arnhelm wie eine lindernde Salbe. Nur langsam fiel die

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