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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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darauf sein an den Kanten der Schneide leicht gezacktes Schwert in die Brust. Hernach durchschnitt er dem Feind die Kehle von einem Ohr zum anderen, was zur Folge hatte, dass der klaffenden Wunde grünliches Blut so jäh wie ein erbarmungswürdiger Schrei entfloh.
    Ogreys Gesicht lag verschwommen und verzerrt hinter Schnee- und Regenschleiern, als sich der jüngere Orks hastig an seiner Seite niederkniete.
    „Was hast du getan, alter Knabe?“, fragte er, wobei er einen tief empfundenen, elenden Schmerz unüberhörbar mühevoll herunterzuschlucken versuchte. „Ich habe dich nicht um ein solches Opfer gebeten, denn du weißt, wie unbedingt ich dich und deinen Rat an meiner Seite brauche!“
    „Nenn mich nicht immer alter Knabe ...“, erwiderte Ogrey stöhnend und leise. „Du musst wissen, dass der Tod das einzige ist, wovor ich keine Angst habe, denn nach den vielen Pflichten, die ich in meinem Leben zu bewältigen hatte, sind für den nächsten Teil meines Weges nun andere zuständig. Du aber, Bullwai, hast unsagbar viel getan für deinen Stamm und für dein Volk, und es war richtig, uns neuerlich hierher in den Krieg zu führen. Sich untätig und mit einem schlechten Gewissen in seiner Hütte zu verkriechen, kann keinem Ork dauerhaft dazu genügen, seiner Bestimmung gerecht zu werden. Jetzt aber lautet mein letzter Rat an dich, während der Jahre, die dir noch verbleiben mögen, etwas für dich selbst zu tun. Du weißt, was ich damit sagen will ...“ Er hustete und wischte sich mit seiner zittrigen rechten Hand einen dicken, von Blut getränkten Speichelfaden vom Kinn.
    „Was haben wir nicht alles gemeinsam für großartige Abenteuer erlebt ...!“, fügte er mit der schwachen Andeutung eines Lächelns hinzu. „Schon heute Abend werde ich deinem Vater alles haarklein berichten und mit ihm auf dein Wohl trinken, obwohl ich annehme, dass er uns die ganze Zeit über, an Gords Seite sitzend, aufmerksam beobachtet hat. Und was Gord angeht, so habe ich übrigens meinen Frieden mit ihm gemacht und hoffe, dass er sich mir gegenüber als gnädig erweist. Leb wohl, mein lieber Freund, und vergesst mir nicht, den Sieg zu erringen an diesem Tag ...“ Abermals begannen ihn Krämpfe zu schütteln, und er würgte und schluckte einige Male. Zuletzt zuckten seine Beine krampfhaft wie von einem schlimmen Fieber, dann lag er nur noch still.
    „Bragsha at globduk u lark va darrth, arn narr tak bubskai gor murath! * “, rezitierte Bullwai einen alten orkischen Trauerspruch. Dann drückte er dem toten Ogrey fürsorglich die Augenlider zu.
    Hernach stand der Häuptling der Ashtrogs auf, hielt Schwert und Dolch mit den starken Fäusten fest umschlungen und blickte sich voll Wagemut nach einer Gelegenheit um, seinem Durst nach Rache ein wenig Linderung zu verschaffen. Und wer das Geschehen auf dem Schlachtfeld überschaute, der erkannte, dass an Feinden wahrhaftig kein Mangel bestand.
    So stürzte sich Bullwai einem ganzen Heerhaufen von Ghuls entgegen in der festen Absicht, das Verscheiden des väterlichen Freundes zu sühnen, indem er so viele dieser widerwärtigen Kreaturen wie möglich mit in den Tod nehmen würde.
    Arnhelm hatte es auf dem Feld des Großen Krieges nach Norden verschlagen, sodass er von seinen Verbündeten vorübergehend getrennt war. Gerade hatte er von seinem Sattel aus einen weiteren Ghul niedergestreckt, als ihn plötzlich hinterrücks ein übler Schlag ereilte und etwas nach ihm griff und ihn packte wie die Zunge eines übergroßen Chamäleons. Dann wurde er ruckartig nach hinten gezogen, und alle Bemühungen, sich an dem Zaumzeug Windspiels festzuklammern, konnten nicht verhindern, dass er von seinem Pferd geschleudert wurde und unsanft auf der hart gefrorenen Erde landete.
    Kurzzeitig benommen schüttelte er den Kopf und erkannte, dass sich ganz in seiner Nähe der Saum eines weiten Moores erstreckte. Dessen tückischer Boden war angesichts der Kälte zwar ebenfalls wie zu einem einzigen, breiigen Klumpen geronnen, doch war die Beschaffenheit seiner Oberfläche noch immer zähflüssig und durchaus geeignet, einen Körper rasch und unrettbar in die sumpfige Tiefe zu befördern, woraufhin wenig Aussicht bestand, dass man den Unglückseligen jemals finden würde.
    Nachdem es ihm gelungen war, sich wieder zu erheben, und er gewahrte, wer sich ihm geduldig harrend gegenüber befand und für seinen Sturz verantwortlich zeichnete, vermochte er sich eines Anflugs von Ehrfurcht und Entsetzen nicht zu

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