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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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der Artgenossen des Erschlagenen, die daraufhin wie vor einem Gegenstand, der für sie gefährlich sein mochte, aus Angst und Abscheu zurückwichen.
    „Du solltest deine Entscheidung rasch aussprechen, mein Enkelsohn, denn auch ich kann diese Geschöpfe nicht mehr lange zurückhalten!“, sagte der Schwarze Gebieter.
    „Ich stehe vor keiner Wahl, über die ich auch nur einen einzigen Augenblick nachsinnen müsste“, erwiderte Arnhelm. „Niemals werde ich Verrat an meinem Volk üben, und niemals werde ich dir verzeihen, was du Rhodrim und meiner Mutter angetan hast!“
    „Dann kann es keine Rettung und kein Erbarmen für dich geben!“
    Kaum hatte die ganz in Schwarz gewandete Gestalt die letzten Worte gesprochen, da zerriss eine gewaltige Explosion wie vom Ausbruch eines mächtigen Vulkans, nur hundertfach verstärkt, die Dunkelheit. Es schien, als ob die Welt mit einem Mal stillstand, die Herzen aller Lebewesen mit ihrem Schlagen innehielten und die Zeit und jede Geschichte geendet hatte.
    Als jene Momente, die wie die Ewigkeit vieler Zeitalter wirkten, endlich vorübergingen, hatte Arthilien sich verändert. Vieles, das man zuvor für unmöglich gehalten hatte, war in der Zwischenzeit wahr geworden, und von manch anderem, das als unumstößlich und besiegelt galt, blieb nur noch eine müde Erinnerung.
    Gleich zu Beginn des Waffengangs zwischen Angreifern und Verteidigern hatte, von allen anderen nahezu unbeachtet, eine kleine, in Grau gekleidete Gestalt den höchsten Punkt der Stadt erklommen. Lotan der Heiler war nämlich die unzähligen Stufen hinaufgestiegen, die seine Stube von der Krone des Wolkenturms trennten, und schließlich über eine steinerne Leiter und durch eine Luke auf das Dach hinausgeklettert. Eine große, kreisrunde Fläche, so hellblau wie die übrige Fassade des immensen Gebäudes, erwartete ihn dort, von den dünnen, eisig kalten Lüften, die sie umwehten, nur abgegrenzt durch eine niedere Brüstung.
    Hätte der alte Zauberer diesen Platz an einem anderen Tag betreten, an einem Tag, an welchem Sonne und Licht durch Dunkelheit und Wolken brachen, so hätte er sich wohl wahrhaft gefühlt wie ein Wanderer zwischen den Wolken, entrückt von allen Sorgen und Nöten der Welt der Lebenden, beinahe wie eines der Engelswesen, die über Arthilien und Orgard auf Aldus Geheiß aus sicherer Entfernung wachten. So aber fühlte er vornehmlich die unselige Kälte, die durch jede Ritze seiner Kleidung drang und ihn unentwegt wie mit den Beißwerkzeugen eines feindseligen Tieres malträtierte. Infolgedessen sah er sich gezwungen, eine Kostprobe seiner Künste aufzubieten, um seinem alt gewordenen Körper die Vorstellung eines gewissen Maßes an Wärme zu verschaffen. Er murmelte den passenden Spruch, und augenblicklich fühlte er sich danach wärmer, wenn ihm auch nicht gefiel, dass er einen Teil seiner magischen Kräfte für solch vergleichweise wenig bedeutsame Zwecke hatte verschwenden müssen.
    Die dunkle Wolkenwand, die ihn wie schwarzer, alles erstickender Rauch umgab, war ferner so dicht, dass er trotz jenes für gewöhnlich einmaligen Aussichtspunktes kaum etwas davon sah, was sich weit unterhalb seiner Füße zutrug. Auch die Geräusche der Schlacht, all das Hämmern von Schwertern auf Schilde, die gegenseitigen, hasserfüllten Verwünschungen, die lauthals hinausgespieen wurde, und das Wehklagen der Sterbenden, klangen derart gedämpft und verzerrt, dass man ihre Wahrhaftigkeit leicht anzweifeln konnte.
    Der Mensch, der sich gerade über den langen Bart strich, schreckte aus seinen Gedanken auf, als die Luke, durch die er den Gipfel des Torindo Isa Nuafa betreten hatte, neuerlich aufklappte. Ein junger Mann erschien, den man ihm während seines Aufenthalts im königlichen Regierungsgebäude als dienstbaren Geist zur Verfügung gestellt hatte. Der Diener sagte nichts, sondern schien sich über die Anwesenheit Lotans lediglich rasch vergewissern zu wollen, denn er nickte dem weitaus älteren Mann knapp zu und verschwand danach auch schon wieder. Sogleich darauf erschien jedoch eine weitere Person auf dem hochliegenden, ebenen Tableau, ein Geschöpf mit einer grünen Haut, mehreren Zöpfen, die in sein volles schwarzes Haar eingeflochten waren, und allerhand skurrilem Schmuckwerk an seinem Leib.
    „Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen, Lotan der Heiler, auch wenn ich für unser Zusammentreffen einen weniger anstrengend zu erreichenden Ort bevorzugt hätte“, sagte Tendarr.
    „Oh, du bist

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