Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
von ihnen waren elbischer Art und sorgten unter den bislang so argwöhnischen Lemuriern weniger für Verwunderung als vielmehr für eine wundersame, augenblickliche Erheiterung und Zuversicht. Es waren Tulorin und Nurofin als Vertreter der Lindar und der Nolori, und sie waren in Begleitung zweier Rhodrim, nämlich ihrer liebgewonnenen Freunde Ulven und Marcius. Ohne Verzögerung wurden sie von Merian und Falmir, den höchsten Würdeträgern des vorübergehend herrscherlosen Königreiches, empfangen und berichteten gemeinsam all jenes, was sie über die Schlacht beim Ered Fuíl zu sagen wussten. Und gleichzeitig erfuhren sie wiederum, was sich an diesem Ort zugetragen hatte und dass die Bedrohung vorüber war. Die Elben, die weiße Tauben mit sich führten, schrieben eilig eine Botschaft und schickten die klugen Tiere damit in Richtung ihrer Heimat zurück, auf dass auch ihre Brüder und Schwestern sowie die Kirin Dor über die Entwicklung der Dinge in Kenntnis gesetzt wurden.
*
Der Winter verging so rasch und früh, wie er gekommen war, und das Jahr 2271 n. d. A. nahm seinen Anbeginn. Die Natur legte ihre schönsten und süßesten Frühlingskleider an und tauchte den Großteil des nördlichen Kontinents in ein einziges Blütenmeer. Ein milder Wind trug die meiste Zeit über den betörenden, mannigfaltigen Duft der Bäume, Blumen und Pflanzen über das Land, denn Hyazinthen, Rhododendren, Azaleen und unzählige andere fröhlich strahlende Gewächse schossen aus der frischen Erde empor. Allerorten überflutete Grün die weiten Wiesen und Felder Arthiliens, und selbst der karge Norden Orgards erlebte eine ungewöhnlich gute und fruchtbare Blüte.
Die Zweige der Bäume, die den Luth Cirven umstanden, wiegten sich sanft im Wind, und über den Brunnen hing silberner Dunst, als das Volk Lemurias und die vielen Gäste aus anderen Teilen der Welt sich zu einer unvergleichlich prächtigen Zeremonie einfanden. Der Tag war einer Feierlichkeit gewidmet, an die man sich in Arthilien noch eine sehr lange Zeit erinnern sollte, und dies sogar aus zweierlei Gründen: zum einen galt es, die Vermählung von Arnhelm und Merian gebührend zu begehen, und des Weiteren stand an, den neuen König, den Nachfolger Kherons des Strengen, willkommen zu heißen. Der Sohn Imalras und Tarabunts, der Thronerbe des rhodrimischen Fürstentums, nämlich sollte derjenige sein, welcher die Reiche der Menschen wieder unter einer einzigen Krone vereinte.
Massen von Jubilierenden säumten die Königsstraße, die Turmallee und die anderen benachbarten Straßen, Wege und Plätze, als das überwältigend schön anzusehende Paar auf dem Himmelsplatz erschien. Zu den Mitgliedern der engeren Hochzeitsgesellschaft zählten auch einige Elben, von denen jeder einen leuchtenden Edelstein im Haar trug und die verständlicherweise ebenfalls ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit auf sich zogen. Zu ihnen zählten unter anderem Eldorin, Erenya und Tulorin von den Lindar und Faramon und Nurofin für die Nolori.
Nach langer Zeit ließen die Angehörigen des Volkes der Menschen endlich wieder aufrichtiges Lachen und ungetrübte Fröhlichkeit verströmten, und dies wirkte wahrhaftig so kostbar und köstlich wie Wasser in einem vertrockneten Land. Jeder der Männer, Frauen und Kinder hatte sich in das feinste Gewand gehüllt, welches sich in seinem Besitz befand, gleich ob dieses aus Seide, Linnen oder einem anderen edlen Stoff bestand. Es spielten Fiedel, Harfen und Flöten auf, und Sänger und Hornbläser gaben Kostproben ihrer den Ohren schmeichelnden Kunst. Danach füllten zahlreiche Kinder, die mit bunten Blumen beladen waren, den weiten, den Wolkenturm einfassenden Platz in wohlgeordneten Scharen und vollführten eine Darbietung aus zartem Tanz und Gesang, sodass sie sich in ihren weißen Kleidern und Kostümen wie silberne Meereswellen hin und her bewegten.
Auf einem Podest nahe bei dem Eingang des hellblau getünchten Turmes, unmittelbar vor einem ausladenden, entrollten Banner, welches die Wappen Lemurias, Rhodrims und des untergegangenen Engat Lums vereinte, wurden die beiden Liebenden schließlich von einem älteren Würdeträger zu Mann und Frau erklärt. Lotan, den Arnhelm ursprünglich für diese Aufgabe ausersehen hatte, hatte sich entschuldigen lassen, denn ihn verlangte es, wie er sich ausdrückte, nur selten nach größeren Gesellschaften und dichtem Gedränge.
Ein Zauberer macht sein Werk gerade dann besonders gut, wenn er im Stillen wirkt und niemand
Weitere Kostenlose Bücher