Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Ostmark blicken, und wenn sie auch nie sehr lange blieben, so verbreiteten sie mit ihrem Erscheinen und den Kostproben ihrer Kunst und ihres Wissens doch immer viele fröhliche Stunden.
Während Ulmer zum neuen Fürsten Rhodrims berufen wurde und König Arnhelm und Königin Merian ergeben die Vasallentreue schwor, fand im fernen Osten, in den Schluchten und Höhlen des Milmondo Aurons, eine weitere Zeremonie statt, die einem ähnlichen Zweck gewidmet war: Dwari wurde von den Händen des altehrwürdigen Mellwin in der Hêled-Kalûm zum neuen König des Reiches der Zwerge geweiht. Und als ihm der Kriegsgürtel mit dem dibilnâla, der einst seinen Vetter Bragi Stahlhammer geschmückt hatte, übergeben wurde, da übten sich selbst die Angehörigen der Sippe von Umbur Silberzahn, denen Boîmbur ein bislang vernünftiger Anführer war, in ehrlichem Beifall, Jubelrufen und dem Klappern einer Vielzahl aneinanderstoßender Bierkrüge.
Höhepunkt jener vier Wochen andauernden Feierlichkeiten war, als eine Schar der gelehrigen, sehr alten Drosseln bei Bloîn erschien und ihn hieß, seinen Freund Dwari und eine beliebige Zahl weiterer Zwerge vor die versteckten Tore Zwergenauens zu bitten. Der König tat, wie er gebeten wurde, und mitsamt seinem Gefolge stellte er mit Erstaunen fest, dass ihn eine ganze Herde – es mochten nicht weniger als zwanzig sein – edler und überaus anmutiger Einhörner erwarteten. Vearas, den er mit seinen damaligen Gefährten aus Radaments Gefangenschaft erlöste, ging ihnen voraus und sprach einige wunderbare Worte der Freundschaft mit einer Stimme, die wie ein dahinplätschernder Bach aus Milch und Honig anmutete.
Nicht weniger wundersam und unerwartet waren die knapp ein Dutzend Geschöpfe, die in Begleitung der schneeweißen, grazilen Wesenheiten – beinahe verschämt erscheinend – erst anschließend aus dem Schatten eines Felshanges traten. Es waren Bamba und vier andere seiner Artgenossen, und mit den Ogern waren Lolo und einige weitere Dingos gekommen. Sie alle – wenn auch mit ungelenkeren Worten als die Einhörner – machten dem neuen Herrscher GâladKalûms ihre Aufwartung und bekräftigten ihre guten Absichten, den Respekt, den sie vor dem Volk der Kirin Dor empfanden, und die Hilfe, die man sich fortan gegenseitig gewährten wollte.
Nachdem die Zwerge ihre anfängliche Überraschtheit verdaut hatten, freuten sie sich über die ihnen so unerwartet erklärte Freundschaft sehr und versicherten ihrerseits ihren guten Willen sowie ihre Absicht, ihr Leben in Zukunft ein wenig offener für Außenstehende zu gestalten als dies in den letzten Jahrhunderten der Fall gewesen war.
Nicht viel später konnte Dwari im Übrigen nicht mehr umhin, seiner langjährigen Lebensgefährtin Freina das Ja-Wort zu geben und mit ihr in den Bund der Ehe einzutreten. Auch die Tage seines Junggesellendaseins waren somit vorüber.
Ein wenig aus den Augen geriet den meisten Menschen dieser Tage das Schicksal derjenigen, die ehedem die Bewohner Engat Lums gewesen waren. Zwar wurden sie allesamt gerne aufgenommen von den Siedlungen Rhodrims und vor allem Lemurias, die sie sich als ihre neue Heimstatt erwählten, und auch gewährten ihnen Arnhelm, Merian und Ulmer großzügige Rechte und Hilfen für einen Neuanfang. Gleichwohl fühlten sie sich trotz der freundlichen Aufnahme und der Tatsache, dass sie ob ihrer Geschäftstüchtigkeit schon bald überall wieder wirtschaftlich Fuß zu fassen vermochten, in einem fort entwurzelt, herabgewürdigt sowie auf eine unabänderliche Art einsam und traurig, da der Ort ihrer Geburt nicht mehr existierte.
Sanae, welcher der König den offiziellen Titel einer
Prinzessin des Hauses Engat Lum
anerkannte, erwies sich unter dem Bedauern ihrer Mitmenschen und ihrer einstigen Gefährten als besonders trübsinnig und wenig zuversichtlich. Sie vermisste ihren Onkel Benelot sehr und nicht weniger wohl die Aufgaben und Verantwortungen, die ihr in ihrem Heimatreich anvertraut gewesen waren. Oftmals sah man sie allein, rastlos und offensichtlich gedankenverloren über die weiten Straßen Lemurias reisen oder abends, noch bei Einbruch der Dunkelheit, an den Rändern von Wäldern entlang wandern. In Wahrheit sann sie die meiste Zeit darüber nach, ob wohl die Möglichkeit bestünde, ihr Land, das sie verloren hatte und das bis auf die Grundfeste niedergerissen worden war, von neuem zu gründen. Niemand jedoch fand sich – nicht einmal unter ihren ehemaligen Landsleuten –, der an jenen
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