Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
werden, lasst uns zunächst ein Fest feiern, bei dem unsere Freunde Ulven und Marcius unsere vornehmsten Gäste sein werden! Dabei wollen wir uns der Freude hingeben und die Erlösung von dem Übel, das Tuor, der Feind der freien Völker, uns sandte, angemessen würdigen! So trefft die nötigen Vorbereitungen, und lasst bei Anbruch des Abends bei einem großen Mahl unsere himmlischsten Weisen erklingen!“
Es mochten wenigstens dreihundert Elben sein, welche sich in der Ebene einträchtig versammelt hatten. Mit strahlenden Gesichtern und einer seltsam anmutenden Paarung aus Erleichterung und Ausgelassenheit einerseits und einer bedachtsamen Ordnung andererseits gingen sie auseinander.
„Kommt, meine rhodrimischen Freunde“, sagte Eldorin lächelnd, „ich möchte Euch, ehe die Feierlichkeiten beginnen, noch Thingor vorstellen und Euch ein wenig über unser Land berichten. Wenn Ihr jedoch müde seid, dann sagt es nur, Unterkunft und verschiedene Erfrischungen stehen schon für Euch bereit.“
„Nein, nein“, warf Ulven ein, „dies hier ist alles viel zu spannend und einmalig für uns, als dass wir es durch Schlaf oder Müßiggang verderben wollten! Und wenn es sein muss, können wir Menschen mit einer Ausdauer und Unbeschwertheit aufwarten, die selbst einem Elben noch zum Stolz gereichen könnte!“
„Gut gesprochen“, lachte Nurofin. „Ihr verzeiht mir jedoch, wenn ich mich hingegen ein wenig zurückziehe, um mich Frau und Kind zu widmen. Beim Abendmahl werden wir uns ganz gewiss wiedersehen. Gehabt Euch wohl solange!“
„Und auch ich will mich zurückziehen und denjenigen meines Stammes, die uns noch nicht begegnet sind, die Kunde vom Tod meines Bruders bestätigen. Ich kann nicht versprechen, dass ich heute Abend das Fest mit Euch teilen kann, doch werde ich sicher eine andere Gelegenheit finden, dies wieder gutzumachen“, sagte Tulorin.
Die anderen sahen seine Trauer, die sich als glasiger Schleier über seine Augen und Lider gelegt hatte, und fühlten sich augenblicklich ebenfalls von der Erinnerung an ihren gefallenen Freund ergriffen. Sie waren sich nun nicht mehr so sicher, ob jener Tag, obgleich er den Tod des Vancors gesehen hatte, wahrlich einen Grund zur Freude gab.
Die Rhodrim hatten sich noch nicht versehen, da hatte sich der Platz vor ihnen geleert, und alle schienen bereits mit den Vorbereitungen für das abendliche Fest beschäftigt zu sein. Vor ihnen aber ragte nun alleinstehend und mächtig der Menhir in die Höhe, viele Schritt höher als ein Elb oder Mensch maß, sodass sie an ihm emporschauen mussten, wollten sie seinen höchsten Punkt sehen. Der längliche Felsendorn verjüngte sich, wie ihnen erst jetzt auffiel, an seinen beiden Enden zu Spitzen, sodass die eine seine luftumspielte Krone bildete, die andere aber nicht etwa tief in die Erde eingelassen war, sondern auf dieser balancierte und sie dabei augenscheinlich kaum berührte. Dies erweckte den Eindruck, dass der schwere Stein dicht über der Grasnarbe schwebte. Seine Oberfläche war völlig glatt und von gewundenen, bernsteinfarbenen Einschlüssen durchwirkt. Sie schimmerte bläulich, wie wenn es sich bei dem Objekt in Wahrheit um einen riesigen Lapislazuli oder eine aufwändige Schöpfung aus Marmor und Perlmutt handelte.
Bemerkenswert war jedoch vor allen Dingen, dass von dem Menhir eine Art Strahlung, für welche die Gemeinsame Sprache keine Worte kannte, auszugehen schien, denn die Menschen fühlten sich gering in seiner Nähe und hielten ehrfürchtig Abstand. Zweifellos jedoch war jene Kraft keine solche, die auf andere Eindruck ausüben oder Zerstörung mit sich bringen sollte, wie es etwa bei den beiden machtvollen Schwertern der Fall war. Vielmehr handelte es sich dabei um eine weitaus feinere, naturgegebene Macht, die ein Netz aus Harmonie und Unbeflecktheitum ihre Umgebung webte und den Wesen, die sich ihr anvertrauten, Schutz und Beistand spendete.
„Dies ist Minoshir, der
Steingewordene
“, sagte Erenya, die gemeinsam mit Eldorin und Faramon bei Ulven und Marcius geblieben war. „Er ist die Quelle des Friedens und der ewigen Jugend, welche in Aím Tinnod herrschen, und sein Zauber ist so groß, dass nicht einmal wir Elben oder irgendwer sonst ihn zu verstehen vermag. Die Sage kündet, dass Aldu, nachdem Arthilien geschaffen war und nachdem er bemerkt hatte, dass Tuor heimlich die Saat des Böse in der Welt eingepflanzt hatte, einen von seinen liebsten Engeln hierher entsandte. Er gebot ihm, fortan
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