Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
aufzuhellen.“
Mittlerweile befanden sie sich im östlichen Bereich des Elbendorfes, und gerade passierten sie den kleinen See, dessen schöner Anblick sich ihnen schon von weither eröffnet hatte. Er war so klar, dass man die Steine, die auf seinem Grund ruhten, einzeln zählen konnte und diese wie erlesene, in die Tiefe versunkene Edelsteine wirkten. Seine Oberfläche schimmerte von den Strahlen der Sonne, welche ein prächtiges Mosaik aus hellen Farben auf sein sich vom Wind leicht kräuselndes Wasser malten.
Sie gingen an dem westlichen Ufer des Sees entlang und erblickten bald ein großes Gebilde aus mehreren miteinander verwobenen Bäumen, welches das Ziel ihres Weges zu sein schien. Faramon hatte von einem großen Haus gesprochen, in dem der Fürst der Nolori wohnte, und er hatte nicht übertrieben.
Der Rasen führte an dieser Stelle bis in den Waldwuchs hinein und bildete den Vorhof und den Boden einer geräumigen Halle, die von vielen Ästen überdacht war. Dies war der Einlass zu Thingors Haus, welches schon auf den ersten Blick so gewaltig und prächtig wie der Palast eines Menschen- oder Zwergenherrschers anmutete, auch wenn seine gesamte Größe von außerhalb nur schwer abzuschätzen war. Zwei Goldregen-Büsche standen wie freundliche Diener, die sich zum Empfang von Gästen bereithielten, unmittelbar davor, während die zwei Sidhurnas, deren Stämme den Eingang rahmten, wie lebende Torpfosten wirkten. Ihre Zweige, die für gewöhnlich einen zur Sonne ausgerichteten Schirm darstellten, waren überwiegend zu ihrem Gegenüber ausgerichtet und verflochten sich zu einem massiven Sturz, sodass sie in der Tat eine enorme Pforte bildeten. Einige ihrer mit reichlich Blattwerk besetzten Äste wölbten sich besonders tief und versperrten den Durchgang einstweilen wie die undurchdringliche Zugbrücke einer wehrhaften Burgfeste.
Das riesenhafte, lebendige Gebäude wurde zu seiner Rechten durch einen kleinen, leuchtend grünen Hang von den benachbarten Gehölzen getrennt. Aus jenem Hügelchen schoss ein Springquell hervor und wanderte leise plätschernd über mehrere Stufen aus rotem, lehmhaltigem Gestein, bis das Wasser von einer Schale aufgefangen wurde, die auf einem einige Ellen hohen Sockel verankert war. Das Gefäß war aus weißem Gold und so geschaffen, dass in seiner Mitte eine Figur mit einem schön geschnittenen Gesicht sowie Armen, Beinen und Flügeln saß. Dabei handelte es sich um eine grobe Darstellung Lemuriëls, jenes weiblichen Engelswesens, welches sowohl Elben als auch Menschen ehedem in Arthilien willkommen geheißen hatte. Weiterhin wurde die Schale an deren einen Kante von einem stilisierten Greifen geziert, und durch dessen gewundenen Schnabel entwischte der Wasserlauf schließlich, in der Sonne glitzernd, in die Tiefe. Hernach wurde er auf dem Untergrund des Tales von einer Rinne aufgenommen und erreichte über diese nach einer Weile den nicht weit entfernten See.
Ganz in der Nähe sahen die Menschen mehrere Pferde an dem klaren Gewässer stehen, mehrheitlich Schimmel und Isabellen, die in ihrer feingliedrigen, edlen Art den Reittieren, die Eldorin, Nurofin und Telorin während ihrer Reise nach Orgard benutzt hatten, sehr glichen. Es waren fürwahr herrliche Tiere, untadelig gestriegelt und mit klugen und freundlichen braunen Augen, die ihre Umgebung sehr aufmerksam wahrzunehmen schienen. Sie waren nicht angebunden, und das kunstvoll verzierte, glänzende Zaumzeug, das die Elbenkünstler für sie angefertigt hatten, hing an einem gezimmerten Balken vor einer der benachbarten Lauben, die ihnen womöglich als Unterstand diente.
Weiterhin fiel Ulven und Marcius auf, dass im östlichen Bereich des Talkessels, der sich um den Menhir ausbreitete, die meisten Wohnstätten ebenerdig oder wenigstens in einer geringerenHöhe angeordnet waren, als dies im Westen der Siedlung der Fall war. Hier, wo sich der See und in dessen Dunstkreis mehrere fließende Gewässer befanden, lebten offenkundig vorwiegend Nolori, die im Gegensatz zu den Lindar, welche die eigentlichen Waldbewohner unter den Kindern des Elbenvolkes waren, das rauschende Meer mehr als die zügigen Wipfel der Bäume liebten.
Als Faramon, von den beiden Lindar und den Rhodrimn gefolgt, sich dem Tor zu dem außergewöhnlichen Anwesen näherte, hoben die Sidhurnas ihre zu einem Tor gekreuzten Äste und gaben den Weg frei. Dabei erzitterten und raschelten all ihre gelben Blätter wie eine Türglocke.
Die Elben betraten die weite
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