Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
wenige gab, die ihnen unter dieser Voraussetzung hätten gefährlich werden können.
Als der Nachmittag jenes Reisetages in den trüberen Abend überging, erklommen sie einen hohen Hügel, der sich vor ihnen aufgetürmt hatte und den sie nicht hatten umgehen können. An dessen Fuß wuchsen einige Erlen, seine Flanken waren grün und gelb vor verwelkendem Gras und auf seinem Kamm sprossen Stechginster und Adlerfarn in reichlicher Zahl. Als Braccas und Dwari auf dem Rücken von Blitzhuf dort angelangten, ließen sie ihr Pferd anhalten, denn sie fanden eine beeindruckende Aussicht vor.
Unmittelbar vor ihnen sahen sie die Biegung des Flusses, den sie zu erreichen und zu überqueren trachteten, wie weißes Gold in der Sonne funkeln. Plätschernde Geräusche, die von großer Wucht und Kraft zeugten, schallten von dort zu ihnen herüber. Ein großer Felsen, der länglich dalag wie ein sich niederkauernder, versteinerter Bär, säumte das östliche Ufer an einer Stelle, an der das Wasser schon auf den ersten Blick auffällig gebändigt und seicht wirkte. Dahinter wiederum reckte sich ein immenser, turmhoher Baum in die Höhe. Es war einer der Mammutbäume, die man in diesen Breiten häufiger fand, je weiter man sich dem Goldenen Gebirge näherte. Dieser eine jedoch stand einsam, und selbst Dwari und seine älteren Verwandten konnten sich an keine Zeit ihres Lebens erinnern, an der dieser Riese nicht an jenem Ort gewacht hätte.
Weit rechts von ihnen sahen sie zwischen den weiten Wiesen eine ähnliche Helligkeit glitzern wie diejenige, welche die Sturzflut verströmte, und darüber hing ein von der sich senkenden Sonne golden beschienener Dunst. Es war dies der Wasserdampf des Barno, hinter welchem sich die grauen, unförmigen Gebirgshöcker tummelten, die den zweitgrößten Fluss des Kontinents von der südlichen Meeresküste trennten.
Die beiden Freunde, von denen der Mensch die Zügel hielt und der Zwerg sich mühevoll an der Pferdemähne und überall dort, wo er Halt finden konnte, festklammerte, galoppierten die Böschung hinab und näherten sich der Furt. Diese hatte sich auf natürliche Weise ergeben, da sich das Gewässer vorübergehend zu einem Becken verbreiterte und sich sein Lauf durch eine weit beschriebene Windung zusätzlich verlangsamte. Zudem war die nähere Umgebung in ihrer Beschaffenheit hart und felsenreich, und so befanden sich viele Steine in dem Flussbett und sorgten dafür, dass dessen Niveau über eine gewisse Strecke leicht angehoben war.
Die Reiter ließen Blitzhuf in einen gemächlichen Gang übergehen und hielten kurzzeitig an, als sie an das steinige Ufer gelangten, das von Kräuterwuchs durchsetzt und mit verkrustetem Sand überzogen war. Es war nur eine geringe Stufe, die vor ihren Füßen in das seichte Wasser hineinführte. Anschließend trieben sie den Fuchs in den gischtigen Vorhang, der über dem Strom hing, und ließen ihn vorsichtig durch die breite Schneise traben, die sich der Filidël imLaufe der Jahrtausende gegraben hatte. Ein einziges Mal stockte das Tier, als es nämlich mit seinem rechten Vorderhuf auf einem Steinbrocken, der unter der sich kräuselnden Wasseroberfläche unsichtbar war, ins Rutschen kam. Ein Schrecken packte Braccas, und Dwari stöhnte laut auf, da er sich schon fallen sah. Dann aber gewann das Pferd das Gleichgewicht zurück, schritt beherzt und aus eigenem Antrieb heraus schneller als zuvor weiter und brachte sie bald sicher an das jenseitige Ufer.
Von nun an würde ihr Weg für eine lange Zeit geradewegs nach Osten weisen.
„Wenn wir von Zwergenauen aus den umgekehrten Weg kamen, haben wir meistens Flöße mit uns geführt. Oder wir haben die Geschicktesten von uns vorausgeschickt, damit sie lange Taue befestigten und über die Furt spannten, sodass sich die nächsten daran entlang hangeln konnten. Ganz sicher aber hat noch kein anständiger Zwerg diese Stelle auf dem Rücken einer dieser vierbeinigen Langnasen überquert“, sagte Dwari erleichtert.
Sie kamen an dem länglichen Findling sowie danach an dem gigantischen Mammutbaum vorüber, der so hoch war, dass seine Wurzeln viele Schritt hoch reichten, ehe sie mit dem Stamm verwuchsen. Er wirkte wie eine einsame Schildwache und ließ alles und jeden in seiner Nähe klein und wenig bedeutsam erscheinen. Dahinter führte ein Pfad, von Felsen zur Linken und grasbewachsener Erde, die sich zu einer leichten Erhebung wellte, zur Rechten begrenzt, in eine Senke hinunter. Sie folgten dem schmalen Weg und
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