Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Golein üblich, vertraute er dabei nicht nur den Fähigkeiten von uns Soldaten und Wachleuten, sondern er setzte außerdem ein Kopfgeld aus und dingte Gauner und Banditen, deren Ohren und Augen innerhalb dieser Mauern nichts auf Dauer entgeht. So war es nur eine Frage der Zeit, bis man von Euch und Eurem Umgang mit Jabbath durch Verrat erfuhr. Doch vielleicht tröstet Euch, dass der Schurke, der Euch auslieferte, mittlerweile durch die Bande des Gaunerkönigs zur Rechenschaft gezogen wurde, wie ich hörte. Auf jeden Fall bemühte ich mich darum, die Maßnahmen zu Eurer Ergreifung leiten zu dürfen, denn so konnte ich am ehesten sicher gehen, dass man Euch unversehrt ließ. Den Rest meines Planes kennt Ihr. Ich hoffe nur, dass man mich bei Eurer Befreiung nicht erkannt hat und man meinen Darstellungen glauben wird, wenn man die Umstände Eurer Flucht zu ermitteln sucht.
Was die Hintergründe dieser ganzen Verwicklungen angeht, so kann auch ich nur Vermutungen und Gerüchte wiedergeben, wovon es allerdings reichlich gibt, denn die Suche nach einem ruhmreichen Mann wie Euch, Herr Braccas, sorgt immerzu für ein gewisses Aufsehen. Es heißt, dass es Imalra persönlich war, die alle Verwalter und Heeresmeister zu Eurer Festnahme angewiesen hat. Ebenso erließ sie den Befehl, dass neuerdings die Einkehr von Fremden in unser Land zu unterbleiben habe, gleich ob es sich um Lemurier, Engat Lumer, Zwerge oder andere handele. Weiterhin wurde unsere Armee, oder das, was davon nach dem Krieg gegen die Orks noch übrig ist, in Bereitschaft versetzt und in zwei gleichstarke Kompanien gegliedert. Über die eine gebietet Ulmer, dem auch ich unterstehe und der für den Südteil des Reiches verantwortlich sein soll. Der nördliche Heeresteil untersteht hingegen Boldred, dessen erstes Werk es war, zahlreiche altgediente Offiziere, die ihm nicht genehm waren, abzusetzen und deren Ränge mit ihm hörigen, oftmals wenig geeigneten Männern zu besetzen.
Über Arnhelm ist nichts bekannt, außer dass er in Dirath Lum weilt. Überhaupt scheinen sich dort merkwürdige Dinge zuzutragen, denn vor Wochen schon hat man die Stadt weitgehend geräumt, angeblich um dort Streitkräfte zu rüsten und auszubilden und die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen vor dem baldigen Angriff eines noch unbestimmten Feindes, welcher sich unmittelbar gegen die Hauptstadt richten soll. Niemand schenkt all dem wirklich glauben, und alle fragen sich, was mit unserer guten Fürstin geschehen ist. Die meisten Bewohner der Hauptstadt, die braven Handwerker und Arbeiter, die schon seit Generationen dort lebten, hat man auf jeden Fall in verschiedene Dörfer geschickt, oder man hat ihnen angeraten, beim Wiederaufbau von Arth Mila zu helfen und dort eine angeblich einmalige Chance zu suchen.“
Braccas Rotbart nickte zufrieden. „Ich danke dir noch einmal, Rigon. Du hast die Umstände so bestätigt, wie ich sie befürchtet habe. Gleichwohl wird in absehbarer Zeit die Stunde kommen, da wir die Gelegenheit haben werden, Rhodrim für uns zurückzuerobern. Bis dahin halte unter den Soldaten und im Volk Zweifel an der Richtigkeit der neuen Ordnung aufrecht, wenn es geht, aber lass dir nichts anmerken und geh kein Risiko ein. Nicht einmal der stärkste und geschickteste Panther kann sich herauswinden, wenn er in ein Nest voll Schlangen fällt. Dwari und ich werden unterdessen eine weite Reise unternehmen, in die wir viel Hoffnung setzen, und wir haben weitere Gefährten, die ebenfalls nicht untätig sind. Auf bald!“
Mit diesen Worten schwang sich der alte Haudegen auf den Pferderücken und half anschließend seinem zwergischen Freund in die Höhe, bis dieser, angesichts des anstehenden Ritts vor sich hin nörgelnd und zeternd, vor ihm saß. Sofort darauf lenkte er das rotglänzende Reittier auf die breite Straße und trieb es nach Norden an, auf schnellstem Wege aus der Stadt hinaus. Undwährend sie über den unebenen, steinernen Untergrund hinwegflogen, waren sich beide wortlos darüber einig, dass sie Luth Golein so schnell nicht wieder besuchen wollten.
*
Als das erste Licht des nächstfolgenden Morgens über die noch fernen Hänge des Milmondo Aurons lugte, erfreuten sich die beiden Gefährten am orangeroten Schein der Sonne. Sie hatten die Mauern der Stadt der Diebe zu dieser Zeit schon seit Stunden hinter sich gelassen und damit auch die Grenze zwischen dem Fürstentum und der östlichen Wildnis längst passiert.
Blitzhuf zeigte, dass sein Herr nicht zuviel von
Weitere Kostenlose Bücher