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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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östliche Land eine unendliche Hülle und Fülle besaß und zu Zeiten, da ein Besucher es ohne Hast und mit viel Muße betrat, zahlreiche einmalige naturgegebene Schauspiele und Schätze bot.
    In der zweiten Hälfte des Tages hielten sie auf eine einzelne Erhebung zu, die rundherum mit grünbelaubten Bäumen bewachsen war. Wenn sie zum Kamm der Anhöhe emporschauten, erblickten sie daher unterhalb des hellblauen Horizonts eine grüne Linie, die von den verschieden hohen Wipfeln der Föhren und Fichten gezackt war wie eine Gebirgskette.
    Nach einer Weile führte Blitzhuf die Gefährten in das Waldstück, das sich zur Rechten des großen Hügels erstreckte. Hier gab es vor allem Laubbäume, die ausnahmslos hoch und stark gewachsen waren. Ihr Wurzelwerk war dick und verknotet, und es gab reichlich Unterholz, durch welches sie sich mühevoll Pfade suchen mussten. Hoch über dem Erdboden schienen die Baumkronen ferner in einem Gewirr von Grün zu explodieren. Ein kühler Wind ließ die Blätter wispern, und manche der noch jungen Stämme schaukelten hin und her trotz des Schutzes, den ihnen ihre größeren Artverwandten boten. Auch sahen sie viele Exemplare, die grau und schlaff vom Alter waren, mit abgebrochenen Ästen und vielen Furchen und Höhlen, in denen sich kleine Tiere eingenistet hatten. An einer Stelle lag gar ein umgestürzter Baumriese quer, und Braccas erkannte sofort, dass ein Blitz vor einiger Zeit in ihn eingeschlagen war und ein heftiger Sturm sein Übriges hinzugetan hatte.
    Ehe sie wieder den freien Himmel erreichten, gelangten sie auf eine kleine Lichtung, die zeigte, wie alt dieser bemerkenswerte Hain sein musste. Eine Reihe rötlich schimmernder Felsen, die von Efeu, Pilzen und Flechten überwuchert waren, türmte sich dort auf, hoch und dicht nebeneinander wie die Überreste eines einstmals gemauerten Walls. Wabenverwitterungen zogen sich über den altehrwürdigen Bundsandstein in einer Größe und Anzahl, wie sie selbst dem weitgereisten Menschen noch niemals zuvor begegnet waren.
    Der Wald wurde lichter, und breite Bänder aus Moos durchschnitten den dunklen Boden. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sie wieder in offenes Wiesenland hinaustraten, doch nahm das Tageslicht bereits ab, und die feuerrote Abendsonne lugte nur noch knapp über den Scheitel der Anhöhe, die sie nunmehr in ihrem Rücken hatten.
    Der neue Morgen ähnelte den beiden letztrigen, kalt, doch von goldenen Strahlen beschienen und ohne Niederschlag oder andere Unbilden. Sie hatten nur noch eine kurze Wegstrecke vor sich, ehe sie sich vom Barno entfernen und sich verstärkt nach Norden halten würden, in direkter Richtung dem Milmondo Auron zugewandt. Und da ihr Pferd trotz des hohen Gewichts, welches es nunmehr seit vielen Tagen bereits zu schultern hatte, weiterhin frisch und tatenfreudig war, schien ihren Plänen nichts im Wege zu stehen.
    Die Sonne erklomm ihren Mittagsstand und zog dann am Himmel langsam westwärts, während sie sich mit jeder Minute um einige Zoll neigte. Ein lindes Nachmittagslicht lag über dem Landstrich. Braccas und Dwari ritten gerade im zügigen Galopp über ein Feld hinweg, das bis auf einige Landfalten eben war. Zwischen den zahllosen Binsen blühten viele Magnolien mit weißen, zapfenförmigen Früchten sowie einige hochstänglige Sonnenblumen, die sie freundlich zu grüßen schienen. Sorgen und Nöte schienen in diesen Augenblicken gänzlich woanders zu Gast zu sein.
    Plötzlich jedoch setzte sich eine Veränderung in Gang.
    Der Horizont verdunkelte sich von einer auf die andere Sekunde und bildete vor ihnen ein Mosaik aus dunkelblauen, schmutzigen Schlieren. Hinter ihnen verfärbte er sich hingegen rasch zu Grau, so als ob aus dieser Richtung ein geflügelter Schatten herbeinahte.
    Ein Blitz züngelte auf und nahm den Bäumen und Sträuchern in der Umgebung all ihre Farben. Das grelle Aufleuchten wiederholte sich mehrere Mal, und auch danach noch wirkten die umliegenden Gewächse verwaschen und leer, so als ob sich ein dichter Nebel über sie gelegt hätte.
    Als nächstes kamen Sturm und Regen.
    Ein strenger Wind peitschte unversehens von Westen und Norden her und griff mit unsichtbaren Fingern nach den Bärten und den Kleidern der beiden Reiter. Für eine kurze Weile schafften sie es, sich festzuhalten, während ihr Pferd kläglich zu wimmern begann und sich vor Furcht aufbäumte. Dann erfasste sie ein neuerlicher Windstoß, und beide wurden sie abgeworfen und schlugen kopfüber auf dem

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