Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
Vom Netzwerk:
ist Tom?“
    „Nun, der Junge, der gekommen
is, um in der Gaststube und bei allem zu helfen.“
    „Wir brauchen keinen Jungen“,
kam eine Männerstimme. „Squire sagt, Ihr braucht einen, und Ben Gunn sagt:
Squires Wort is Gesetz.“
    „Bringt ihn rein. Er kann über
Nacht bleiben, und morgen früh setzen wir ihn mit einem Frühstück und einem
Shilling auf die Straße.“
    So gingen wir rein. Es war
mitten in der Woche, und so saßen nur ein paar Leute da. Weniger, als ich
selbst an einem einsamen Ort wie diesem erwartet hätte. Schankstuben müssen
voller Männer sein, die trinken, sich beim Wetten ereifern, ausspucken und ab
und zu singen. Wir gingen durch einen Türvorhang in eine Nebenstube. Dort saß
eine rundliche, freundlich aber ernst dreinschauende alte Dame in dunklem Kleid
und sauberer Schürze. Sie hatte ihr Nähzeug auf dem Schoß ausgebreitet und eine
große Sattelpistole darübergelegt. Ein jüngerer breitschultriger Mann schloß
die Fensterläden. Er wandte sich um, um mich anzuschauen. Er hatte ein feines,
wenn auch etwas bleiches Gesicht, eine Stirn, die Temperament verhieß, und ein
hervorstehendes Kinn. In seiner Miene lag Strenge, doch seine Augen waren
freundlich. Er musterte mich und nahm meine dreckigen Hosen wahr. Er wies mit
einem Nicken auf die Bank unter dem Fenster.
    „Setz dich, mein Junge.“
    „Ben, geh in die Schankstube
und füll dir einen Krug, aber nur einen, wohlgemerkt.“ Als Ben außer Hörweite
war, senkte Master Hawkins die Stimme.
    „Abgehauen, wie?“
    Ich nickte.
    „Du kannst den Squire und den
Doktor zum Narren halten, aber nicht mich. Hier kommen alle Arten von Leuten
durch, vornehme Männer, Lehrlinge, alles. Ich weiß, wann sie eine Fahrkarte
haben und wann nicht. Ich wünsche dir nichts Böses, Tom, aber Mutter und ich
können diesen Betrieb allein schaffen — bei der Kundschaft, die wir haben.“
    „Und das ist wenig genug“,
bemerkte die alte Dame scharf. „Mutter“, antwortete Master Hawkins, „was fehlt
uns denn?“
    „Wenn man dich reden hört,
nichts. Die Freigebigkeit, mit der du unser Vermögen an alle und jeden
austeilst: Gesellen, Viehhändler, Bettler und“, sie rümpfte die Nase bei dem
Wort, „Schauspieler.“
    „Mutter, es ist wenig genug,
was jeder von ihnen bekommt und auch das nur in der Not.“
    „Ja, ja, du gibst und gibst,
bis die“, sie sprach leise, „jene Kiste dort leer ist.“
    Er lachte. „Kein Grund zu
flüstern, Mutter. Jeder im Dörfchen weiß, was dort drin ist. Und keiner, ob
Ehrenmann oder Betrüger, wagt es, ihr nahezukommen, solange du mit der Pistole
quer vor der Treppe sitzt.“ Jetzt senkte er die Stimme wieder. „Was möchtest
du, daß ich tue? Den vergnügten Wirt spielen, und es vertrinken wie Ben Gunn
oder Lord...“
    Mrs. H. kniff die Lippen
zusammen.
    „Und wie hoffst du, die feine
Dame mit einer leeren Kiste zu gewinnen? Sie wird niemanden mit weniger als
zehntausend Pfund anschauen.“
    Der Hieb saß.
    „Ich will nicht über Lady Alice
streiten. Mutter, geh du zu Bett. Ich kümmere mich um alles hier unten. Tom
kann mir zur Hand gehen und sich sein Abendessen verdienen.“
    Gerade da kam jemand in die
Schankstube. Kann mich ebensogut willig zeigen, dachte ich und ging
schnurstracks hinein, um zu bedienen. Ich zapfte einen Schoppen und schnupperte
daran. Der Kunde blickte mich düster an. Ich goß das Bier in den Eimer und
zapfte noch einmal.
    „Kommt nix Besseres“, knurrte
der Mann und knallte seinen Halfpenny auf die Theke.
    Ich beugte mich zu ihm und
flüsterte „Wird diese Mückenpisse hier im Haus gebraut?“
    Er schüttelte den Kopf. „Mrs.
Hawkins ist jetzt zu alt, und Lord Jim ist es gleichgültig. Er kauft es von
einer Brauerei — weit fort, und die hauen ihn grausam übers Ohr.“
    Gerade da rief Master Hawkins
aus dem Wohnzimmer.
    „Nimm dir selbst einen
Schoppen, Tom!“
    „Recht schönen Dank, Master
Hawkins, aber ich hab oben im Herrenhaus gegessen.“
    Eine halbe Stunde später war
die Gaststube leer. Als er sah, daß es kein Freibier mehr gab, sagte selbst Ben
unter vielem Zwinkern und Rippenstößen gute Nacht und ging fort. Ich schob den
Vorhang zum Wohnzimmer zurück. Mrs. Hawkins war hinaufgegangen und hatte die
Tür zur Treppe hinter sich geschlossen. Aber Master Jim saß an dem kleinen
Tisch, die Kerze dicht neben sich, Papiere vor sich, und zählte etwas an den
Fingern ab. Ich dachte, er machte die Abrechnung.
    Doch statt
dessen starrte er in die Ferne und

Weitere Kostenlose Bücher