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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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murmelte:
     
    „Ihr Felsen fürchterlich und
wild,
    Ihr düsteren Kiefern- und
Eichenforste!“
     
    „Wälder, Sir“, sagte ich.
    „He, wie?“
    „Wälder würde besser klingen,
Eichen- und Kiefernwälder.“ Er schien mich nicht zu hören, sondern fuhr fort,
etwas an den Fingern abzuzählen. Ich ging zurück in die Schankstube, räumte die
Bierkrüge zusammen und spülte sie aus. Als ich mich im Brauhaus auf der
Rückseite des Hauses umsah, fand ich alles Gerät zum Bierbrauen und dick
verkrustete Säcke mit Korn und Malz. Alles war mit Staub bedeckt. Aber ich fand
auch eine Hängematte, die in einer Ecke verstaut war, und knüpfte sie an einen
Balken. Nach ein paar Versuchen rollte ich mich hinein und machte mich zum
Schlafen fertig. Am besten gut die Nacht durchpennen, dachte ich.
    Morgen würde Tom Carter wieder
auf der Straße sitzen. Pech. Trotz all ihrer komischen Angewohnheiten mochte
ich Master Jim und seine Mutter, Pistole und alles. Und über dem ganzen Ort
hing etwas schön Geheimnisvolles — das Herrenhaus, der Squire, der Doktor, Lady
Alice, mit ihrem Gerede von Silber, versiegelten Lippen, offenen Augen und was
nicht allem. Als ich fast eingeschlafen war, hörte ich ihn in der Stube auf und
ab schreiten und deklamieren:
     
    „Ihr Felsen fürchterlich und
wild,
    Ihr düstern Eichen- und
Kiefernwälder!“

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8.
Der Schauspieldichter
     
     
    Ich wachte mit der Dämmerung
auf, das Geräusch der Brandung auf den Felsen in den Ohren. Einen Augenblick
lang konnte ich nicht sagen, wo ich war, dann erinnerte ich mich. Das Gasthaus
„Zum Admiral Benbow“, Schwarzberg-Bucht, dem ich nach dem Frühstück mit einem
Shilling in der Hand auf Wiedersehen sagen sollte. Ich schwang mich aus der
Hängematte und ging in die Küche. Im Handumdrehen hatte ich ein Feuer im Herd
brennen. Ich durchstöberte die Speisekammer, fand einige Reste und setzte etwas
Speck in der Pfanne auf. Als ich auch ein paar Eier fand, kam mir die Idee, ein Omelette auf französische Art zu machen. Bis die alte
Dame ihren Weg nach unten fand, hatte ich den Tisch in der Gaststube gedeckt,
Teller, Becher und alles, und das Essen war kochend heiß. Sie machte große
Augen, sagte aber nichts und haute rein wie ein Viehhändler am Markttag. Als
Master Jim nach unten kam, mußte ich eine zweite Portion machen, und weg war
alles Eßbare — kein Frühstück für den kleinen Tom. Noch war kein Wort gefallen
außer „Guten Morgen“, und ich war unsicher, wie ich die Unterhaltung
hinausdehnen könnte, um die Haw-kins-Familie dazu zu bewegen, ihren Entschluß,
mich vor die Tür zu setzen, noch einmal zu überdenken.
    Doch genau in dem Augenblick
zog ich ein As. Draußen auf dem Weg rumpelte ein Brauereiwagen heran. Ohne
Master Hawkins eine Chance zu geben, sich zu rühren — nicht daß er irgendwelche
Anstalten dazu gemacht hätte, er war viel zu beschäftigt, seinen Wörtern auf
dem Tisch nachzujagen — flitzte ich hinaus und erwischte den Bierkutscher
gerade, als er ein Faß hinunterhieven wollte.
    „Vielen Dank, heute nichts“,
sagte ich.
    „Was?“ knurrte er, drehte sich
um und stierte mich an. Er hatte Schultern wie ein Schrank, und in seinen Zügen
lag etwas Boshaftes.
    „Der Wirt sagt, dies letzte Faß
konnte man nur zum Desinfizieren der Schafe gebrauchen.“
    Er stieß das Faß zurück auf die
Karre und ging einen Schritt auf die Schenke zu.
    „Ich frag ihn selber.“
    „Der Wirt hat zu tun, Ihr müßt
mit Mrs. Hawkins reden.“
    Das hielt ihn zurück. Er sah
verschlagen aus.
    „Was soll’s dann sein?“
    Ich sprang auf den Wagen. Unter
einer Plane lagen vorne noch mehr Fässer.
    „Zwei hiervon“, riet ich.
    „Die sind bestellt.“
    „Eins dann — oder...“
    „Oder was?“
    „Oder — gar keins.“
    Er wollte auf den Kutschersitz
zurückklettern, zögerte aber, als ich sagte: „Oder ich erzähl Euerm Meister,
daß Ihr sein Bier verpanscht, noch mehr, als er selbst, so.“
    Ein Schuß ins Schwarze. Er
sagte nichts mehr, sondern hievte ein paar Fässer vom Besten hinunter und
beförderte sie in die Schankstube. Ich lief hinein und bat Master Hawkins um
das Geld. Der Bierkutscher sah zu, ohne ein Wort zu sagen, aber er musterte
mich, als wollte er mir den Hals umdrehen.
    Ich wünschte ihm Guten Tag,
lief in die Schankstube, zapfte das erste Faß an, probierte, füllte einen
zweiten Krug und trug ihn stolz zu Master Jim hinüber. Er hatte sein Frühstück
nicht angerührt. Sein schönes

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