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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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abmessen.“
    So gingen wir ‘ m Flur- auf und ab, während ich bis zehn zählte, dann trat sie ein, schloß die
Tür und ließ mich draußen stehen. Eine Dame hat ihren Stolz. Ich war versucht,
mich über das Schlüsselloch zu beugen und zu lauschen, aber ich hatte kein
Verlangen, wieder auf die Straße gesetzt zu werden. So trat ich zurück und
wartete. Wenige Augenblicke später rauschte Lady Alice heraus, sah mich
überhaupt nicht, und Betsy winkte mich wieder herein. Der Squire sagte: „Nun,
Tom. Laß uns nicht mehr Zeit verlieren. Unser Pförtner wird dir zur
Schwarzberg-Bucht leuchten und dich zu Master Hawkins vom ‚Admiral Benbow’
bringen. Der braucht einen Jungen, da er selbst zur Zeit sehr beschäftigt mit anderen Dingen ist.“
    Der Squire grinste vor sich
hin, und Dr. Livesey runzelte die Stirn wegen dieser Unvorsichtigkeit.
    „So, Tom Carter. Betsy wird dir
den Weg hinunter zum Pförtnerhaus zeigen, und der Pförtner wird dir auf dem
restlichen Weg leuchten. Nein, danke mir nicht. Bedanke dich beim Doktor, der
dich auf der Straße aufgelesen hat. Tu einfach deine Arbeit, halte die Augen
offen, und wir werden alle sehr zufrieden sein.“
    Die Augen offenhalten? Seltsam,
so etwas zu sagen. Aber es war insgesamt ein seltsames Haus, in das ich da
geraten war, mit diesem Gerede von Schatzschiffen, Silberbarren und heimlichen
Spekulationen. Und was hatte die hübsche, dunkle Betsy vor, die an den Türen
lauschte?
    Alle diese Gedanken und viele
andere schossen mir durch den Kopf, als ich mit Betsy losging, meine alte
Segeltuchjacke über dem neuen Hemd, die Auffahrt hinunter zum Pförtnerhaus.

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6 .
Ben Gunns Streich
     
     
    Der Pförtner war ein komischer
alter Kauz, seine grüne Livree war fleckig und hier und da geflickt, und er war
von einem leichten Dunst von Alkohol umgeben. Er war schrumpelig und braun wie
eine Beere, mit wilden grauen Locken. Und er hatte die Angewohnheit
herumzutanzen, einen festzuhalten und mit sich selbst zu reden. Ich war nicht
sicher, ob ich ihm antworten sollte oder nicht, doch das schien ihm
gleichgültig zu sein. Er hüpfte mit der Laterne wie ein Irrlicht vor mir her
und wieder zurück und schwatzte die ganze Zeit dabei.
    „Tom Carter, stimmt doch, ja?
und was sagst du, is mein Name? und ich sag dir, ich heiß’ Ben Gunn. Und ich
wette, du sagst, ‘n komischer alter Name für ‘nen komischen alten Kauz.“
    Er hatte meine Gedanken
gelesen, wahrhaftig. Ben Gunn war kein Narr, obwohl er nicht aufhören konnte zu
quasseln.
    „Ein ungewöhnlicher,
freundlicher Mann, der Squire, sagst du, und ich sag dir, was das Geld
anbelangt, und das is heute auch nicht viel wert, ein großes Haus und die
Schwarzen und alles. Und der arme, alte, unwissende Ben Gunn, ein Christ und
ein Weißer, der die Einfahrtstore zu bewachen hat und sich glücklich preisen
muß.“
    Er erschreckte mich, als er mir
die Lampe vor die Augen schwang, packte mich beim Mantel und zog mich die
Straße entlang, die sich jetzt in die Höhe schlängelte und enger wurde, als wir
hinaufstiegen. Auf der rechten Seite konnte ich ständig die Wellen an die
Felsen branden und zurücklaufen hören, während Ben Gunn weiterplapperte.
    „Ich war reich, Tom, mein
Junge, und sagst du auch ,Niemals , Ben Gunn, du alter
Trunkenbold reich, niemals.’ Aber es is wahr, und es is noch mehr dort, wo es herkam.
Und warum geht der alte Ben dann nich und holt die Silberbarren, wenn er weiß,
wo sie sind?“
    Schon wieder Silberbarren, ich
spitzte die Ohren.
    „Die Antwort is, Tom, um
reicher zu werden, mußt du reich sein. Der alte Squire, wenn er ‘s Geld hätte,
wär’ er hinter mehr her. Er würd’n Schiff ausrüsten und rüber wär’ er zur
Schatzinsel wie ‘ne Kanonenkugel. Und warum, fragt Tom, und Ben sagt ihm…“ Der
Pförtner hob die Laterne, so daß das Glas mir die Nase verbrannte und fuhr
fort: „Damit er Lady Alice wieder aus dem Haus rauskriegt, und er und der
Doktor friedlich am Feuer sitzen und über alte Zeiten reden können.“
    „Was?“ rief ich, „seine eigene
Tochter?“
    „Tochter, sagst du, und Ben
sagt, niemals. Squire is der Vormund von Lady Alice. Sein alter Freund starb
und überließ es Squire, für sie zu sorgen. Ja, das is alles, was er ihm
überließ. So mußte Squire ihr schon ‘ne Aussteuer aus der eigenen Tasche
zahlen. Und das war auch nich grade billig. Aber Squire is ‘n Narr.“ Ben Gunn
sah sich um: „Kein Wort davon zu einem Christenmenschen,

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