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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Natalyia blickte zu Boden, Zokoras Augen begegneten meinen in ihrer üblichen direkten Art. Erkennen konnte ich in diesen schwarzen Augen nichts.
    »Ein jedes dieser Sandkörner verwandelte sich in ein Insekt, einem Hirschkäfer gleich, und fing an zu fressen. Es dauerte an, bis die Sonne unterging, erst danach fiel der letzte gesättigte Käfer von einem blanken Knochen in den blutgetränkten Sand und verwandelte sich erneut in ein Sandkorn.« Er schluckte. »Das wahrhaft Schreckliche an diesem Urteil war, dass die Männer länger lebten, als es eigentlich möglich war.«
    Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas und atmete tief durch. Noch immer sah Zokora mich an, diesmal erkannte ich, dass sie auf etwas wartete. Dachte sie, ich würde ihr einen Vorwurf machen?
    »Soltar wird ihre Seelen richten«, sagte ich dann. »Ich hätte Eurem Handeln zugestimmt.«
    »Soltar wird sie so bald nicht richten«, sagte Zokora bestimmt. »Solante hält sie in den Händen. Sie allein entscheidet, wann und ob sie ihrem Bruder die Seelen übergibt.«
    Mich fröstelte. »Wie ging es weiter?«, fragte ich dann. Varosch fuhr mit seinem Bericht fort. »Danach wies mich Zokora an, die nächsten drei Sklavenhändler zwischen die Knochen ihrer Kumpane zu binden. Doch diesmal stellte sie nur Fragen, während sie mit dem Sand in ihren Händen spielte. Keine Frage blieb unbeantwortet. Von Euch, Havald, wussten sie nichts, vermuteten Euren Tod, da ein Krüppel in ihren Augen keinen Wert hatte. Leandra vermuteten sie, wie ich Euch schon berichtete, auf diesem Schiff. Wir erfuhren, dass es keine Fügung des Schicksals war, was uns widerfuhr, sondern dass Fahrd Anweisung hatte, so mit einer Gruppe Fremder zu verfahren, auf die eine bestimmte Beschreibung passte. Wir wurden dort erwartet, Havald! Sie wussten, dass wir kamen und dort Zuflucht vor dem Sturm suchen würden.«
    Ich nickte bedächtig. So ungeheuerlich es sich auch anhörte, es schien mir, dass sich der lange dunkle Arm Thalaks sogar bis in dieses Alte Reich erstreckte. »Fahr fort, Varosch.«
    Varosch füllte sein eigenes Glas erneut und trank, bevor er weitersprach. »Die Sklavenhändler vermuteten, dass Leandra für ihren unbekannten Auftraggeber einen besonderen Wert besaß. Auch Zokora war für ein bestimmtes Schicksal vorgesehen. Sie wussten nicht, welches, nur dass sie ihrem Auftraggeber wichtig war. Natalyias verzweifelter Plan war umsonst, die Sklavenhändler hätten nicht gewagt, sich an Zokora zu vergehen.«
    Ich nickte erneut, aber ich sah Natalyias Blick. In ihren Augen las ich, dass sie der Überzeugung war, nichts hätte sich geändert. Ihr Opfer hatte einen Sinn gehabt und sie aus den Händen dieser Männer befreit.
    »Wir erfuhren auch, dass Fahrd üblicherweise die Ausrüstung seiner Opfer auf den Märkten in Gasalabad verkauft, also entschlossen wir uns, dorthin zu reisen, Fahrd aufzufinden und ihm sein Leben und unsere Ausrüstung zu entreißen. Danach wollten wir ein Schiff besteigen, um die Ufer des Gazar abzusuchen, ob wir dieses eine Schiff finden könnten. Wir befreiten die Sklaven, gaben jedem fünften von ihnen einen Dolch, verteilten, was wir an Proviant fanden, und brachen auf nach Gasalabad. Da die Stadt auch das Ziel der Sklavenhändler war, dauerte es nicht lange, bis wir ihre Tore sahen. Zokora fand ein angemessenes Schicksal für die Sklavenhändler, und wir suchten den Markt ab nach Fahrd und unseren Gütern. Bislang umsonst. Auf dem Markt hörten wir, wie eine Wache von einem Esseri sprach, groß und blond, der vor dem Tempel Soltars ein Bannschwert in den Boden gerammt hatte. Natalyia fragte die Wache, wo man diesen Esseri finden könnte. Er gab uns Antwort, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er dachte, sie würde uns nichts nützen. Und so fanden wir Euch.«
    Damit endete sein Bericht. Varosch schwieg, und für einen langen Moment war nur das Sprudeln des Brunnens zu hören. Dann sah ich zu Natalyia hinüber. »Wie geht es Euch, Natalyia?«
    Sie hob die Augen und sah mich an. »Gut, Ser Havald. Das Ritual der Läuterung erlaubt mir, mich daran zu erinnern, als wäre es einer anderen geschehen, und es beseitigte die Spuren dieser Nacht an meinem Körper. Auch bin ich mit der Strafe, die Zokora für die Männer wählte, mehr als zufrieden. Sie hat einem jeden der Sklavenhändler die Männlichkeit verdorrt, bevor wir sie verkauften.«
    Verdorrt. Ich entschloss mich, nicht weiter nachzufragen.
    Es klopfte zaghaft an der Tür. Natalyia erhob sich und

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