Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
wirklich nicht zu sich nehmen.«
»Zokora!«, rief ich, trat einen Schritt auf sie zu, schloss die überraschte Dunkelelfe in meine Arme und gab ihr einen Kuss. Sie biss mir auf die Lippe.
Als ich meine Lippen vor ihren scharfen Zähnen in Sicherheit brachte – ich war mir sicher, Blut zu schmecken –, hörte ich ein Räuspern und sah auf. Das Räuspern kam von einem lächelnden Varosch. Er und Natalyia standen in der Tür, Natalyia machte eine kleine Verbeugung und sah mich scheu an. Sie trugen alle immer noch die Gewänder von Sklavenhändlern und sahen erschöpft, verdreckt und abenteuerlich aus.
»Bei den Göttern, bin ich erfreut, euch wiederzusehen! Ich dachte schon, ich finde euch nie in dieser Stadt! Habt ihr Nachricht von Leandra?«
An der Tür, vorn beim Eingang zu meinen Räumen, fing es an zu hämmern.
»Nein, Havald«, sagte Zokora neben meinem Ohr. »Aber du kannst mich trotzdem wieder herunterlassen.« Ich hielt sie tatsächlich noch immer hoch.
»Ähm, Havald?«, sagte Varosch, als ich Zokora herabließ. »Könnt Ihr den Leuten hier erklären, dass wir tatsächlich Freunde sind und es nicht böse meinen?«
Ich öffnete schließlich die Tür und fand mich einem diskreten jungen Mann gegenüber. Hinter ihm standen ein halbes Dutzend Männer und Frauen aus der Dienerschaft. Alle sehr diskret.
»Ist alles in Ordnung, Esseri?«, fragte der junge Mann überraschend blumenfrei.
»Ja. Es sind Freunde. Sie haben mich gesucht.«
»Seid Ihr sicher?« Er sah mich an. »Rümpft die Nase, wenn es anders ist«, hauchte er, sodass es niemand außer mir hören konnte.
Ich sah ihn überrascht an. »Nein, es ist wirklich so«, antwortete ich ihm. Ich musterte ihn und die Wachen. Er trug das Gewand eines Schreibers, aber bei genauem Hinsehen erkannte ich unter dem Stoff die Rippen einer Rüstung. Auch die Diener waren gewappnet, und in dem einen oder anderen Ärmel zeichnete sich die Kante einer Klinge ab.
Ich war beeindruckt. »Habt Dank für Eure Vorsicht, Verwalter der Räume. Es sind in der Tat Gäste«, sagte ich mit einer Verbeugung.
Er besah mich noch einmal sorgfältig, dann nickte er und verbeugte sich ebenfalls. »Verzeiht die Störung, Esseri. Ich wage es kaum auszusprechen, doch auch auf die Gefahr hin, Euch zu erzürnen: Gewänder in der Art, wie Eure Gäste sie tragen, sind in den Hallen des Hauses der Hundert Brunnen ungern gesehen. Eure Gäste … Wenn sie Euch verlassen, wäre es mir eine Ehre, sie ungesehen aus dem Haus zu geleiten.«
»O Verwalter der Räume«, sagte Armin, als er neben mich trat und sich so tief verbeugte, dass seine Stirn fast den Boden berührte. »Herrscher der Vorsicht und Hüter der Diskretion, es ist nicht so, wie es den Anschein hat. Die Gäste meines Herrn sind keine geifernden Hyänen der Wüste, es sind die Schwester meines Herrn und zwei seiner Leibwächter, welche die Schwester sicher, aber verkleidet zu ihm brachten. Nun, da sie die Lieblichkeit dieser Herberge mit ihren Wundern an Bequemlichkeit gesehen haben, schämen sie sich der Täuschung und wünschen die Dienste eines Schneiders, um dem Haus und seinem Ruf Ehre zu machen.«
Der junge Mann warf mir einen skeptischen Blick zu, ich schaute betont neutral zurück und nickte.
»Ein Meister der Ausrede seid Ihr, dies ist gewiss, aber auch ein guter Diener Eures Herrn«, sagte der Verwalter zu Armin. »Es wird geschehen, wie Euer Herr es wünscht. Der Schneider wird sogleich erscheinen, es wird ihm eine Ehre sein, die Schwester des hohen Herrn und seine treuen Wachen ihrem Stande entsprechend einzukleiden.«
Alle sieben verbeugten sich und verließen rückwärts den Vorraum.
Ich schloss die Tür und seufzte. »Was wird uns das jetzt kosten?«, fragte ich Armin.
»Ein Vermögen, Esseri, ein Vermögen. Aber somit stehen Eure Gäste ebenfalls unter dem Schutz des Hauses der Hundert Brunnen.«
In den Leseraum zurückgekehrt, fand ich meine drei Freunde ohne die dunklen Burnusse der Sklavenhändler vor. Die einfachen Gewänder, die sie trugen, waren Zokora und auch Natalyia zu groß. Zokora und Varosch hatten in Sesseln Platz genommen, Natalyia saß auf dem Boden und hatte mir meinen Sessel freigelassen. Alle drei wirkten sie erschöpft, Zokora noch am wenigsten. Dennoch, ihr Gesicht hatte schärfere Züge gewonnen, es schien mir, als habe sie weiter abgenommen, aber sie begegnete meinem suchenden Blick mit einem fast unmerklichen Lächeln.
Dann sah sie an mir vorbei zu Armin. »Kleiner Mann. Du
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