Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
ihnen hinterher.
»War das ihr Danke?«, fragte Varosch. Ich musterte die Spuren im Sand und konnte nichts Besonderes an ihnen erkennen.
»Vielleicht. Ich hoffe, die Götter wachen über sie.« Ich sah den Geschwistern nach, bis sie hinter einem Hügel verschwanden.
»Die beiden waren seltsam«, sagte Varosch dann.
»Weißt du, Varosch, der Sklavenhändler sagte, sie seien extrem gefährlich. Siehst du einen Grund, ihm das zu glauben?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Kein Grund. Ich glaube trotzdem, dass er die Wahrheit sagte.« Er bückte sich und nahm die Fesseln auf. »Ich habe noch nie von magischen Fesseln gehört. Aber es scheint sie zu geben. Ich denke, ohne Grund trugen die beiden sie nicht.«
Armin kam angerannt. »Wo sind sie hin?«
»Ich habe sie freigelassen.«
»Esseri, ich danke Euch! Es wäre eine Sünde gewesen, die beiden weiterhin gefangen zu halten.« Er sah die Fesseln in Varoschs Hand. »Werft diese unheiligen Fesseln weg! Verscharrt sie tief im Sand oder versenkt sie im Gazar!«
»Was weißt du über die beiden?«, fragte ich Armin.
»Sie gehören einem heiligen Volk an, das in der Wüste lebt. Immer wieder wird von ihnen erzählt, aber gesehen hat sie bisher niemand. Aber die zwei entsprachen genau der Beschreibung.«
»Nackt in der Wüste? Und dabei bleich und blond?«, fragte Varosch.
Armin nickte. »Sie sind heilig. Die Sonne scheint sie nicht so zu berühren wie Euch.« Er sah zu mir hoch. »Die Haut auf Eurer Nase löst sich bereits.«
»Ich danke dir. Ich hätte es sonst wohl nicht bemerkt.«
»Was nun?«, fragte Varosch. Der Braten war soweit durch, und Armin hatte für uns einen niedrigen Tisch an Bord der Lanze gedeckt. Es war früher Nachmittag.
»Ich weiß es nicht. In dem schwarzen Zelt der Sklavenhändler stehen drei Käfige für eine ›besondere‹ Lieferung. Der Händler sagte, dass er auf eine Lieferung warte, die sich verspätet habe, ist sich aber sicher, dass sie heute Nacht eintrifft.«
Zokora schnitt sich ein Stück Braten ab. »Vielleicht Leandra, Sieglinde und Janos?«
Ich sah sie missmutig an. »Ich weiß es nicht! Das ist ja das Problem! Ich hoffe, dass sich Leandra befreien konnte und die Sklavenhändler umsonst warten.«
»Ihr habt vermutet, dass, wenn unsere Gefährten sich befreien konnten, sie vielleicht zur Wegestation unterwegs sind, um nach Euch zu suchen, Havald«, sagte Varosch. »Wenn sie dort sind, wird man ihnen mitteilen, dass Ihr nach Gasalabad geritten seid. Und dort wird man unsere Gefährten wohl bald an das Haus der Hundert Brunnen verweisen. Es ist genügend Zeit vergangen, dass sie vielleicht schon dort auf uns warten.«
»Oder aber man hält sie betäubt, und sie liegt in einem Käfig auf dem Weg hierher.«
»Dann bleibt uns nichts, als die Nacht abzuwarten, nicht wahr?«, sagte Zokora.
»Ja, aber mir gefällt es nicht. Es gibt auch andere Dinge zu bedenken. Essera Marinae und Faraisa. Natalyia. Der Maestro oder Nekromant, der uns durch diesen Vogel beobachtete. Diese Porträtbilder, die nicht hier sein dürften. Und der Angriff auf Faihlyd.«
»Marinaes Schwester?«, fragte Zokora.
Ich nickte. »Armin erzählte mir, dass das halbe Land sie wie eine Heilige verehrt. Er meint sogar, dass die Emire sie zur Kalifa bestimmen könnten. Ich weiß, dass der Angriff des Greifen auf sie kein Unfall war, aber sonst scheint niemand diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen.«
»Wenn wir ihr helfen, kann es sein, dass sie uns etwas schuldet, wenn Leandra vor dem Rat der Könige sprechen will«, meinte Varosch. »Das könnte von Vorteil sein.«
Ich nickte nur und aß weiter. Der Braten war gut. Hase. Varosch hatte ihn geschossen. Hasen hatte ich schon oft gegessen, aber es waren Armins Gewürze, die den Unterschied machten.
Varosch streckte sich. »Es ist schon seltsam, dass man sie so nahe an der Stadt gefangen hielt.«
»Vielleicht weiß man in der Stadt noch nicht einmal etwas von dem Schicksal der Essera.« Ich wischte mir den Mund ab und lehnte mich zurück. »Abgesehen davon glaube ich nicht, dass sie verschleppt werden sollte. Jemand benutzte die Sklavenhändler, um sie nahe der Stadt bereitzuhalten. Das ist das nächste Problem. Der Sklavenhändler sagte, er erwarte den ursprünglichen Käufer bald. So wie er tat, ist der Käufer eine wichtige Person. Es könnte von Nutzen sein zu wissen, wer er ist.«
»Meint Ihr, er erscheint noch?«, fragte Varosch.
»Das kommt darauf an, wer die Vögel auf uns regnen ließ.«
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