Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Sichtweite hinter der Bordwand gelegen hatten, und entspannten sie.
»Nein«, sagte ich. »Wir müssen noch warten. Oder einen Entschluss fassen.«
Derals Augen weiteten sich, als er sah, wie Armin vorsichtig die junge Adlige neben die Feuerstelle unter den Schatten der Plane bettete. »Götter! Das kann nicht sein!«, rief er und wollte zu ihr eilen. Ich hielt ihn zurück.
»Deral. Bei unserem Leben, es ist nicht gut, sie zu kennen, nicht bevor es an der Zeit ist.«
Er zögerte.
»Nennt auch nicht den Namen.« Ich machte eine diskrete Geste gen Himmel. Er schaute hoch und erblickte den einsamen Aasgeier, der immer noch über uns seine Kreise zog.
Ich ging nach achtern, sah nach Natalyia, die mir unverändert erschien, und fing an, mich aus meinen verdreckten Gewändern zu schälen. Helis, die dort in der Ecke einen Platz für sich und Faraisa gefunden hatte, sah mit einem kindlichen Lächeln zu mir auf und wiegte Faraisa in den Armen. Der Säugling schlief, ruhig und gesättigt, an ihrer Brust.
Zokora trat an mich heran. »Das ist die Frau von der Karawane«, sagte sie leise.
»Ja. Es ist wahrscheinlich die Mutter.«
Zokora trug immer noch dieses luftige Kleid. »Diese Gewänder stehen Euch.«
»Ich werde Varosch sagen, dass du meinen Körper bewunderst. Es wird ihn anspornen, sich mehr Mühe zu geben. Bist du ein guter Liebhaber?«, fragte sie mit einem aufreizenden Lächeln.
»Das, Zokora, geht Euch nichts an.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich werde Leandra fragen, ob sie dich mir für eine Nacht leiht.«
»Das werdet Ihr nicht tun!«, rief ich erschrocken, aber sie lachte nur.
Vom Lager her hörte ich eine wütende weibliche Stimme. Die beiden Geschwister saßen ruhig im Sand neben dem Kochfeuer und tranken aus einem Wasserschlauch, den Varosch ihnen reichte. Dafür, dass die Sklavenhändler sie als so gefährlich erachteten, waren sie ruhig und gesittet. Das konnte man von der jungen Adligen nicht behaupten. Ich sah, wie sich die junge Frau auf Armin stürzte und ihn mit einem Hagel aus Schlägen bedachte.
Er wehrte sich nicht, hielt nur die Arme schützend über sein Gesicht, während er versuchte, auf sie einzureden.
Ich rannte los, Zokora an meiner Seite.
»Beruhigt Euch, o Blume der Barmherzigkeit! Ihr seid … Au! … unter Freunden hier … ich bitte Euch … hört, Au! … hört auf … nicht das!« Sie trat zu.
Er krümmte sich und fiel zur Seite weg.
Sie sprang auf, rannte auf einen der Schiffer zu, der völlig perplex mit erhobenen Händen vor ihr zurückwich, aber sie wollte nichts außer seinem Dolch, den sie ihm aus seiner Schärpe riss. Blanker Stahl funkelte in der mittäglichen Sonne, als sie ihn drohend vor sich hielt. Ihre eine Hand war erhoben, während der Stahl in ihrer anderen Hand ein langsames Muster wob. »Wagt nicht, näherzukommen!«, rief sie, als ich ans Ufer sprang. »Ich schlitze euch auf und werfe euch den Krokodilen zum Fraß vor!«
Sie wich vor mir zurück. Varosch sah mich fragend an, auch der Schiffer blickte verwirrt und ängstlich.
Ich beachtete sie erst gar nicht und begab mich zu Armin. Als ich ihn hochzog, sah ich, dass er Tränen in den Augen hatte.
»Geht es?«, fragte ich. Er nickte nur und sah mich hilflos an. Zokora erschien, sie hielt ihr Blasrohr in der Hand und blickte fragend zu mir.
»Geh an Bord und wasch dich, kleide dich sauber an«, sagte ich zu Armin.
»Ich werde in Borons Tempel Myrrhe verbrennen und für Eure ewigen Qualen beten. Der Gott der Gerechtigkeit wird mich erhören und dem Henker göttliches Geschick verleihen, auf dass ihr tausend Tage sterben werdet. Dann werde ich ein Fest geben und Euer Kopf, in Aspik und auf einer silbernen Schale, mit einem Apfel im Maul wie ein Schwein, wird meine Tafel krönen.« Tränen liefen ihr über das Gesicht, und die Wut, Trauer und der Hass in ihren Augen sagten mir, dass sie zur Zeit zu allem bereit war.
Zokora war neben mich getreten und sprach nun zu der Frau. »Bist du blind? Du siehst nicht«, sagte sie. Ihre Stimme war ruhig und gelassen. »Sieh.«
Die junge Frau blinzelte.
»Sieh die frischen Kleider. Sieh den Braten auf dem Feuer, die Schale Obst und das Wasser daneben. Sieh ein Lager aus Kissen, im kühlen Schatten.« Zokora hielt die Hand vor die Augen und blinzelte hoch zur Sonne. »Das ist wohl die Erklärung, Havald«, sagte sie. »Zuviel Hitze versengt den Geist.« Sie drehte sich um und ging an mir vorbei Richtung Schiff. »Nimm ihr den Dolch ab, sonst schneidet sie
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