Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
sich noch«, sagte sie im Vorbeigehen und verschwand an Bord.
»Wer ist sie, dass sie es wagt, so mit mir zu sprechen?«, fragte die junge Frau fassungslos.
Ich sagte kein Wort, ließ mich am Feuer nieder und legte Seelenreißer neben mich. Aus der Obstschale nahm ich einen Apfel und biss hinein. Vor nicht ganz einem Mond waren die einzigen Äpfel, die ich essen konnte, verschrumpelte Winteräpfel gewesen. Ich genoss den frischen Geschmack.
»Geht«, sagte ich dann zu ihr. »Wenn Ihr sterben und Eure Tochter nie mehr wiedersehen wollt, dann geht!«
Sie spuckte mir vor die Füße. »Du bist ein Ungeheuer!«, rief sie und stürzte sich auf mich.
Idiot!, dachte ich und meinte damit mich selbst, denn ungeschickter hätte ich es wohl kaum sagen können. Ich wich ihrem Dolch mit einiger Mühe aus. Sie verstand sogar, damit umzugehen.
»Hört auf, Essera, es war ungeschickt … formuliert!« Ich sprang zurück und griff ihre Dolchhand. »Was ich meinte … hört auf zu kratzen! … war … Ihr seid frei … und könnt … verflucht! … gehen!«
Ich stieß sie zurück und warf den Dolch zur Seite weg.
Sie stand schwer atmend vor mir.
»Bravo, Havald«, sagte Varosch von dort, wo er mit den Geschwistern stand. »Das war taktvoll.«
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, er grinste. Die beiden Geschwister standen da und verfolgten das Geschehen mit Neugier in den Augen.
»Setzt euch endlich! Ihr seid Gäste!«, rief ich, und zu meinem Erstaunen ließen sie sich gleichzeitig nieder, so gut aufeinander abgestimmt, dass sie silbernen Ketten sich nicht einmal spannten.
Soviel also dazu, dass sie nichts verstanden.
»Wie meint Ihr das?«, fragte die junge Frau misstrauisch.
»Hättet Ihr drei Wünsche frei, welche wären das?«
»Meine Tochter, meine Freiheit, deinen Kopf.«
Götter, war die Frau stur.
»Ich gewähre euch die ersten zwei. Meinen Kopf will ich allerdings behalten«, antwortete ich. »War das jetzt klarer?«
»Ich verstehe nicht!«, rief sie und fing an zu weinen. »Meine Tochter ist verloren!«
Götter, warum ich?
Ich griff in meinen Beutel, und als ich ihr meine Hand hinhielt, lagen sechs Perlen aus Bernstein auf meiner Handfläche.
Ihre Augen weiteten sich. »Wo ist sie? Wo ist meine Tochter!« Sie machte Anstalten, sich wieder auf mich zu stürzen.
»Wenn Ihr Euch nicht sofort hinsetzt und mir zuhört, ich schwöre es bei den Göttern, versohle ich Euch den Hintern! Sie ist wohlauf, und wenn Ihr mir zuhören würdet, könntet Ihr sie schon längst in Euren Armen halten.«
Sie hörte nicht zu. Natürlich nicht. Sie sah sich um. Hier an Land war sie nicht. Also blieb das Schiff. Sie rannte los.
»Nein, wartet!«
Zu spät.
Ich lief ihr hinterher. Varosch klatschte langsam in die Hände. »Gut gemacht!« rief er. Am besten brachte ich ihn später um. Ich spurtete hinter ihr her.
Sie hatte das Schiff erreicht, die Mannschaft wich vor ihr zurück, eine Entscheidung, die ich nicht gutheißen, aber verstehen konnte. Sie erblickte Helis und stürzte sich auf sie.
»Du Hexe! Gib mir meine Tochter!«
Helis warf sich schützend über Faraisa, Armin versuchte zwischen die beiden Frauen zu gelangen, aber die junge Frau war zu schnell und packte Helis an den Haaren. Armins Schwester fing an zu weinen.
Armin versuchte die junge Frau von seiner Schwester zu lösen, aber sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen.
»Hexe! Tochter einer Sumpfnatter, gib mir mein Kind!« Sie fuhr Helis mit ihren Fingern durchs Gesicht, und Helis schrie angstvoll auf.
Armin griff die junge Adlige am Arm, schwang sie herum und gab ihr eine Ohrfeige.
»Niemand, auch Ihr nicht, spricht so zu meiner Schwester!«, schrie er sie an, und diesmal nahm sie ihn wahr, kein Wunder, denn noch nie hatte ich Armin so laut gehört.
»Sie ist ein größeres Opfer, als Ihr es seid!«, rief er. »Ein Nekromant nahm ihr den Geist und ihr Kind. Sie ist die Amme Eurer Tochter und liebt sie von Herzen, und auch Ihr rührt sie nicht an! Ihre Muttermilch hat Eurer Tochter das Leben gerettet, und so werdet Ihr es ihr nicht danken!« Empört stieß er sie zurück.
Fast in Zokoras Arme. Diese ergriff die junge Frau mit der rechten Hand an der Schulter. »Setz dich«, sagte Zokora in einem Tonfall, der zu der jungen Frau durchdrang. Oder war es Zokoras Griff, der die Adlige auf die Planken der Lanze niederzwang?
»Götter«, sagte ich, als ich mich vor ihr niederließ. Sie sah an mir vorbei zu Helis, die weinend versuchte, Faraisa zu beruhigen. Jedes
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