Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
mit Gewissheit tot.«
»Ist der Sklavenmarkt in Gasalabad?«, fragte ich.
»Ja, dort könntet Ihr ihn finden, wärt Ihr in der Lage, diesen angenehmen Raum zu verlassen. Aber ich befürchte, unser Gastgeber hat andere Verwendung für uns.«
»Und welche wäre das?«
»Futter für die Arena. Ein blinder Krieger und ein Gaukler. Ein kurzzeitiges Amüsement. Ich denke, Fahrd bekommt nicht mehr als ein halbes Silberstück für uns beide, aber er ist zu feige, uns selbst zu töten. Wohin nur mit unseren Leichen, wir würden anfangen zu stinken! Also verkauft er uns an die Arena.«
Ich musterte meine Fesseln. Sie waren aus Eisen, und ein eiserner Stift war kalt in den Verschluss geschlagen. Er saß fest. Die Kettenglieder waren rostig, aber fest, und auch die Verankerung im Stein schien mir stabil. Ich zog an den Ketten, es klirrte laut, aber außer einem neuen Schmerz an meinen Handgelenken tat sich nichts.
Ich wollte, Poppet wäre da. Oder einer der anderen. Mir kam ein Gedanke. »Was ist mit meiner Ausrüstung?«
»Was soll mit ihr sein? Fahrd hat sie, zusammen mit Eurem Geld. Er wird alles, was Ihr je besessen habt, auf dem Markt verkaufen, so ist er reich geworden.«
»Woher wisst Ihr das alles?«
»Ich hatte Zeit zum Grübeln. Außerdem besitzt Fahrd einen gewissen Ruf.«
»Und dennoch hat er auch Euch erwischt?«
»Der Trick mit der Laterne war mir neu. Auch ein alter Hund muss neue Tricks lernen, wenn er älter werden will. Ich fürchte, ich habe zu langsam gelernt. Ich hoffe natürlich, dass meine Wortgewandtheit den Hunger der Löwen stillen wird, denen man mich zum Fraß vorwirft, aber ich muss zugeben, dass ich leichte Zweifel hege, ob ich diese Fütterung überlebe.«
»Ich bin sicher, Ihr werdet sie mit Eurer Zunge zähmen.«
Ich stand auf, immer noch unsicher, aber allmählich ging es mir besser. Ich betrachtete wieder meine Fesseln. Nur dieser kleine Stift hielt sie geschlossen. Mit einem Hammer gesetzt. Ein erneuter Hammerschlag mit einem Stempel würde ihn wieder heraustreiben. Mir fehlte indes der Hammer.
Ich versuchte die Hand aus dem eisernen Ring zu ziehen, auch das war sinnlos. Irgendwie hatte ich es in all meinen Jahren vermeiden können, in Ketten zu liegen, und es verbitterte mich, nun diese Erfahrung zu machen.
Ich schloss die Augen und versuchte zu fühlen, wo Seelenreißer sich befand. Doch ich spürte nichts.
Dieser Stift. So ein kleines Stückchen Metall stand mir im Weg. Ich versuchte, ob ich den einen Stift mit der anderen Manschette treffen konnte. Das ging. Aber der Stift rührte sich nicht. Ich sah ihn mir genauer an: Das eine Ende war gestaucht.
Poppet hätte mit ihrem Talent die Kette aus der Wand gelöst, Leandra oder Zokora wäre bestimmt ein Spruch eingefallen.
»Warum lächelt Ihr?«, fragte Armin neugierig.
»Ich dachte gerade an meine Gefährtinnen und wie sie reagieren werden, wenn sie sich gefangen finden.«
»Ich sagte Euch schon, sie werden schlimmer leiden als wir. Für uns ist es einfach. Ein Happs und ein Rülpser und wir ruhen friedlich im Magen eines Löwen. Ihnen steht ein ganzes Leben voll Leid bevor.«
Nicht wenn ich es verhindern konnte. Aber wie? Ich besaß nur ein geringes magisches Talent. Genug, um eine Kerze zu entzünden. Ich musterte wieder den Stift. Leandra hatte mir erklärt, wie Magie funktionierte. Es gab eine Kraft in allen Dingen um uns herum. Ein Magier entzog diese Kraft seiner Umgebung und formte sie neu, so musste es auch sein, wenn ich einer Kerze die Flamme gab oder nahm. Wenn ich eine Kerze löschte, nahm ich ihr die Kraft. Kraft ist Wärme. Vor meinem Auge sah ich, wie Sieglinde Eiswehr erhob und einen stählernen Lanzenschaft berührte. Er lief mit Raureif an, dann schlug sie ihn leicht und er zersprang in tausend Stücke.
Das gleiche Prinzip. Jeder Soldat wusste, dass Stahl bei tiefen Temperaturen spröde wird. Schwerter brachen leichter, wenn sie kalt waren.
Ich lenkte alle meine Gedanken auf den Stift an meiner rechten Manschette. Ich stellte mir vor, er wäre eine Kerzenflamme. Wie genau tat ich das, was ich tat? Es fühlte sich an, als ob ich an einer Schnur zupfen würde … eine Schnur … Leandra hatte mir von Bändern aus purer Kraft erzählt … Unterschied sich mein bescheidenes Talent vielleicht doch nicht so sehr von ihrem?
»Was tut Ihr da?« Armin. Meine Konzentration brach, und ich seufzte. »Ich versuche die Manschetten zu überreden. Um Euch nicht zu stören, tue ich es leise«, gab ich etwas bissig
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