Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Moment war ich dankbar dafür, dass mich die Ketten hielten.
»Könnt Ihr mir sagen, was passiert ist?«
»Nichts leichter als das! Zwar bin ich hier seit Tagen eingesperrt, aber die Schärfe meines Geistes und der Witz meiner Zunge werden Euch überzeugen, dass ich, Armin di Basra, tatsächlich das Wissen besitze, das Ihr benötigt.«
»Janos! Varosch!«, rief ich. Keine Antwort. »Leandra! Sieglinde! Natalyia! Zokora?«
»Sind dies die Namen Eurer Götter? Ruft sie noch lauter, und ein Wunder wird geschehen, die Tür zu unserer Zelle wird sich öffnen! Seht, ich verfüge über die Gabe der Prophezeiung!«
Tatsächlich hörte ich, wie eine Tür sich öffnete und schwere Schritte auf mich zu kamen.
»Welcher Hund bellt hier das Haus zusammen?«, rief eine raue Stimme.
»Nicht ich, o Meister der Ketten und des Knüppels. Es ist der Fremde, in seiner Not flehte er um Beistand durch seine Götter. Verschont ihn, er wusste es nicht besser und …«
»Schließ dein plapperndes Maul, sonst stopfe ich es dir!«
»Wie Ihr wünscht, o Herrscher der Drohungen.«
»Ich warne Euch …«, begann ich. Dann traf etwas Hartes meinen Kopf.
Als ich diesmal erwachte, wusste ich, dass ich mich nicht im Bett befand, sondern immer noch angekettet an einer Wand. Neben mir schnarchte jemand leise. Ich tastete mit dem Fuß, bis ich mit meinen Zehen ein knochiges Schienbein berührte, und stieß ihn an.
»Was? Ihr!«, rief Armin. »Oh, wie unhöflich! Mich aus meinen süßen Träumen und vom Busen einer Jungfrau zu reißen! Besitzt Ihr denn keinen Anstand? Ist es nicht genug, dass ich hier gefangen bin wie ein Hund, muss ich meinen Zwinger auch noch mit einem Köter teilen, der nichts von Etikette versteht?«
»Redet Ihr immer so viel?«, fragte ich.
»Redet Ihr immer so viel, fragt er! So sagt mir, warum auch nicht? Warum sollte ich meine Worte auf die Waage legen, wie ein geiziger Kaufmann seine Ware wiegt? Worte habe ich, es ist der einzige reiche Schatz, der mir geblieben ist. Welche Zeit verschwende ich denn, die Eure etwa? Glaubt mir, Ihr habt keine Zeit, meinen wohlgesetzten Worten zu lauschen und … Au!« Ich hatte ihn aus Versehen noch mal gestoßen. »Wollt Ihr mit mir, Armin di Basra, nun auch noch Zwist anfangen? Soll dies mit einem Händel, oder eher Füßel, enden, mit mir, dem einzigen Freund, den Ihr in diesem traurigen Domizil haben werdet? O Götter, wollt Ihr mir die Last des Schicksals noch weiter erschweren, muss ich mich nun harter Tritte erwehren, ich, den das Schicksal nun wahrlich genug getreten hat?«
O Götter. Ich holte tief Luft. Das konnte ja noch heiter werden. Mein Kopf dröhnte, meine Augen schmerzten, und ich sah doppelt. Ich setzte mich aufrecht hin, Armin für den Moment vergessend, und blinzelte. Ja, ich sah etwas! Nicht viel, aber es war nicht das Dunkel meines Augenlichts, sondern die Dunkelheit eines Kellerraums, in den durch einen Türspalt ein Hauch von Licht fiel, der nun schärfer und schärfer wurde, als das Doppelbild verschwand. Ich konnte wieder sehen!
»Danke!«, hauchte ich. Die Götter hatten meine Gebete erhört.
»Nicht nur hat er keinen Benimm, jetzt haben ihn auch noch die Geister verlassen. Oder dankst du mir für eine Lektion in Anstand?«
Ich wandte ihm den Kopf zu. Viel konnte ich im Halbdunkel nicht ausmachen, außer dass er klein und zierlich war, sein Kopf rasiert bis auf einen Zopf, und er einen Spitzbart trug. Er machte einen noch elendigeren Eindruck, als ich es wohl tat, er sah regelrecht ausgemergelt aus. Wenn er auch nur ein Gramm Fett übrig hatte, dann verbarg es sich gut vor meinen Augen.
»Ich entschuldige mich, Armin«, sagte ich, während ich mich weiter umsah. Drei Wände waren aus großen gleichförmigen Quadern aus grauem Stein erbaut. Unter dem Stroh zu meinen Füßen sah ich diese ebenen Steinplatten, wie sie bisher in allen Kellern einer Wegestation zu finden gewesen waren. Ich befand mich im Keller der Station, ohne Zweifel, ich hatte ja nun einige von ihnen gesehen. Ich vermutete, dass dieser hier derjenige unter dem Gastraum war. Die Eisenketten waren alt und rostig, aber immer noch stabil und sauber im Gestein hinter mir eingelassen. Die Wand vor mir war anscheinend nachträglich eingezogen worden und enthielt eine stabile, eisenverstärkte Tür aus Holz.
Armin und ich saßen nebeneinander in der linken Ecke des Raums, ich mehr zur Mitte und er am Rand, rechts von uns waren noch zwei Kettenpaare unbesetzt. Altes, fauliges Stroh war
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