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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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seltsames Phänomen. Vielleicht konnte es mir Leandra erklären. Für einen Moment packte mich die Angst, ich könnte sie nie wiedersehen.
    Ich untersuchte die beiden Teile des Stifts, dann den intakten in der linken Manschette. Ließ sich Eis und Glut näher aneinander bringen? War es dann weniger anstrengend? Leandra hatte auf jeden Fall recht: Es war Schwerstarbeit. Es wäre wirklich leichter, diesen Stift mit einem Hammer herauszuschlagen. Hätte man einen Hammer.
    Diesmal fiel es mir deutlich leichter, meinen Trick anzuwenden. Es war zu dunkel, um genau zu erkennen, was passierte, aber auch hier hatte ich den Eindruck, als ob eine Stelle des Stifts zu schimmern begann.
    »Soll ich vielleicht Lärm machen, Meister Havald? Ein Liedchen singen, mit den Ketten rasseln?« Armin. Schon wieder. Ich merkte, wie mir meine Konzentration entglitt, hörte auf und atmete tief durch, während ich darauf wartete, dass meine Kopfschmerzen nachließen. »Nein, danke. Stört mich einfach nicht. Wisst Ihr, es kann eine Menge schief gehen, wenn man hierbei gestört wird.«
    »Oh«, sagte Armin und schwieg dann tatsächlich.
    Im Halbdunkel der Zelle musterte ich den Stift. Er besaß in der Mitte, wo das Metall poliert erschien, einen Ring, etwa so breit, wie ein Fingernagel dick ist. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus zog ich an der Manschette. Mit einem kaum hörbaren Klicken zersprang der Stift in zwei Teile.
    Ich war frei. Ich öffnete beide Manschetten, bewegte meine Hände und kratzte mich endlich am Kopf. Es war eine Wohltat.
    »Ihr seid wahrlich beeindruckend. Diesmal habe ich nichts gehört. Würdet Ihr mir die große Freude machen und auch mich von meinen Ketten erlösen? Ihr werdet es nicht bereuen.«
    Ich musterte ihn skeptisch.
    »Ihr seid ein Fremder hier und kennt weder die Sitten noch die Gebräuche noch das Land. Als Euer Diener könnte ich mich gewiss als nützlich erweisen.«
    »Das ist es nicht, Armin. Ich überlege gerade … Was haltet Ihr davon, wenn ich für Eure Ketten einen Hammer verwende?«
    »Zum Hämmern fehlt der Hammer«, sagte er.
    »Ich bin sicher, hier findet sich irgendwo einer.«
    Ich schloss die Manschetten wieder um meine Handgelenke.
    »Was haltet Ihr von dem Vorschlag, Herr? Könnt Ihr Euch vorstellen, mich in Eure Dienste zu nehmen? Braucht Ihr nicht Hilfe, blind wie Ihr seid?«
    »Ich bin nicht blind, Armin.«
    »Nicht blind? Ich hörte, wie die Wachen erzählten, dass der Sklavenhändler es mit einem Licht überprüft hat. Er war sich sicher, dass Ihr blind seid.«
    »Ich war es. Jetzt nicht mehr.«
    »Die Götter seien gepriesen, ein Wunder ist geschehen in dieser armseligen Zelle! Und ich war dabei … und habe nichts davon bemerkt! Wollt Ihr nicht vielleicht doch die Stifte …«
    »Glaubt mir, mit einem Hammer geht es einfacher.«
    Ich fing an zu singen. »Sah eiiiiin Knab ein Määääädglein stehen, mit güüüüülden Haar so schööööööön wie die Sonn! Hob der Knab sein Höööörnlein an …«
    »Götter, jetzt ist er verrückt geworden«, hauchte Armin. »Die Magie hat sein armes Hirn verbrannt!«
    »Ruhe da drinnen!«, rief die Wache.
    »Als die Magd das Hööööörnlein sah, wurd iiiiiiiihr schwach und bang. Sodass dann der Knaa-ab ihr Hääääääändlein nahm …«
    Die Zellentür sprang auf, und die Wache stürmte herein, Knüppel in der Hand und zum Schlag erhoben. Fast reagierte ich aus Überraschung zu langsam, denn an seinem Schwertgehänge hing kein anderes Schwert als Seelenreißer!
    »Zu mir!«, rief ich. Die Klinge sprang aus der Scheide in meine Hand, der Stahl leuchtete in einem fahlen Licht, und ich spürte seine Freude und Erregung, als sich meine Finger um sein vertrautes Heft schlossen und die Klinge jenen Bogen schlug, der so typisch für diese verfluchte Waffe war. Der Kopf des Wächters flog zur Seite weg, Seelenreißer badete im Blut des Sterbenden, und noch bevor ich mich zu Armin wandte und zweimal zuschlug, war das Blut im Stahl versickert. Diesmal teilte ich das Gefühl der Freude und der Genugtuung, wehrte mich nicht, als ich spürte, wie Seelenreißers Kraft in mich floss.
    Armin saß da und sah mit großen Augen auf seine Handgelenke herab. Beide Manschetten waren sauber am Gelenk getrennt. Für Seelenreißer war gewöhnliches Eisen kaum ein Hindernis.
    »Ihr seht, ich brauchte doch keinen Hammer«, sagte ich. Langsam hob er seinen Blick zu mir und schluckte. Seine Augen lagen starr auf meinen, und ich las Angst und Furcht und etwas

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