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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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verstand er den winzigen Wink mit dem Zaunpfahl ja…

    Zwei Tage später passierte etwas Merkwürdiges: Ich konnte mein Handy-Ladegerät nicht finden. Normalerweise lud ich es immer am Computer, da dieser aufgrund der Arbeit ohnehin den ganzen Tag an war. Doch heute hatte ich es vergessen und suchte nun in der Küchenschublade nach dem Kabel, um das Handy ganz konservativ an der Steckdose zu laden.  
    Überhaupt schienen immer mehr Dinge spurlos zu verschwinden. Mein Parfüm hatte ich gestern Morgen schon nicht gefunden und davor waren es meine dicken Lieblingssocken gewesen.  
    Noch einmal wühlte ich ratlos durch die Schublade, dann warf die Erkenntnis mich fast um. Mit spitzen Fingern nahm ich den Schlüssel zu Frederiks Wohnung vom Brett und machte mich auf den Weg in die Höhle des Feinds.
    Im Wohnzimmer blieb ich stehen und wartete darauf, dass Schröder sich auf mich stürzte. Stattdessen hockte er auf der Sofalehne und beobachtete mich. Aus einem Impuls heraus ging ich in die Küche und zog die oberste Schublade auf.  
    Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte mein Ladegerät an. Mein Weg führte mich ins Bad, wo ich das Parfüm im Schrank fand. Ins Schlafzimmer ging ich nicht einmal mehr, denn mir war klar, dass ich die Socken dort finden würde. Benutzte Frederik etwa die gleiche Taktik wie ich?
    Während ich so damit beschäftigt gewesen war, meine Sachen heimlich bei ihm unterzubringen, war mir nicht aufgefallen, dass er offenbar ebenfalls alles aus meiner Wohnung mitgehen ließ, was nicht niet- und nagelfest war. Dieses kleine, geschickte Schlitzohr.
    Grinsend stand ich in seinem Wohnzimmer und dachte darüber nach, dass ich wusste, warum ich ihn so liebte. Der Gedanke schockierte mich zwar von Zeit zu Zeit immer noch, aber langsam gewöhnte ich mich daran.
    Zuerst wollte ich das Ladekabel wieder mit zu mir nehmen, doch dann entschied ich mich spontan dazu, das Handy hier zu laden. Als ich vor der Steckdose stand, sprang Schröder elegant von der Sofalehne und begann damit, um meine Beine zu streichen. Ich sah nach unten und fragte mich, woher der plötzliche Anflug von Zuneigung kam. Da hörte ich den Schlüssel im Schloss.
    Erstaunt sah ich zu dem Kater. »Das ist jetzt nicht wahr, oder?«
    Frederik war nicht einmal sonderlich überrascht, mich in seiner Wohnung zu finden. »Hi.«
    »Hi.«
    Vielsagend blickte der Mann nach unten, wo sich das durchtriebene Tier an meinem Bein rieb. »Ich weiß gar nicht, was du hast. Offensichtlich mag Schröder dich doch.«
    Ich war sofort bereit, zu schwören, dass der Kater mich angrinste. Schröder war unglaublich. Er musste gehört haben, dass Frederik kam. Das Ganze war einfach zu unrealistisch.  
    »Ja, ich glaube, du hast recht.« Damit bückte ich mich und kraulte Schröder hinter den Ohren. Ruhig fuhr ich fort: »Kannst du dir vorstellen, dass ich jetzt wohl schon vergesslich werde? Statt in meine Küchenschublade habe ich mein Handyladegerät in deine gelegt. Gerade habe ich mir gedacht: So oft wie ich hier bin, könnte ich das Handy doch hier laden.«
    Langsam drehte ich mich um und Frederik grinste mich an. In diesem Moment wusste ich, dass er genau wusste, dass sein kleines Spiel aufgeflogen war – und er wusste auch, dass ich es ebenfalls wusste. Trotzdem grinste er nur. »Das ist eine gute Idee. Hast du Hunger?«
    »Und wie. Lass mich nur noch schnell meine Emails checken, dann koche ich uns etwas. Pasta?«, fragte ich über die Schulter und hatte mein Handy schon in der Hand.
    »Gerne. Hast du schon wegen dem Manuskript von deiner Agentin gehört? Wie heißt sie noch? Becky?«
    »Becca, kurz für Rebecca. Nein, habe ich nicht. Deswegen gucke ich ja gerade.«
    »Okay.« Frederiks Stimme klang gedämpft, weil er gerade hinter der Schlafzimmertür verschwunden war, um sich umzuziehen. Dabei bewunderte ich ihn so gerne im Anzug. Als er wieder aus dem Schlafzimmer kam – in T-Shirt, einen Pullover in der Hand – nahm ich natürlich auch mit diesem Anblick vorlieb.
    »Ha«, machte ich und starrte auf das Display.
    »Was heißt ›Ha‹? ›Ha‹ klingt eher nicht so gut.« Frederik kam näher.
    »Hat dein Bruder eigentlich eine Vorliebe für Pizza?«, erkundigte ich mich.
    »Wieso?« Mein Freund klang sofort alarmiert.
    »Weil ich glaube, dass der Newsletter von der Pizzavereinigung eine Email von deinem Bruder sein könnte.«
    Mit einem Stöhnen nahm Frederik mir das Handy aus der Hand und öffnete die Email. Doch der Inhalt bestand nur aus

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