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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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daß sie nicht hierher gehörten. Nicht in diese Wirklichkeit, nicht in dieses Leben. Sie waren Teil des Traumes, der längst mehr war als nur ein Schatten, der aus jener anderen Welt herüber in diese fiel.
    Nick Parker war Liliths erstes Blutopfer gewesen, nachdem sie in ihrem Traum erwacht war ... Was für ein Unsinn! dachte Lilith. Wie kann man in einem Traum erwachen? Doch sie verfolgte den Gedanken nicht weiter, hatte ihn im nächsten Moment sogar vergessen.
    Und Landru . Er war dort in der Traumwelt ihr ärgster Feind gewesen. Ihr Jäger, der Mächtigste der Alten Rasse. Sein Haß hatte sie um die ganze Welt verfolgt, um ihre Bestimmung zu verhindern. Aber er hatte versagt in jener anderen Wirklichkeit, war selbst zum Todesboten für sein Volk geworden, hatte eine vernichtende Seuche über sie gebracht .
    Lilith schauderte, weil sie die Ereignisse des Traums wie wahre Erinnerungen Revue passieren ließ .
    »Mit dir reden, Lilith Eden«, antwortete Nick Parker auf ihre Frage.
    »Ich heiße nicht -«, begehrte Lilith auf, doch Landers (Landru!) unterbrach sie mit einer unwirschen Handbewegung.
    »Namen sind Schall und Rauch«, sagte er. Irgendwie ähnelte seine Stimme der von Nick Parker - beinahe wie eine zweite Stimme, die sich hinter seiner echten verbarg.
    »Worüber?« wollte Lilith wissen.
    »Das weißt du doch«, erklärte Landers in dem Tonfall, in dem man ein kleines Kind belehrte.
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    »Wir wollen wissen, wer du bist, Lilith Eden«, sagte Nick. »Was du bist .«
    »Ich weiß es nicht!« schrie Lilith verzweifelt. »Ich wünschte, ich wüßte es!«
    »Dann werden wir dir helfen, es in Erfahrung zu bringen«, bot Hector Landers an.
    »Komm mit uns«, forderte Nick Parker sie mit fast derselben Stimme auf.
    »Nein!«
    Lilith kreiselte herum, stürmte aus dem Zimmer.
    Der Flur draußen war noch immer alt, alles morsch. Irgendwie schaffte sie es, sicher zur Treppe zu gelangen und hinunterzuren-nen. Wie von selbst führten ihre Schritte sie erneut zur Kellertür - - wo sie bereits erwartet wurde. Hector Landers und Nick Parker flankierten die Tür wie Wachsoldaten.
    »Wir wußten, daß du vernünftig werden würdest«, sagte Landers.
    »Tritt ein«, ergänzte Parker.
    Er öffnete die Tür. Lilith konnte sehen, was dahinterlag. Keine Treppe, die in die Tiefe führte, kein wahnsinnweckendes Labyrinth, und auch nicht ihr eigenes Zimmer wie vorhin noch. Sondern ein - - düsterer Raum ohne sichtbare Wände. Vollgestopft mit allen möglichen Dingen, eines erschreckender als das andere. Überladene Regale verwehrten Lilith den Blick und machten selbst eine Schätzung der Größe des Raumes unmöglich.
    Aber er stank zum Gotterbarmen! Wie der faulige Brodem einer Gruft quoll der Gestank aus der offenen Tür herüber.
    »Nun zier dich nicht«, sagte Nick Parker.
    »Denn die Geduld unseres Herrn ist nicht grenzenlos«, fügte Landers hinzu.
    Sie traten vor, packten Lilith und schleuderten sie durch die Tür. Dann folgten sie ihr.
    *
    Oberer Missourilauf, South Dakota
    Der Brandgeruch hing noch immer über der Lichtung wie eine unsichtbare Glocke, obgleich die Feuer längst niedergebrannt waren.
    Wer es nicht wußte, hätte nie erkannt, daß hier bis vor Tagen die Ti-pis eines Indianerstammes gestanden hatten. Die Asche war inzwischen in alle Winde verweht, und die kärglichen Überreste ließen keine Rückschlüsse darauf zu, was sie einmal dargestellt hatten.
    Leer und tot lag der Flecken Erde vor Hidden Moon. Er selbst hatte ihn in Brand gesetzt, nachdem seine verbliebenen Stammesbrüder und -schwestern fortgegangen waren.
    Ein guter Ort zum Sterben. Der einzig richtige.
    Vorsichtig, als könnte er ihr selbst jetzt noch wehtun, legte der Vampir Liliths Leichnam im Zentrum des früheren Arapaho-Dorfes nieder. Lange ließ er seinen Blick auf ihr ruhen, als hoffte er, es könnte noch etwas von dem, was sein Seelenheil aufrechterhielt, in ihr sein, auf daß er noch einmal davon zehren und es nutzen konnte. Nur solange, bis er getan hatte, was zu tun war, bis er die Vorbereitungen getroffen hatte.
    Dann verschwand er im nahen Wald. Nach einer Weile kehrte er zurück, beladen mit Holz und Astwerk. Ohne Werkzeuge zur Hand zu haben, errichtete er in stundenlanger Arbeit ein hölzernes Gerüst, das er mit Pflanzenwerk und Keilen stabilisierte. Darunter schichtete er Äste, Zweige und trockene Gräser auf, in jener Weise, die Ma-kootemane ihn einst gelehrt hatte - für den Fall der Fälle, der,

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