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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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anderen dann am ehesten in Plauderstimmung, wenn man ihn so trifft, daß er den Mund allein schon öffnet, um zu schreien.«
    Er verhielt einen quälend langen Augenblick im Schritt und starrte herüber zu Lilith. Die Vertrautheit seines abseitigen Grinsens weckte weitere Erinnerungen in ihr, ließ sie förmlich emporschießen aus dunklen Abgründen. Jede einzelne ihrer Begegnungen schien ihr plötzlich gegenwärtig.
    »Man muß nur die eine Sache finden, die im anderen die größte Angst weckt«, sprach Landers weiter und setzte seine Wanderung entlang der Regale fort. »Was könnte das in deinem Fall sein, Lilith Eden?«
    Sie kannte die Antwort nicht wirklich. Aber sie spürte sie in sich aufsteigen. Einem bitteren Geschmack gleich legte sie sich ihr auf die Zunge. Sie wollte nichts anderes als sie ausspucken!
    »Ah!« machte Landru erfreut. Seine Hand glitt bis zum Ellbogen in die Schatten eines der Regale. »Nun?« forderte er sie währenddessen noch einmal auf. »Ist dir eine Antwort eingefallen?«
    Seine Hand kam wieder zum Vorschein. Sie war nicht mehr leer.
    »Dieses . Ding scheint mir das passende Mittel zu sein«, sagte er. Seine Betonung des Wortes Ding war zutiefst ehrfürchtig, fast demutsvoll.
    Er faßte den Gegenstand am Stiel und hielt es Lilith hin, als wollte er ihr eine Blume überreichen.
    Und ähnlich wie eine solche war das »Ding« auch geformt.
    Endlich spie Lilith aus, was gallig und widerwärtig ihren Mund füllte.
    »Der Lilienkelch!«
    *
    »Ich habe, so scheint es mir, die rechte Wahl getroffen.«
    Landru nickte zufrieden. Sein Blick ruhte für einen zeitlosen Moment auf dem Kelch, der in seiner Form einer Lilienblüte nachempfunden und aus einem nicht definierbaren Material gefertigt war. Dabei wirkte er nicht wie aus einem Guß oder einem Stück, sondern wie aus unzähligen Splittern zusammengefügt. Der Anblick des Gefäßes schien etwas tief in ihm anzurühren. Etwas, das er selbst nicht verstehen mochte. Jedenfalls glaubte Lilith das in seinen Zügen zu sehen.
    Sie verstand es nicht. Landru mußte den Kelch, das Unheiligtum der Vampire, doch erkennen! Als Hüter dieses Grals war er 1000 Jahre lang von Sippe zu Sippe gezogen, um daraus neuen vampirischen Nachwuchs zu schenken .
    Aber - woher wußte sie all diese Dinge?
    »Weil es wahr ist«, flüsterte Lilith, erschrocken, daß sie ihre Gedanken laut aussprach. »Weil alles wahr ist .! Und das hier . ist Lüge!«
    Landers lupfte die linke Braue. »Es wirkt schon, nicht wahr?«
    Lilith schluckte hastig. Wovor hatte sie die größte Angst? Was war es, an das sie stets nur hatte denken müssen, um Furcht und Schrecken zu empfinden? Ihr Blick klebte förmlich am Lilienkelch .
    Sie durfte nicht daran denken, unter keinen Umständen! Allein der Gedanke an den Grund ihrer Urangst würde sie verraten .!
    Aber es war längst zu spät.
    Landers nickte gönnerhaft.
    »So ist das also«, murmelte er. »Nun, so sei es .«
    Er stellte den Kelch auf einem freien Flecken neben der altmodischen Registrierkasse ab. Der Nagel seines rechten Zeigefingers wuchs im Zeitraffertempo, wurde zur Klaue. Die setzte er sich über die Pulsader seines linken Handgelenks und durchtrennte die Haut, das Fleisch darunter, die Aderwand. Dabei verzog er das Gesicht, als wäre ihm selbst solcher Schmerz nicht mehr fremd.
    »So mädchenhaft?« konnte Lilith sich nicht verkneifen zu bemerken. Dabei ließ sie den Blick nicht von seinem Arm.
    Dunkel rann es aus der Schnittwunde - dunkel, aber nicht schwarz. Der erste Schwall verfehlte die Kelchöffnung. Landers dirigierte den pulsierenden Strom, bis er in das Gefäß floß. Nach einer Weile preßte er mit dem Daumen der rechten Hand die Ader ab. Unter Zuhilfenahme seiner Zähne knotete er ein Taschentuch um die Wunde. Lilith beobachtete es verwundert. Was war mit seinen Selbstheilungskräften?
    Landers nahm den Kelch auf, trat zu ihr, hielt ihn ihr in Mundhöhe.
    »Auf das Wohl unseres Herrn«, sagte er.
    »Euer Herr?« fragte Lilith. »Wer soll das sein?«
    »Du wirst es erfahren, wenn du uns alles erzählt hast«, erklärte Landers. »Trink.«
    »Einen Teufel werd' ich ...«, zischte sie.
    »Du sollst den Namen des Herrn nicht mißbrauchen!« fuhr Landers auf. »Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht!«
    Lilith erschauerte unter dem nichtirdischen Donnerhall seiner Worte.
    »Sauf, verfluchtes Weib!« brüllte er.
    Sie wich zurück.
    »Pack sie!« befahl Landers seinem Begleiter.
    Wie ein

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