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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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von unserer Wohnung so schwer gefallen ist, hat er nie wieder von zu Hause gesprochen. Es ist fast so, als gäbe es diese „gemeinsame“ Wohnung gar nicht.
    Schon am nächsten Tag reisen die Wiener wieder ab. Bevor sie jedoch abreisen, fahren wir nochmals zu Peter. Er setzt sich wieder auf und hält eine Rede.
    „Ich danke e uch für die jahrelange Freundschaft. Sie hat mir immer viel bedeutet. Ich bin dankbar dafür, dass ihr euch, seit Ausbruch der Krankheit immer wieder nach mir erkundigt habt. Und auch dass ihr jetzt die weite Fahrt auf euch genommen habt, weiß ich sehr zu schätzen. Am meisten jedoch bin ich euch dankbar, dass ihr meinen Liebling so nett aufgenommen habt.“
    Es ist furchtbar, wir haben alle Tränen in den Augen und ich sage ihm:
    „Du kannst jetzt aufhören, wir weinen schon alle heftig, was ja wohl dein Ziel gewesen ist.“
    Aber er lässt sich nicht beirren, sondern redet weiter, holt Erinnerungen hervor, spricht ruhig und gelassen. Als er endlich fertig ist, ist es lange still. Wir haben - alle drei - alle Hände voll zu tun, um unsere Gemüter zu beruhigen.
    Dann kommt der Abschied. Peter lässt es sich nicht nehmen, mit nach draußen zu kommen und den Beiden nachzuwinken. Es ist entsetzlich. Er steht, klein und schmächtig, vor dem Eingang des Hospizes und winkt den beiden ein letztes Mal lächelnd zu.
    Nachdem ich beide am Bahnhof abgesetzt und mich verabschiedet habe, fahre ich wieder ins Hospiz zu Peter. Er liegt auf dem Bett und schläft. Ich setze mich still auf den Stuhl, nehme ein Buch zur Hand und lese ein wenig. Als Peter die Augen aufschlägt, fragt er nach der Uhrzeit und will vor dem Mittagessen noch eine Runde mit mir spazieren gehen. Als ich zustimme, holt er seine Schuhe und seine Jacke und zieht sich an. Dann machen wir uns auf den Weg zu unserer gewohnten Runde. Mittlerweile spricht er während des Spaziergangs nicht mehr. Es ist zu anstrengend für ihn. Also laufen wir in stummer Eintracht unseren Weg. Rechtzeitig zum Essen sind wir wieder da und ich verlasse ihn, um am Nachmittag wieder zu kommen.
    Immer wenn ich nach Hause komme, bin ich völlig erledigt und lege mich hin. Eigentlich habe ich nichts weiter getan, als bei ihm zu sitzen. Dennoch bin ich in dieser Zeit permanent erschöpft, will nur schlafen und kann es doch nicht. Aber ich habe mir angewöhnt, einfach zu liegen, die Augen zu schließen und wenigstens zu ruhen.
    Pünktlich wie immer stehe ich wieder in seinem Zimmer, nehme meinen gewohnten Platz ein und wir reden miteinander, oder wir schauen uns einfach an. Und der Tag geht, auch wie gewohnt, zu Ende. Nachdem ich ihn geduscht und eingecremt habe, gehe ich nach Hause. Ich muss ja täglich waschen und bügeln und habe diese Arbeiten auf Abend verlegt.
    In der darauffolgenden Woche kommt sein ältester Sohn zu Besuch. Er teilt mir am Telefon mit, dass er nach Feierabend direkt ins Hospiz fahren und seinen Vater besuchen will. Ich biete ihm sofort an, dass ich dann etwas später kommen werde. Es ist nicht etwa so, dass ich nicht mit den Kindern zusammentreffen will, aber ich will jedem Kind die Möglichkeit geben, Zeit mit dem Vater alleine zu verbringen, mit ihm vielleicht noch wichtige Dinge zu besprechen. Jeder soll seine eigenen Erinnerungen an die letzten Tage haben. Und so sage ich Peter, bevor ich ihn vor dem Mittagessen verlasse, dass ich am Nachmittag später kommen werde, da Thomas ihn besuchen wird. Er hält das für völlig unnötig - nicht den Besuch - sondern dass ich aus Rücksicht später kommen will. Ich bleibe jedoch dabei, will aber doch so bald kommen, dass ich die Möglichkeit habe Thomas zur S-Bahn zu fahren.
    Kaum komme ich im Hospiz an, muss ich schon wieder los, damit Thomas pünktlich an den Bahnhof kommt , um seine S-Bahn zu erreichen. Jedes der Kinder verarbeitet die Situation des Vaters völlig anders. Die Tochter sieht mehr den Verfall, der Sohn sieht mehr die Energie, mit der sich Peter „aufrecht“ hält. Trotzdem ist uns natürlich allen bewusst, dass es nun immer „enger“ wird mit Zeit.
    So vergehen auch Dienstag und Mittwoch. Am Mittwochabend kommt Thomas wieder und selbst der jüngste Sohn hat endlic h begriffen, dass es wirklich um seinen Vater ernst steht und so findet auch er endlich den Weg ins Hospiz zu einem Besuch. Er kommt völlig überraschend für uns - ich selbst bin nicht da - aber Peter erzählt es mir sogleich, als ich abends zu ihm komme.
    Am Donnerstag will Peter vormittags wieder an die frische

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