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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hier!«, berichtete er aufgebracht. »Sie stammen aus Âlandur, sagte mir der Händler, und …« Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Bierfass, das ein wenig verloren vor ihm stand. »Hat denn keiner Durst?«, wunderte er sich und nahm eines seiner Beile, um den Deckel einzuschlagen. Er schöpfte sich einen Humpen voll und leerte ihn in einem Zug, um lautstark zu rülpsen. »Nicht schlecht«, freute er sich und tunkte den Behälter noch einmal ins Fass.
    »Elben«, erinnerte ihn Andôkai scharf an seine Bemerkung, ehe er sich ganz dem Bier widmen konnte.
    »Genau«, bestätigte Boїndil und setzte sich auf einen Lederhocker. »Ich kaufte gerade das Fass, als mich der Krämer fragte, ob ich denn schon die letzten Neuigkeiten aus Âlandur gehört hätte und die Niederlage meiner Feinde feiern wollte. Er meinte, die Elben stünden kurz davor, ihr Reich aufzugeben. Jetzt suchen ihre Kundschafter nach neuen Orten im Geborgenen Land, wo sie sich niederlassen können.«
    »Und diese Kundschafter sollen sich auf den langen Weg nach Sangreîn gemacht haben?«, warf die Maga ungläubig ein. »Hier gibt es nichts, was die Elben mögen könnten. Keine Wälder, nur Staub, Steine und Sand. Ich finde das sehr merkwürdig.«
    Tungdil blickte zu Boëndal und erkannte, dass ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen.
    Sein Bruder schien nach dem nächsten Schluck des Gebräus einen ähnlichen Geistesblitz zu haben. Wie so oft benötigte er etwas länger. »Du meinst, es sind Albae?«, fragte er schließlich.
    »Nôd’onn hat nicht vor, die Bücher aufzugeben«, erwiderte Tungdil. »Und übersehen konnte man uns unterwegs wohl kaum. Ich weiß, warum sie erst jetzt in der Oase eintreffen«, erklärte er. »Nachts gleichen sie den Elben bis aufs Haar, denn die schwarzen Augen können sie in der Dunkelheit nicht verraten.«
    »Demnach, Gelehrter, könnte es sich ebenso gut um echte Elben handeln«, gab Boëndal zu bedenken. »Wir werden Wachen einteilen. Wenn es Albae sind, haben sie es auf uns und die Bücher abgesehen. Einen anderen Zweck ihres Besuchs kann ich mir nicht vorstellen. Gleichgültig, was heute Nacht geschieht, niemand wird das Zelt verlassen. Wir lassen sie angreifen.«
    »Wir sollten ihnen zuvorkommen«, knurrte Boїndil streitlustig; er hatte schon viel zu lange nicht mehr gekämpft. »Sind es Albae, verdienen sie den Tod. Sind es Elben, verdienen sie auch den Tod. Spitzohren sind tot einfach am besten zu ertragen.«
    Andôkai verfolgte die Unterhaltung stumm, dann gab sie Djer_n ein knappes Handzeichen und legte sich zur Ruhe.
    »Nein, Bruder, wir werden sie in Ruhe lassen«, entgegnete Boëndal nachdrücklich. »Es könnte sein, dass wir die ganze Siedlung gegen uns haben, wenn wir einen Kampf anzetteln. Noch befinden wir uns nicht in unserem eigenen Reich. Kühle dein Gemüt. Ich halte die erste Wache.«
    Tungdil gähnte und trank noch einen Humpen Bier, ehe er sich mit gemischten Gefühlen auf dem Stapel Teppiche ausstreckte. Seine Hand umfasste den Axtgriff, der ihm ein wenig Sicherheit vermittelte. Beinahe wünschte er sich, dass die Albae sie angriffen. Das würde die Maga von der Wichtigkeit der Bücher überzeugen.
     
    *
     
    Tungdil war gerade eingedöst, als ein gellender Alarmruf durch die Oase schallte. Die Zwerge waren sofort auf den Beinen und hielten die Waffen kampfbereit. Selbst Andôkai stand mit gezücktem Schwert im Zelt und richtetete den Blick abwechselnd auf den Eingang und auf die Zeltwände.
    Djer_n kniete sich mit Axt und waagrecht gehaltenem Schild vor den Einlass, um eine unüberwindbare Barriere zu bilden. Das Visier in Form der Dämonenfratze schimmerte auf und wirkte im Licht des herunterbrennenden Feuers beinahe lebendig. Tungdil glaubte, für einen winzigen Moment ein violettes Leuchten hinter den Augenöffnungen gesehen zu haben.
    Boëndal löschte das Feuer, damit ihre Schatten von außen nicht zu sehen wären und sie verrieten. Die drei Zwerge stellten sich Rücken an Rücken, die Frau verharrte einen Schritt neben ihnen.
    Vorerst blieb es still, doch dann gellten grässliche Todesschreie durch die Nacht. Nun kam Leben in die anderen Zelte, Menschen verließen die leichten Behausungen und redeten durcheinander, um zu erfahren, was der Grund für den Aufruhr sei. Bald sahen sie die verzerrten Silhouetten und Schatten der vorübereilenden Kaufleute auf den Leinwänden tanzen und vernahmen das Klirren von eilig angelegten Rüstungen und Panzerungen, Schilde schlugen leise

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