Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
für Wasser geschrieben. Er bückte sich, um in den Hohlraum darunter zu blicken, und bemerkte Aschereste. »Bavragor würde annehmen, dass es sich um eine Destille handelt«, lachte er und pochte gegen das Blech. »Aber ich würde sagen, es ist ein Antrieb.«
    »Und wie soll der gehen, Gelehrter?«, erkundigte sich Boëndal, während Boїndil an ihnen vorbei auf die andere Seite der Wand aus Kesseln und Gestängen ging.
    Tungdil erinnerte sich an ähnliche Zeichnungen, die er in Büchern aus Lot-Ionans Bibliothek überflogen hatte. »Wie bei einer Mühle, nur anders«, grinste er. »Die Zahnräder drehen sich und treiben so etwas an.«
    »He«, erschallte Ingrimmschs Stimme. »Kommt mal her! Hier ist noch mehr.« Sie folgten ihm.
    Mitten in der Halle verliefen acht breite, leicht abschüssige Eisenschienen, die geradewegs auf acht verschlossene Portale zuführten.
    Am Ende von vier Trassen standen Holzbarrikaden, an denen die verfallenen Reste von Strohsäcken hingen.
    »Darauf werden die Loren gesetzt«, mutmaßte Boëndal und erntete ein Nicken von Tungdil.
    »Sicherer kann das Reisen nicht mehr sein. Man gleitet auf Schienen dahin.«
    »Das wird Goїmgar beruhigen«, feixte Boëndal.
    Tungdil schaute dorthin, wo Boїndil stand, ganz am anderen Ende der Halle. Dort lagerten etwa einhundert Loren. »Wir schauen sie uns an.«
    Die Loren waren ganz unterschiedlich gebaut. In manchen waren zehn schmale Bänke hintereinander angebracht, andere hatten nur einen Sitz und dienten zum Transport von Fracht.
    Am vorderen Ende eines jeden Karrens befand sich ein langer Griff. Tungdil rüttelte vorsichtig daran, und unter der Lore quietschte es. Er bückte sich, um nachzuschauen. »Bremsen«, verkündete er, »damit drosselt man unterwegs die Geschwindigkeit des Vehikels. Wenn man den Rost abschlägt, müsste es gehen.«
    »Aber wie bekommen wir die Loren auf die Schienen, Gelehrter?« Boëndal blickte zu den schräg verlaufenden Startrampen, deren höchster Punkt sich zwei Schritte über dem Felsboden befand. »Von Hand hochhieven? Dazu sind sie zu schwer.«
    »Nein, sieh nur«, meinte Tungdil und deutete zur Decke.
    Eine Hebevorrichtung! »Das ist es! Mit den Krallen haben sie die Loren gepackt, angehoben und auf die Rampen gesetzt. Kommt, wir probieren einfach aus, was geschieht, wenn wir sie in Betrieb nehmen.«
    Sie entdeckten Reste von Holzkohlebrocken, die sie mithilfe ihrer Öllampen zum Brennen brachten. Das notwendige Wasser, um wenigstens einen Kessel zu füllen, schöpften sie sich aus dem Becken eines Wasserfalls.
    »Und jetzt?«, wollte Boїndil gespannt wissen.
    »Warten wir ab«, erwiderte Tungdil.
    Sie dösten eine Weile, um sich von den Anstrengungen der Arbeit auszuruhen. Ingrimmsch packte Tungdil plötzlich am Arm. »Da! Das Bleikügelchen in dem Rohr hat sich bewegt!«
    Tungdil richtete sich auf. Und wirklich tanzte die graue Kugel inmitten des Röhrchens. Aus zwei Ventilen schoss heißer Wasserdampf.
    »Was kommt als Nächstes?«, murmelte Boëndal neugierig.
    Das Gestänge drehte sich langsam um die eigene Achse, woraufhin sich das Erste der unendlich vielen Zahnräder laut quietschend in Bewegung setzte, eine halbe Umdrehung schaffte und stehen blieb. Ein drittes Ventil öffnete sich. Laut zischend entwich Luft.
    »Natürlich, es ist der Dampfdruck!«, verstand Tungdil und empfand Hochachtung vor den Ingenieuren der Zwerge, die sich die Konstruktion vor tausenden von Zyklen ausgedacht hatten. »Anstelle von Wasserkraft treibt der Dampf die Räder an!« Die Zwillinge schauten ihn verwirrt an. »Habt ihr noch niemals versucht, einen Deckel auf einem kochenden Topf festzuhalten?«
    »Bin ich ein Koch?«, begehrte Boїndil auf.
    »Ich begreife«, nickte sein Bruder. »Durch den Dampf drehen sich die Zahnräder. Damit kann man die Flaschenzüge bewegen und die Loren auf die Schiene setzen, ganz ohne Kraft.« Er betrachtete das Gewirr aus Stangen. »Der Dampfdruck eines Kessels wird wohl nicht ausreichen, die Vorrichtung anzutreiben.«
    »Macht nichts«, sagte Tungdil. »Wir brechen sowieso erst morgen auf, und bis dahin …«
    Ingrimmsch fuhr plötzlich herum und blickte misstrauisch zum Eingang. »Da war etwas«, knurrte er, und seine Kampfinstinkte erwachten.
    »Bestimmt ein Ork«, zog ihn Tungdil auf. »Geh und sieh nach.«
    »Darauf kannst du dich verlassen«, nickte er und trabte zum Portal, wo er sich genau umschaute. Er nahm einen Stein auf, wog ihn in der Hand, drehte sich nach rechts, um dann

Weitere Kostenlose Bücher