Die Zwerge
gelangen, aber seinem Hunger nach zu urteilen, mussten sie eine ganze Weile unterwegs gewesen sein.
Verschwitzt und müde gelangten sie in die große Halle, in denen die Gesandten ihre Mahlzeiten einnahmen, und setzten sich erschöpft an einen Tisch. Die neugierigen Blicke der anwesenden Zwerge ignorierten sie absichtlich.
»Wir zeigen ihnen erst morgen, wo sich die Röhren befinden«, erklärte Tungdil den Zwillingen. »Ich möchte nicht, dass Gandogar vor uns aufbricht und sich auf diese Weise einen Vorsprung schafft. Es wird ohnehin hart, gegen ihn und seine Gruppe als Sieger zu bestehen.«
»Die besten Kämpfer sind jedenfalls auf deiner Seite«, grinste Ingrimmsch, schnitt sich eine handtellergroße Scheibe eines Riesenpilzes ab und belegte sie mit würzig riechendem Käse. »Was soll dich da noch aufhalten?! Ich sage dir, die Tage Nôd’onns sind gezählt.«
»Ich teile die Meinung meines Bruders«, stimmte Boëndal ihm zu. »Aber mir ist noch eine Sache eingefallen. Mir geht nämlich die Beschreibung der Feuerklinge nicht aus dem Kopf.«
»Was meinst du?«
»Reinster, härtester Stahl, Stiel und Widerhaken aus Stein, die Intarsien und Runen aus allen edlen Metallen, und die Schneide soll dazu mit Diamanten besetzt sein«, zählte der Zwerg auf.
»Wir nehmen uns einen Vorrat davon mit«, erriet Tungdil seine Gedanken. »Ich habe Balendilín darum gebeten, uns von allen benötigten Materialien genügend zusammenzustellen. Er meinte, der Hort der Zweiten sei groß genug, um ein wenig Schwund für eine solch wichtige Angelegenheit zu verkraften.«
»Gold, Silber, Palandium, Vraccasium, Tionium und als Abschluss noch eine Hand voll Diamanten obendrauf?«, staunte Boëndal. »Beim göttlichen Schmied, damit sind wir die fetteste Beute, die einem Straßenräuber und Halsabschneider jemals über den Weg laufen kann!«
»Granit und Eisen sowie Proviant kommen noch dazu«, ergänzte Boїndil. »Wir haben zwar starke Beine, aber was du mitzunehmen planst, kann nicht mal ein Oger schleppen.«
»Wenn alles gut geht, nutzen wir die Röhren und brauchen uns ohnehin keine Sorgen zu machen. Andernfalls müssen wir uns ein Pony kaufen, das unsere wertvolle Fracht unterwegs trägt. So einfach ist das.«
Die Zwillinge schwiegen und widmeten sich ihrer Mahlzeit, aber die Stille zeigte Tungdil, dass sie mit seinem Plan nicht einverstanden waren.
»Wisst ihr etwas Besseres, oder wollt ihr im Grauen Gebirge die alten Minen der Fünften nach den Metallen und Erzen umgraben?«, seufzte er und schob sich einen Bissen Käse in den Mund.
»Wir könnten genügend Diamanten mitnehmen, um den Rest unterwegs zu kaufen«, schlug Boëndal vor. »Ehe wir die Grenzen zum Toten Land überschreiten. Oder noch besser, wir decken uns erst dort mit den Metallen ein.«
»Zu unsicher«, verwarf Tungdil das Vorhaben. »Am Ende gibt es kein Tionium, und uns fehlt ein entscheidender Bestandteil der Feuerklinge.«
Er setzte seinen vierten Humpen an die Lippen und leerte ihn in einem Zug.
»Es bleibt dabei, wir nehmen alles mit, was wir benötigen.« Er stand auf und spürte die Wirkung des Bieres, weil er zu hastig getrunken hatte. »Wir schaffen es«, munterte er sie auf, dann wandte er sich zum Ausgang und lief schwankend zurück in seine Kammer, wo er satt und ein wenig berauscht auf sein Lager fiel. Dabei wollte ihm die kleine Silhouette nicht mehr aus dem Kopf gehen, die sie in der Nähe des Portals aufgeschreckt hatten. Er kannte sie von irgendwoher.
Schaffen wir es wirklich? Auf was habe ich mich nur eingelassen?, dachte er, bis die Anstrengung des Marsches ihn übermannte und er so, wie er war, auf dem Bett einschlief.
*
Jemand rüttelte Tungdil unsanft aus seinen Träumen. Verschlafen richtete er sich auf und stöhnte, als er das Klopfen in seinem Schädel spürte. Ich dachte, das passiert bei Zwergenbier nicht.
»Sie sind fort!«, hörte er Balendilín rufen. »Hörst du, Tungdil?! Sie sind fort.«
Er öffnete die Augen. Der einarmige Berater stand vor seinem Bett, dahinter scharten sich die Zwillinge, Bavragor und Goїmgar, die ihre Kettenhemden trugen und abmarschbereit aussahen. »Unsinn, sie stehen doch hinter dir«, murmelte Tungdil mit schwerer Zunge.
»Nein, nicht die. Gandogar und seine Gruppe, sie sind fort«, sagte Balendilín, dieses Mal etwas schärfer und lauter. »Ihr müsst ihnen augenblicklich folgen, sonst wird der Vorsprung zu groß.«
Tungdil rutschte aus dem Bett. Sein Körper und sein Verstand
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