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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überwältigte ihn. Lothaire schloss die Augen und betete inbrünstig zu Palandiell und allen guten Göttern, auf dass sie ihnen zu Hilfe eilten.
    Seine frommen, verzweifelten Gedanken wurden von leisem, aber hundertfachem Aufstöhnen gestört, das überall auf dem Schlachtfeld erklang. Die Toten erhoben sich ungelenk, stemmten sich aus den Kratern, welche die großen Brocken hinterließen, und schoben sich unter Holztrümmern hervor. Je nach der Schwere ihrer Verletzungen krochen, hinkten und taumelten sie auf die Überlebenden zu; andere bewegten sich dagegen wie gewöhnliche Menschen und wären von ihnen nicht zu unterscheiden gewesen, wenn die tödlichen Wunden sie nicht verunstaltet hätten. Aus den ersten hundert, die sich ihnen mit Schwertern, Lanzen und anderen Waffen näherten, wurden rasch mehr.
    »Wie ist das möglich? Was sollen wir tun, König Lothaire?«, rief einer der Offiziere voller Furcht.
    »Wir versuchen einen Ausfall nach Süden«, entschied er. »Weg von hier, oder wir enden wie diese einst braven Soldaten und werden zu Sklaven des Toten Landes!« Seine beiden Helfer standen bereit, hakten ihn unter, ein Dutzend Krieger bildeten die Leibwache für den verletzten Herrscher. »Schnell! Palandiell sei mit uns.«
    Der Ausbruchsversuch aus dem Ring der Untoten, mit denen sie vorhin noch Seite an Seite gekämpft hatten, nahm seinen Anfang.
     
    *
     
    Die Reiterei hetzte durch die menschenleeren Straßen Poristas und nahm dabei weder Rücksicht auf sich noch die Pferde. Etliche der Tiere rutschten in den Kurven auf den glatten Pflastersteinen aus und prallten gegen die Hauswände. Nachfolgende setzten über sie hinweg und galoppierten weiter.
    Das Ziel lag unübersehbar vor ihnen: Die Palastanlage, in welcher der Rat der Magi zu tagen pflegte, reckte sich weit in den Himmel und wies ihnen den Weg.
    Tilogorn war darüber froh, dass sich die Einwohner den Angreifern nicht entgegenstellten. Die wenigen Verteidiger an ihrem Tor hatten sie ohne Schwierigkeiten überwältigt. Nun galt ihre Attacke Nôd’onn selbst.
    Der König konnte sich nicht vorstellen, dass es einen Zauber gäbe, der gegen eine solche Menge von Angreifern wirkte, und darauf vertraute er vollkommen. Jeder andere Gedanke hätte die Truppe verunsichert, und Zweifel begünstigten stets den Sieg des Gegners.
    Der Kavalleriestrom flutete wie schimmerndes Wasser durch die Straßen, welche die Vorwärtsbewegung kanalisierten und geradenwegs auf die Mauer zuführten, welche die Residenz umschloss. Die Reiter trafen von drei Seiten auf dem Marktplatz vor dem Zugang zum Palast ein.
    Tilogorns Truppen sahen sich einer Menschenmenge gegenüber, die sich schützend vor dem Durchgang versammelte. Der Kleidung nach handelte es sich um einfache Bewohner von Porista – Frauen und Kinder, die sie friedlich und ohne Waffen empfingen.
    Einer von ihnen löste sich aus dem Pulk von etwa dreihundert Personen und näherte sich ihnen mit erhobenen Armen. »Lasst ab von unserem Herrn, ihr Männer aus dem Osten«, rief er ihnen entgegen. »Er tat euch nichts und will euch nichts Böses.«
    Prinz Mallen, der seine Ido-Rüstung trug, drängte sein Pferd nach vorn, um neben Tilogorn zu gelangen, und lehnte sich zu ihm. »Sie stehen unter dem Einfluss von Nôd’onn«, raunte er. »Wir müssen sie auseinander treiben, sonst ist der Vorteil unseres schnellen Angriffs dahin.« Nervös schaute er zu den Turmfenstern des Palasts. »Wir bieten ihm ein stehendes Ziel.«
    »Prinz Mallen? Solltet Ihr nicht Lothaire …«
    »Der Angriff im Süden ist fehlgeschlagen. Ihr und Eure Männer seid die letzte Hoffnung für das Geborgene Land.«
    Ich ahnte es. Verdammte Magie! Tilogorn richtete sich im Sattel auf. »Geht beiseite, ihr Leute! Wir wollen euch nichts tun. Uns geht es nur um den Magus.«
    »Wir weichen nicht«, erwiderte der Sprecher der Bürger. »Ihr müsst uns niedermetzeln, wenn ihr durch das Tor wollt.« Er wandte ihnen den Rücken zu, ging zurück und reihte sich in den Menge ein, die noch enger zusammenrückte, damit sich die Pferde nicht so einfach zwischen sie schieben konnten.
    Tilogorn befahl dreihundert Reitern, in einer Linie parallel zum Tor zu reiten und die Menschen vor sich her zu schieben. Die gepanzerten Tierleiber wirkten wie eine Mauer, drückten die ersten Bewohner Poristas zur Seite, während eine zweite Abteilung dafür sorgte, dass sie sich nicht mehr vor den Eingang des Palastes begaben.
    Unvermittelt schrie einer der Berittenen auf, hielt

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