Die Zwerge
sich das Bein und stürzte aus dem Sattel, in den sich augenblicklich einer der Einwohner schwang. Seine nagelgespickte Keule traf den überrumpelten Soldaten zu seiner Linken mitten ins Gesicht, eher er von dem Idoslâner zu seiner Rechten mit einem Schwerthieb getötet wurde. Im Fallen wandelten sich seine einfachen Kleider zu einer Rüstung, und aus dem Mann wurde ein Ork, der grunzend auf der Erde aufschlug und starb.
Der Zauber fiel, aus den Bürgern wurden gerüstete Orks. Wer noch immer einen Beweis benötigt hätte, dass Nôd’onn sich mit den Kreaturen Tions und damit mit dem Bösen eingelassen hatte, erhielt ihn jetzt.
»Macht sie nieder!«, befahl Tilogorn augenblicklich. »Macht alles nieder! Traut euren Augen nicht mehr!«
Die scheinbar unbewaffneten Menschen Poristas droschen unvermittelt mit Keulen, Äxten und klobigen Schwertern auf die Reiterei ein, und die Überraschung kostete Dutzenden Soldaten das Leben.
Die Kavallerie erholte sich von ihrem ersten Schrecken und versuchte, sich aus dem Nahkampf zu lösen, weil das Gedränge den Kriegern nicht erlaubte, einen gezielten Schlag gegen einen der grünhäutigen Feinde zu führen.
Aber die Orks setzten nach, schlugen den Pferden in die Hinterläufe und Flanken, hängten sich wie wütende Hunde an sie und brachten sie dazu, vor Schreck und Schmerz durchzugehen.
Blind vor Angst rannten die Tiere gegen die wartenden Abteilungen und sorgten für noch größere Verwirrung.
Die Orks tauchten scheinbar überall auf, schlugen grölend zu und verschwanden. Die Vierbeiner traten um sich, trafen Freund und Feind, wieherten und schnaubten, bis sie ihren angeborenen Instinkten gehorchten und sich zur Flucht wandten. Den besten Reitern gelang es nicht, sie aufzuhalten, der Herdentrieb der Pferde war stärker als Reitsporn und Zügel.
Mallen und Tilogorn brauchten lange, bis sie ihre Einheiten geordnet hatten und auf den Platz zurückkehrten. Die eigenen Fußtruppen schlossen zu ihnen auf und begleiteten sie, um den Weg vor dem Palasttor freizuräumen.
Von den Orks fehlte plötzlich jede Spur, nur die Toten und Verwundeten verrieten, dass sich vor kurzem eine brutale Schlacht ereignet hatte. König und Prinz verzichteten darauf, lange über den Verbleib der Gegner nachzudenken, sondern ließen die Portale aufbrechen.
Dreitausend Reiter preschten in den Vorhof der Anlage. Mallen und Tilogorn teilten ihre Abteilungen auf und begannen damit, den Palast eilends nach Nôd’onn zu durchsuchen. Die Stufen waren so breit und flach gebaut, dass die Pferde mühelos durch die Säle und Hallen gelangten; auf Verteidiger oder die Orks warteten die Angreifer dabei vergebens.
»Ihr bleibt hier unten und sucht.« Der König von Idoslân nahm sich den höchsten der Türme vor, weil er den Magus dort vermutete. »Ich gehe hinauf.« Zusammen mit dreihundert Soldaten saß er ab und erklomm die steiler und enger werdenden Stufen. Dabei öffnete er sein Visier, um besser atmen zu können.
Im ersten Zimmer fiel sein Blick durch die breiten Fenster nach draußen auf den südlichen Teil Poristas, durch den sich weitere Soldaten einen Weg zum Palast bahnten. Im Wind flatterten die Fahnen Urgons und ihrer anderen Verbündeten.
»Seht, Prinz Mallen!«, machte er seinen Begleiter erleichtert auf seine Entdeckung aufmerksam. »König Lothaire hat es doch noch geschafft, das Tor einzunehmen. Jetzt wird dem Zauberer nichts mehr helfen können.«
Der blonde Ido war überrascht. »Ich habe selbst gesehen, wie …« Er schwieg und folgte dem König. Mit frischem Mut und neuer Kraft in den Beinen liefen sie voran, bis sie an eine gewaltige Tür gelangten, die sie mit Gewalt aufbrachen.
Ihr Mut wurde belohnt. Zwanzig Schritt entfernt stand eine feiste, hohe Gestalt in einer malachitfarbenen Robe mit dem Rücken zu ihnen und beobachtete die Geschehnisse am Fuße des Turmes und rund um den Palast. Der Magus hielt es nicht einmal für notwendig, sich umzudrehen.
Tilogorn musste nichts sagen. Seine Soldaten fächerten auseinander, die Bogenschützen feuerten ohne Vorwarnung auf den Zauberer, aber die Pfeile erreichten das unverfehlbare Ziel nicht. Je näher sie dem Rücken kamen, desto poröser wurden sie; das Metall der Spitzen korrodierte, der Schaft zersetzte sich und zog eine Spur aus Holzmehl hinter sich her. Schließlich lösten sie sich einfach in nichts auf. Kleine Eisenspäne fielen klimpernd auf die Steinplatten.
»Willkommen.« Der Magus regte sich noch immer nicht. »Willkommen
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