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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ich wollte nur sehen, ob ich dir auch darin vertrauen kann.
    Du wirst mir vertrauen müssen, so wie ich dir meine Erfahrung, mein Wissen anvertraue. Aus zweien ist eins geworden.
    »Aus zweien ist eins geworden«, murmelte der Zauberer und verließ den Brunnen, um sich einen Spiegel zu suchen. Sein Bild verriet ihm nichts Neues, seine äußere Gestalt hatte sich nicht verändert, und doch saß das Hemd, das er sich aus einem seiner Schränke nahm, ein wenig eng, die Ärmel waren etwas zu kurz.
    Ich wählte gut, sagte die Seele des Toten Landes, die mit dem Anblick ebenso zufrieden war. Nein, sorge dich nicht. Du begehst keinen Verrat.
    Du kennst meine Gedanken?, wunderte er sich und fühlte sich ertappt, da er immer noch einen letzten Hauch von Argwohn hegte.
    Wir sind eins.
    Warum verstehe ich dann deine nicht?
    Sei geduldig mit dir. Es erfordert Übung, die du erhalten wirst, Nudin der Allwissende. Wir werden gegenüber den anderen Stillschweigen über unseren Pakt bewahren, bis die Zeit gekommen ist, uns ihnen zu offenbaren. Deine Aufgabe wird sein, mir die Zeit zu verschaffen, die ich benötige, um die Mutter für die Reiche zu werden. Triff deine Vorbereitungen, arbeite im Verborgenen und lass dir nichts anmerken, denn sie würden dich in der Tat für einen Verräter halten, der du nicht bist, mein Freund, mein einziger Freund, mein geliebter Freund. Die wispernde Stimme verhallte und ließ den Mann allein.
    Nudin schritt zum Fenster und blickte über das schlafende Porista, über dem bald die Sonne stehen würde, dann drehte er sich um und betrachtete die zahllosen Buchrücken der Werke, die in seinem Zimmer standen.
    In seinem Kopf ruhte mehr Wissen als in all seinen Folianten, Kompendien und Lehrbüchern zusammen, und er war glücklich, erfüllt, wissend. An was er auch dachte, sein Verstand hielt die Antwort parat und sättigte seine Neugier, ohne dass er dafür forschen, Bücher wälzen, Reisen unternehmen oder Experimente durchführen musste.
    Plötzlich überkam ihn Langeweile, denn es gab nichts mehr für ihn zu tun. Die einzige Herausforderung, die mir blieb, ist die Rettung meiner Heimat. Die werde ich mir nicht nehmen lassen.
     
    *
     
    Nudin war von seiner Aufgabe besessen, er schmiedete Pläne und gelangte zu der Einsicht, dass er es nicht allein seinem Freund mit den wunderbaren Erinnerungen überlassen durfte, die Reiche des Geborgenen Landes zu schützen. Er wollte seinen Anteil dazu beisteuern und den Kampf gegen das Grauen aufnehmen, das in seiner Vorstellung von allen Seiten auf die schützenden Berge um seine Heimat einstürzte.
    Das Wissen um die neuen Formeln und Zauber war schön und gut, aber nicht ausreichend. Um sie umzusetzen, benötigte er Macht, noch mehr Macht.
    Der Magus wusste, wie er an diese Magie gelangen, wie er sie in sich aufnehmen und speichern konnte. Bei einer der nächsten Beschwörungen, um die hindernden Fesseln um das Tote Land zu erneuern, würde er sich die Energien aneignen und die übrigen Zaubergelehrten vor die Wahl stellen, ihn zu unterstützen oder ihm nicht länger im Weg zu stehen.
    Er konzentrierte sich auf nichts anderes mehr, verbarg sich in seinen Laboratorien und suchte sich aus der Schar seiner Famuli diejenigen heraus, die ihm treu ergeben waren; sie würden seine Gefolgsleute sein.
    Die Albae besuchten ihn heimlich, berichteten von ihren Erkundungszügen in den Bergen Urgons, in den Ebenen Gauragars und in den sanften Hügeln Idoslâns, erzählten von den Orks im Reich Tilogorns, die bereit waren, ihm zu folgen, wenn er es verlangte.
    Nudin fürchtete Verrat an seiner Sache, die er als Verrat am Geborgenen Land betrachtete. Jeglicher Widerstand durfte nicht toleriert, sondern musste sofort gebrochen werden, um das Unterfangen nicht zu gefährden.
    In ganz seltenen Augenblicken beschlichen ihn Zweifel, ob er das alles selbst tat und wollte oder ob er auf die stillen Befehle des Wesens in ihm hörte.
    Doch seine Besorgnis schwand so unerklärlich schnell, wie sie ihn überfiel. Gelegentlich sprach sein Freund zu ihm, riet ihm Dinge, gab ihm neue Einfälle, die ihn voranbrachten und die er in seinem Plan übersehen hatte.
    Wir sind eins, dachte er dankbar. Wir bringen den Menschen Sicherheit.
    Und dennoch wurdest du hintergangen, raunte es.
    Wie?
    Dein Famulus Heltor sprach mit einem Mann namens Gorén, einem einstigen Famulus Lot-Ionans. Meine Freunde haben sie gehört, als sie sich während der Ratssitzung vor den Toren des Palastes trafen. Er glaubt

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