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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sorgen?«
    Balendilín überwand seine Überraschung schnell. »Ich bin froh, dass die Ersten sich in dieser heiklen Stunde an die Gemeinschaft unserer Stämme erinnern und uns dringend benötigte Hilfe bringen. Ich bin Balendilín Einarm vom Clan der Starkfinger, König der Zweiten. Wer hat euch erreicht? Tungdil oder Gandogar?« Stumm bat er, dass sie Tungdil sagen würde.
    »Ich sprach mit Tungdil, und er half mir, mich zu entschließen, das Schweigen zu beenden.« Sie reichte ihm die Hand, er schlug ein. »Und was geschah hier?«
    In aller Eile berichtete er ihr von den Ereignissen in Ogertod und dem Verrat eines Zwerges an seinem eigenen Volk. Während er noch erzählte, erhielten sie die Nachricht, dass das große Tor kurz davor stand, von den äußeren Angreifern eingenommen zu werden.
    »Ihr müsst das Gebirge verlassen«, riet Xamtys. »Wenn ihr verraten wurdet, kennen sie jeden noch so kleinen Gang, in dem ihr Widerstand leisten könnt.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kommt mit zu uns, wir gewähren euch Gastfreundschaft, bis wir Nôd’onn besiegt und die Ungeheuer aus eurer Heimat geworfen haben.«
    »Nein«, widersprach er sofort.
    »König Balendilín, jetzt ist nicht die Zeit für Trotz. Du wirst mit deinem Stamm gegen die Übermacht untergehen, und dann? Dann haben ich und meine Ersten doppelt so viel Arbeit, das Geborgene Land zu retten«, sagte sie in freundschaftlichem Tonfall. »Wir nehmen die Röhren und kehren zu uns zurück. Boten werden Tungdil und Gandogar über die neue Lage unterrichten.« Erleichtert bemerkte sie, dass er ihren Vorschlag innerlich bereits angenommen hatte.
    »Sie sollen die Frauen und Kinder hierher bringen und so viele wie möglich in die Loren setzen«, gab er Anweisungen. »Diejenigen, die wir nicht mehr erreichen, müssen ausharren, bis wir zu ihrer Befreiung zurückkehren. Die Minen sind weitläufig genug, um als Verstecke für Einzelne zu dienen. Sie sollen auch die wichtigsten Brücken zum Einsturz bringen. Die Orks werden sie nicht so schnell finden.«
    Balendilín empfand es als bittere Niederlage, dass sie den Rückzug antraten, wusste aber keine andere Lösung, um dem drohenden Untergang zu entgehen. Ohne Bislipur wäre es niemals so weit gekommen, dachte er voller Hass.
    Entschlossen organisierte er ihren Abzug, wählte die Freiwilligen aus, die in die abgelegeneren Regionen des Zwergenreiches laufen sollten, um die Familien der Clans zu warnen und aufs Schlimmste vorzubereiten. »Sagt ihnen, dass sie nur kurze Zeit ausharren müssen«, schärfte er ihnen ein. »Wir kehren in wenigen Wochen zurück und töten die Orks. Das ist ein Versprechen.«
    Danach begab er sich in die Ratshalle, um den Zeremonienhammer zu holen und ihn vor Schändungen zu bewahren. Den Hort seines Stammes würden sie niemals finden, nur Gundrabur und er kannten die Runen, die den Weg dorthin freigaben.
    Er nahm den verzierten Hammer, der neben dem verlassenen Thron stand, und hörte das Dröhnen der Rammböcke, mit denen die Angreifer das große Tor bearbeiteten. Das Rumpeln ging ihm durch Mark und Bein, es verkündete das nahende Unheil für das Reich der Zweiten, gerade so als klopfte das Unheil selbst mit Macht gegen die Pforte.
    Wehmütig betrachtete er den Thron, die Steintribünen, die Stelen mit den Gesetzen seines Stammes, die Säulen der Halle und die kunstvoll gehauenen Szenen an den Wänden, von den goldenen Sonnenstrahlen, die durch die Löcher fielen, in freundliches Licht getaucht. Ob sie noch da sein werden, wenn ich zurückkomme?
    »Ein König wird doch nicht weichen wollen?«
    »Bislipur!« Balendilín wirbelte herum und schaute zu den Steintafeln. Hinter einer von ihnen hatte der Verräter sich verborgen, die Steinspangen in seinen Bartsträhnen stießen leise klirrend aneinander.
    »Ich wartete darauf, dich allein anzutreffen, ohne deine eifrigen Helfer. Du hast mir an der Brücke einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich fand es sehr schade, dass es dir gelang, sie zum Einsturz zu bringen.« Er nahm seine Streitaxt und hieb damit gegen die Gesetzestafel, die daraufhin Risse bekam und in große Teile zersprang. »Aber ich bin ein geduldiger Zwerg. So wie ich diese Gesetze der Zweiten vernichte, so werdet ihr gegen die Orks fallen.«
    Der König ging die Stufen hinab. »Alles, was du zerstörst, ist Stein, auf dem Worte geschrieben stehen. Wir können sie neu meißeln. Du wirst scheitern! Die Zwerge fanden zu neuer Gemeinschaft zurück. Die Clans der

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