Die Zwerge
Sonnenzyklus
D as Rumpeln des Felsens warnte sie, sodass Tungdil rechtzeitig die Bremse betätigen konnte. Der Aufprall der Lore gegen die aufgetürmten Felsbrocken war immer noch heftig genug, dass sie durchgeschüttelt wurden und das Fahrzeug aus der Trasse sprang.
»Die Geister haben sich knapp verrechnet«, meinte Bavragor und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Danach half er Balyndis, die ihn gewähren ließ. »Wir hätten bestimmt unter dem Schutt begraben werden sollen.« Er suchte nach seinem Schlauch mit Branntwein und nahm einen Schluck.
»Ach, nur ein kleiner Einsturz«, meinte Rodario und hüpfte vom Vehikel aus auf den Boden. »Der gute Djer_n wird einige Stunden schuften, und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Oder hat die ehrenwerte Maga vielleicht noch etwas Wind in der Tasche, um die Röhre freizupusten?« Sein Tonfall war merklich schnippischer geworden, die Abfuhr der Frau vor aller Augen und Ohren hatte ihn gekränkt, was er ihr zu zeigen gedachte.
Der vor Furcht bleiche Goїmgar blieb, wo er war, und zog es vor, die Decke argwöhnisch zu betrachten. Andôkai näherte sich der Stelle und wies ihren Begleiter an, Trümmer aus dem Weg zu räumen, doch bald wurde klar, dass zu viel Gestein im Weg lag.
»Ich vermute, dass die gesamte Röhre eingestürzt ist«, sagte Bavragor, der auf den Blöcken herumkletterte und die Wände besah. »Es sieht so aus, als wären Vorarbeiten vorgenommen worden.«
Furgas eilte zu ihm, betrachtete das Gestein aus der Nähe und tastete daran herum, bis er dem Zwerg zunickte. »Das sehe ich ebenso. Da hat jemand mit einer Picke kleine Löcher in den Stein gehauen, sodass der Gang einstürzen musste, sobald die Stützbalken entfernt wurden.«
»Die Geister haben das Holz zerbrochen«, wisperte Goїmgar mit Beben in der Stimme. »Sie wollten uns vernichten, nachdem wir ihre Warnung missachteten.«
»Ich hätte niemals gedacht, das zu sagen, aber die Singerei des Säufers ist mir tausendmal lieber als dein ständiges Herumgegreine!«, herrschte ihn Ingrimmsch grob an. Sein heißes Blut, das schon lange keine Gelegenheit mehr erhalten hatte, sich nach Lust und Laune auszutoben, meldete sich.
»Boїndil, zähme deine Wut«, sagte Tungdil beschwörend. »Ich weiß, dass es dir immer schwerer fällt, doch du musst sie im Zaum halten.« Er nahm seinen Rucksack, um nach der Karte zu suchen, die ihnen Xamtys mitgegeben hatte, und studierte sie. »Wir gehen zurück. Eine Meile von hier ist ein Ausstieg.« Er schaute zu Goїmgar. »Es sieht so aus, als würden die Gespenster dir deinen Wunsch erfüllen und dir zu einem Spaziergang an der Oberfläche verhelfen.«
»Wo sind wir?«, wollte Andôkai wissen.
»Nach meiner Berechnung befinden wir uns im Südosten des Königreiches Tabaîn«, meinte er. »Ein Marsch bis zum nächsten Eingang sollte uns leicht fallen. Es wird auch das Flache Land genannt, weil es wie eine einzige Ebene daliegt.«
»Hervorragend«, grummelte Bavragor wenig begeistert. »Kaum wünscht sich der Schmalzwerg etwas, geht es in Erfüllung. Ich bin nicht zum Laufen an der Oberfläche gemacht und mag auch die Sonne nicht sonderlich. Die Reiterei hat mir gelangt.«
»Man gewöhnt sich dran«, erwiderte Boїndil. »Hättest du öfter Wachdienst an der Hohen Pforte geschoben, wüsstest du, dass ihre Wärme auf der Haut auch angenehm sein kann.«
»Es war mir zu gefährlich, in deiner Nähe zu stehen«, gab er ätzend zurück. »Ich hatte nicht vor, wie meine Schwester zu enden.«
Balyndis horchte auf. Die unvermittelt entstandene Spannung zwischen den beiden brachte sie dazu, sich vor Bavragor zu schieben, um eine handfeste Auseinandersetzung zu verhindern, doch er packte ihren Arm und schob sie zur Seite.
»Pass auf. Dreh ihm niemals den Rücken zu, wenn er den Hass und die Wut in sich trägt«, warnte er sie vor Ingrimmsch. »Er tötet schnell und ohne nachzudenken.«
Die Muskeln des Zwillings spannten sich, die Hände legten sich an die Griffe seiner Beile. »So, tue ich das, Einauge?!«, grollte er und senkte angriffslustig das Haupt.
»Schluss! Ihr seid beide still«, untersagte Tungdil ihnen jedes weitere Wort. »Damit ihr eure Kraft loswerdet, tragt ihr die Metallbarren, bis ihr nicht mehr könnt und Djer_n es für euch übernimmt.« Widerstrebend kamen sie seinem Befehl nach.
»Bei dem einen verhindert der Schmerz, bei dem anderen die Wut, dass die Einsicht siegt«, erklärte er Balyndis, nachdem er an ihre Seite getreten war. Rasch
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