Die Zwerge
einen schlechten Eindruck auf mich macht, und ich schreibe immerhin das Stück, in dem Ihr auftreten werdet. Versteht Ihr?«
Die Augen der Maga bohrten sich in seine. »Ich werde Djer_n in die Vorstellung schicken. Du wirst an seinem Verhalten erkennen, ob ich mit dem Stück einverstanden bin oder nicht. Sollte er die Axt ziehen, dann lauf.« Rodario hielt ihrem Blick vergebens stand. »Ich habe nichts gegen dich, aber ich kann deine Art nicht ausstehen. Du gibst dich zu affig, das missfällt mir.«
Er verzog die Mundwinkel, seine gute Laune schwand. »Sagt es ruhig, dass Ihr mich nicht als einen echten Mann betrachtet. In Euren Augen muss ein Mann ein Schwert schwingen können, Muskeln haben und zaubern können.«
»Ich entschuldige mich bei dir«, sagte sie spöttisch. »Du verstehst mich besser, als ich annahm. Wie du siehst, erfüllst du keine der drei Kriterien, und daher kannst du auf deine Werberei um meine Gunst verzichten. Sie ist störend, für mich wie für die anderen.«
Wie immer hielt es die Maga nicht für nötig, ihre klare Stimme zu senken. Rodario wurde dunkelrot und setzte zu einer Entgegnung an, als sich die Lore abrupt nach vorn neigte und an Fahrt gewann. Der Inhalt seines Tintenfasses schwappte heraus, lief über das Blatt und seine Kleider. Er schwieg beleidigt.
Tungdil hatte seine Hand um den Bremshebel gelegt und spähte in die Dunkelheit, damit er ein mögliches Hindernis erkannte und das Vehikel notfalls rechzeitig bremste – auch wenn er sich keine Illusionen darüber machte, dass er eine verbogene Schiene sehen könnte. Boїndil, der neben ihm saß, starrte ebenso angespannt nach vorn.
Die Loren fuhren mit großzügigem Abstand zueinander und erreichten bald ihre Höchstgeschwindigkeit. Die Kühle um sie herum wich, und der Fahrtwind trug ihnen den beißenden Gestank von faulen Eiern zu.
»Da vorn ist Licht!«, rief Ingrimmsch plötzlich. »Orangefarbenes Licht.«
Sie schossen aus dem Tunnel und fuhren über eine neuerliche Brücke, die auf Basaltstützen stand und sie über einen riesigen See führte, dessen Grund intensiv leuchtete. Lava kroch am Boden entlang, das kristallklare Wasser kochte und schlug Blasen, der aufsteigende Dampf erhitzte die Luft und verbreitete eine drückende Schwüle, die ihnen den Schweiß aus den Poren trieb; das Atmen fiel ihnen schwer, und der Gestank nach Schwefel machte es nicht leichter.
Die glühende Lava beleuchtete die Wände der unregelmäßig geformten Höhle, deren Durchmesser gut zwei Meilen betrug und die vom See bis zur Decke gewiss fünfhundert Schritt hoch war.
Sie rollten über die lange Brücke. So schön es von oben aussieht, ich bin froh, in den Tunnel zurückzukehren, dachte Tungdil.
Dann hörten sie das Hämmern wieder.
Es begann mit einem einzigen Klopfen, ein durchdringender Laut, der das leise Blubbern und Brodeln übertönte.
Goїmgars Kopf ruckte aufgeregt hin und her, angestrengt versuchte er, die Ursache zu entdecken. »Es sind die Geister unserer Ahnen«, wisperte er. »Ich kenne die Geschichten, die mir meine Urgroßmutter erzählte, von Zwergen, die sich den Gesetzen Vraccas’ nicht beugten und deshalb nach ihrem Tod keinen Eingang in die Schmiede fanden. Sie sind dazu verdammt, in den Stollen zu leben, und lauern den Lebenden auf, um sich an ihnen für ihre Qualen zu rächen.«
»Hast du auch die Geschichten über die Menschen fressenden Orks geglaubt?«, lachte Bavragor ihn aus.
»Ich kann dir sagen, dass sie stimmen«, brummte Boїndil von vorn, und Goїmgar wurde noch kleiner, bis seine Augen knapp über den Rand der Lore schauten. »Vielleicht hatte sie mit dem Spuk auch Recht.«
»Hört auf«, befahl ihnen Tungdil, und da dröhnte das zweite Klopfen durch die natürliche, in rötliches Licht getauchte Halle.
Aber dabei blieb es nicht.
Das Pochen verstärkte sich, wurde schneller, das klirrende Hämmern schwoll zu einem klangvollen Stakkato an. Der Schall reichte aus, die lockeren Steine aus der Decke zu lösen. Kleinere Brocken stürzten nieder, verfehlten die Brücke um wenige Schritt und klatschten in den heißen See.
»Da!«, schrie Goїmgar außer sich vor Furcht. »Bei Vraccas! Die Geister! Sie kommen, uns zu holen und ins Verderben zu reißen!«
Sie folgten seinem Fingerzeig und entdeckten die Wesen, die wie aus dem Nichts hinter Felsen hervorgekommen waren und von oben auf sie herunterschauten. Bei mehr als dreihundert hörte Tungdil auf, sie zu zählen.
Es wurden immer mehr. Kein Zweifel,
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