Die Zwerge
verbliebenen Kämpfern beizustehen. Schließlich wagte er es, einen raschen Blick aus der Schießscharte zu werfen und nach der Brücke zu sehen.
Sie hatte sich bereits zu zwei Dritteln ausgefahren, und die ersten ungeduldigen Bestien versuchten, sie mit einem Sprung zu erreichen. Einige stürzten bei ihrem Unterfangen in die Schlucht, andere gelangten bis zur Kante und klammerten sich daran fest, um dann in die Tiefe zu gleiten.
Nein! Es darf ihnen nicht gelingen. Mit einem Schrei warf sich Balendilín gegen den letzten Ork und trieb ihm die Axt mit all seiner Kraft in die Seite. Die Schneide fraß sich durch die eingefettete Rüstung, dunkelgrünes Blut schoss in hohem Bogen heraus. Er riss die Waffe aus der Wunde, wehrte den Schwerthieb seines Gegners ab und hackte ihm nochmals in dieselbe Stelle. Der Feind taumelte in seinen dritten Schlag und starb.
Erst jetzt sah Balendilín die vielen verbogenen Hebel und abgeschlagenen Griffe, die in ihrer intakten Form dazu dienten, die Brücke zu steuern.
»Sie ist ausgefahren«, erstattete ihm ein Zwerg Bericht. »Die Bestien stürmen das Land, mein König.«
Balendilín schaute gelähmt auf die zerstörte Apparatur, die über das Schicksal seines Stammes und des Geborgenen Landes entschied. Alles Rütteln half nichts, der passende Hebel saß fest.
»Vraccas, das darf nicht sein!«, schrie er seine Verzweiflung laut hinaus und stemmte sich mit aller Gewalt dagegen. Schließlich schlug er den Hebel ab, rammte seine Axt mit Wucht in den Schlitz und gebrauchte sie als Ersatz. Dann schaute er hinaus.
Es gelang! Die Stützpfeiler fuhren zurück, die Brücke gab in der Mitte nach. Das Knacken und Krachen der berstenden Steinplatten drang bis zu ihnen, und dazu mischte sich das ängstliche Aufkreischen der Kreaturen, die sich auf dem Überweg befanden und verstanden, dass sie in den Abgrund stürzen sollten. Dann brach die Brücke endgültig und riss die Bestien in den Tod. Zurück blieben hunderte von wartenden Orks, die am Graben der Hohen Pforte standen und ihre Enttäuschung laut herausschrien.
»Du bist verletzt, König«, machte ihn ein Krieger aufmerksam, und Balendilín sah, wie Blut aus seiner linken Seite sickerte. Das Kettenhemd wies einen klaffenden Schnitt auf, der vom Schlag eines Orks stammte.
»Es ist nichts«, knurrte er und riss seine Axt aus der Apparatur. »Lasst uns die Scheusale vernichten, die es bis über die Brücke schafften, und zu den anderen zurückkehren«, erteilte er neue Befehle. »Danach machen wir uns auf die Suche nach dem Verräter Bislipur.«
Auf dem Rückweg stellten sie fest, dass es keinen sicheren Fleck mehr im Blauen Gebirge gab. In jedem Korridor, in jedem Gang, in jeder Halle trafen sie auf kleinere und größere Gruppen Orks und Bogglins, die sich Scharmützel mit den Zwergen lieferten.
Wie lange werden wir uns noch gegen sie halten können?, dachte er. Vraccas, sende uns Beistand!
Als sie sich der Vorhalle zu den Schnelltunneln näherten, hörte Balendilín die animalischen Schreie und das Aufbrüllen von Orks, die in großer Zahl niedergemacht wurden.
»Verflucht, ich sagte, dass sie aufpassen, aber nicht angreifen sollen! Es sind zu viele für einen offenen Kampf.« Er hastete mit seinen Leuten vorwärts, um den zurückgelassenen Wachen beizustehen, und entdeckte etwas völlig Unerklärliches.
Eine Zwergentruppe mähte sich von der anderen Seite durch die Reihen der Orks, die von den unerwartet aufgetauchten Gegnern überrascht wurden. Seine eigenen Krieger hatten daraufhin einen Angriff unternommen, um die Orks zwischen den Fronten aufzureiben.
Balendilín befahl seinen Begleitern den Angriff und stürzte sich ins Getümmel. Bald trafen sich die beiden Zwergengruppen in der Mitte, und die letzten Feinde wurden von den blitzenden Äxten in Hälften getrennt.
»Ich komme gern pünktlich zu einer Schlacht«, grüßte ihn ein Zwerg in einem wunderschön gearbeiteten Kettenhemd. Die Stimme war ein wenig hoch, der Bart sehr fein, und die Rüstung schlug an zwei Stellen des Oberkörpers Beulen, wie sie für einen Mann nicht passen wollten. In der Rechten hielt er einen vergoldeten Streitkolben, an dem das Blut der Orks klebte.
»Ich bin Xamtys II. Trotzstirn aus dem Clan der Trotzstirne, Königin der Ersten des Stammes Borengar.« Sie drehte einen Kadaver mit dem Stiefel herum. »Ich wollte zu einer Ratsversammlung, und was sehe ich? Orks. Waren sie auch eingeladen, um für ein wenig Auflockerung zwischen den Disputen zu
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