Die Zwerge
erzählte er ihr den Hintergrund der schwelenden Feindschaft zwischen den beiden Zwergen.
»Das ist sehr traurig«, bedauerte sie, und ihr rundes Gesicht zeigte Mitgefühl. »Traurig für beide.«
»Auch wenn ich es mir nicht wirklich wünsche, wäre es wohl das Beste, auf Gegner zu treffen, an denen sich Boїndil austoben kann«, sagte er leise zu ihr, und dabei geriet ihr Geruch in seine Nase. Sie duftete himmlisch wie frisches Öl und sauberer Stahl.
»Kommst du?«, rief Goїmgar, der aus der Lore kletterte und den anderen folgte. »Anführer sollten doch immer vorn gehen, oder irre ich mich?«
»Nein, du irrst dich nicht.« Er eilte an ihm vorbei und schloss zu Boїndil und Bavragor auf, die schweigend ihre Last schleppten. Keiner wollte vor dem anderen als schwächer dastehen und dem Krieger das Tragen überlassen.
Plötzlich ratterte es laut vor ihnen. Eine Lore rauschte die Trasse entlang, und sie schafften es im letzten Augenblick, dem herrenlosen Karren auszuweichen.
Djer_n sprang auf die Seite, zog seine Axt und schlug aus der Bewegung zu, woraufhin sie entgleiste und gegen die Felswand prallte. Sofort war der Krieger dort, hob das Gefährt an und schaute hinein, um einen Passagier ausfindig zu machen. Sie war leer.
»Sie kann in einem Seitengang gestanden und sich gelöst haben«, meinte Rodario. »Welch ein Glück, dass ich die Reflexe eines Katers besitze, sonst hätte es mich glatt erwischt.« Furgas warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
»Es waren die Geister«, beharrte Goїmgar leise. »Sie wollten uns damit töten.«
»Sicher.« Boїndil legte die Barren ab, ging näher heran und schnupperte prüfend. »Orks saßen mit Sicherheit nicht drin, das Fett ihrer Rüstung würde ich sehen und riechen.« Er kroch in der Lore herum und gab nicht eher Ruhe, bis er auf etwas gestoßen war. »Die Schnalle eines Schuhs«, verkündete er und hob sie in die Höhe. »Billiges gestrecktes Silber. Sie ist jedenfalls nicht alt, aber sie sieht sehr mitgenommen aus. Kratzer, Dreck.« Er steckte sie ein.
Ich kenne sie von irgendwoher. »Das Rätsel lässt sich auf diese Weise nicht lüften«, entschied Tungdil. »Wir gehen weiter.«
Sogleich bückte sich Ingrimmsch nach seiner Last, und die Gruppe setzte sich in Bewegung.
Das Geborgene Land, das Zwergenreich des Zweiten, Beroїn, im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
I m letzten Augenblick ließ sich Balendilín fallen. Die Schneide zischte über ihn hinweg und prallte klingend gegen die Steinbrüstung der Brücke. Er trat Bislipur von unten ins Gemächt, zog seinen Dolch und rammte ihn in die Stiefelspitze. Aus dem Stöhnen des Verräters wurde augenblicklich ein lauter Aufschrei.
Der Schleier vor seinen Augen lichtete sich, er sah Bislipur wieder klar vor sich – rechtzeitig genug, um dem mit viel Wut ausgeführten Hieb zu entkommen. Er rollte sich nach rechts, und die Axt schlug wirkungslos auf die Brücke.
Dieses Mal hatte Bislipur mit der Bewegung des Königs gerechnet und schwang die Waffe wie eine Keule von unten nach oben hinter ihm her. Die Klinge durchtrennte Kettenglieder und drang schmerzhaft in seine verletzte Seite; die Spitze verhakte sich im Ringgeflecht.
»Hab ich dich! Flieg, Einarmiger«, lachte er, packte den Stiel mit beiden Händen, zerrte seinen Gegner an der Waffe hinter sich und schleuderte ihn hart gegen die Brüstung. Balendilín rutschte über die Steine und sah plötzlich den Abgrund unter sich. »Oh, ich habe vergessen, dass dir das Wedeln mit den Armen schwer fallen dürfte.«
»Zeig mir, ob ein Dritter ebenso gut fliegt wie ein Zweiter«, rief der König, streckte sich, um mit seinem Dolch zuzustoßen, und jagte diesen durch den Unterarm des Verräters. Dann spürte er, wie er über die Kante rollte.
Balendilín klammerte sich an den Griff des Dolches und zog den schreienden Bislipur mit sich in die Tiefe. Für deinen Verrat stirbst du mit mir!
Zu seinem eigenen Erstaunen endete sein Flug nach zwei Schritt auf festem Untergrund. Der Dolch glitt aus dem Arm seines Feindes. Balendilín war auf den Resten eines Steinbogens gelandet, der sich einst zur Zierde unter die Brücke gespannt hatte und wegen seiner Instabilität abgerissen worden war.
Bislipur schoss an ihm vorbei; instinktiv gab er den Griff der Axt frei, um sich an der vorderen Kante des Bogens festzuhalten, was ihm auch gelang. Doch ihm blieb nur die Rechte, weil der Dolch ihm den anderen Arm vom Ellbogen bis zum Handgelenk aufgeschlitzt hatte.
»Es
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