Die Zwerge
umgeworfen.«
»Er hat Fieber. Hohes Fieber. Es kann auch eine Erkältung sein«, warnte sie. »Wir müssen uns eine Unterkunft suchen, um es zu senken, sonst kann es eine Gefahr für sein Leben werden.«
»Unsinn«, trotzte Bavragor dem Ratschlag der Zwergin. »Ich bin …« Er fing an zu husten und wollte sich fast nicht mehr beruhigen; der Anfall schüttelte ihn durch, dass er einknickte. Tungdil stützte ihn, damit er nicht in den Schnee fiel.
»Ha, eine Erkältung.« Balyndis schaute sich um. »Wir müssen uns einen warmen Platz für ihn suchen.«
Tungdil nickte. »Das nächste Gehöft wird uns aufnehmen. Tot nützt du uns nichts, alter Steinmetz.«
»Eine Erkältung«, gluckste Goїmgar schadenfroh. »Wer von uns beiden ist nun der Schwächere? Ich mag nicht so breit gebaut sein, aber ich verkrafte die Strapazen besser als du.« Man sah und hörte seine Genugtuung, endlich einmal nicht der Unterlegene zu sein. Hoch erhobenen Hauptes schritt er an dem Kranken vorüber, ein Lächeln auf den Lippen, wofür er von Furgas einen Schneeball ins Gesicht bekam.
Sie wurden enttäuscht; auf ihrem Weg zum Grauen Gebirge gab es weder einen Hof noch ein Dorf, und einen Umweg lehnte Bavragor ab. Daher unterbrachen sie ihre Wanderung nicht mehr, sondern liefen ohne längere Rast, um schnell an den nächsten Tunneleinstieg zu gelangen.
Als sie endlich die Stelle erreichten, erlebten sie eine böse Überraschung. Der Schacht war zu einem mit Eis gefüllten Tümpel geworden.
»Was soll’s. Laufen wir eben die restlichen Meilen«, verkündete Bavragor, der sich mühte, trotz seines angeschlagenen Zustandes frisch zu wirken und seine Schwäche zu überspielen. Aber sein hochrotes Antlitz und die dicken Schweißperlen, die trotz der Kälte unter seinem Helmrand hervorquollen, straften ihn Lügen. »Ich kann das Graue Gebirge schon sehen.«
»Wir sehen das Gebirge, seit wir in Tabaîn sind«, meinte Goїmgar wenig erfreut darüber, noch länger an der Oberfläche laufen zu müssen. »Wir werden noch alle schneeblind werden, wenn es so weitergeht.«
Schlecht gelaunt stapfte er voran, und die Gefährten folgten ihm, bis sie gegen Abend doch an eine verlassene Scheune kamen, in der ein Bauer Stroh eingelagert hatte.
Sie machten es sich darin gemütlich und entzündeten vorsichtig ein Feuer. Bavragor legten sie nahe an die Flammen und begruben ihn mit drei Decken, damit er das Fieber und die Erkältung ausschwitzte. Rodario rutschte ebenfalls nahe ans Feuer, nur Djer_n wachte am Eingang und erlaubte es den anderen, sich um den Erkrankten zu kümmern. Sie ließen sich um ihn herum nieder.
»Es ist nichts.« Er hustete und spie aus, und ein großer Brocken geronnenes Blut flog heraus. Sein Atem ging pfeifend, er ächzte mehr, als dass er Luft einsog, und sein Zustand verschlechterte sich rapide. Die Wärme machte es wohl nur schlimmer. »Gebt mir einen Schluck Branntwein, dann geht es wieder.«
»Das ist keine Erkältung«, sagte Boїndil überzeugt und stand auf. »Es muss Wundbrand sein. Er kann sich auch unter der Haut ausbreiten, obwohl die Verletzung schon lange verheilt ist.«
»Nein. Ich habe die Stelle sauber verwachsen lassen«, widersprach Andôkai gereizt.
Tungdil beschlich ein übler Verdacht. Er erhob sich ebenfalls, ging zu Goїmgar und nahm sich den Schild, um die Einschlagstelle des Bolzens genau zu betrachten. Ringsherum entdeckte er leichte Verfärbungen und eine gefrorene klare Flüssigkeit, die zuvor weder ihm noch Goїmgar aufgefallen war. Das konnte nur Schlechtes bedeuten. Was immer sich an der Spitze befunden hatte, es war am Metall haften geblieben und vereist.
Vraccas, beschütze ihn! »Vermag Eure Magie etwas gegen Gift auszurichten?«, fragte er Andôkai heiser. »Für mich sieht es danach aus, als hätte sich Swerd nicht allein auf seine Treffkünste verlassen.«
»Gift«, hustete Bavragor und musste grinsen. Dabei sahen sie alle, dass seine Zähne voller Blut waren, es lief am Zahnfleisch herab und färbte sie. »Seht ihr?! Keine Erkältung. Um was wetten wir, Goїmgar, dass du schon lange tot gewesen wärst? Der Branntwein und das Bier haben mich zäh gemacht.«
Die Maga schloss die Augen. »Nein, ich kann nichts gegen Gift ausrichten. Es ist nicht … meine Art von Zauberkunst«, sagte sie leise und entschuldigend zugleich. »Zumal mich seine Heilung stark geschwächt hat. Ich trage kaum mehr Magie in mir.«
Eine fürchterliche Stille senkte sich auf die Gruppe herab. Jeder ahnte, was es
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