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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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waren es nicht. Tungdil konnte den heimtückischen Angreifer im Gegensatz zu Djer_n nicht ausmachen. Gardisten? Aber ihre Fackeln müssten zu sehen sein.
    Die Maga robbte durch den Schnee und kam an die Seite des Steinmetzen, um seine Verletzung zu prüfen, Balyndis näherte sich ebenfalls.
    »Die Spitze hat sein Rückgrat knapp verfehlt«, erklärte sie nach einer ersten Begutachtung. »Sein Umhang und der eisenbeschlagene Ledernacken des Helms haben dem Geschoss die Wucht genommen.« Ohne zu zögern packte sie das herausragende Bolzenstück und zog es aus der Wunde. Dann legte sie die Rechte auf das Loch, aus dem Bavragors Blut schoss. »Ich schätze, er wird mir verzeihen, dass ich meine Samusinmagie einsetze, um sein Leben zu retten«, sagte sie und schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. »Die Heilung von Zwergen gehört nicht zu den Disziplinen, die ich besonders gut beherrsche. Ich hoffe, es gelingt mir.«
    Das hoffe ich auch. Etwas zischte knapp an Tungdils Kopf vorbei, ein drittes Geschoss prallte gegen den Schild Goїmgars, dann erscholl ein gellender, heller Schrei, der unvermittelt abriss. Djer_n hatte den Schützen gestellt.
    Er kehrte mit seiner kleinen Beute zurück und warf sie ins Weiß. Dort, wo das Bündel auftraf, färbte sich der reine Untergrund gelbgrün; der Kopf mit den langen, spitzen Ohren fiel daneben.
    Goїmgar verspürte Entsetzen. »Swerd!« Es war tatsächlich der Gehilfe Bislipurs. Schaudernd blickte er auf die Leiche, danach auf die Einschlagstelle auf seinem Schild, wo man deutlich den Abdruck des Bolzens sah. »Wieso hat er auch auf mich …« Hastig schwieg er.
    »Geschossen?«, vollendete Tungdil den Satz. Er betrachtete die gebrochenen Augen des Gnoms. Auf diese Frage hätte auch er gern eine Antwort erhalten, aber die kompromisslose Art, mit welcher der Krieger für das Ende der Bedrohung gesorgt hatte, verhinderte das. »Du bist mit dem falschen Anwärter unterwegs, das wird er gedacht haben.«
    Er bückte sich, um das dünne Kropfband an sich zu nehmen, das nun nutzlos geworden war. Die Zeit als Sklave endete für den Gnom anders, als er es sich erhofft hatte. Nachdenklich steckte er es ein, um es beim nächsten Zusammentreffen mit Bislipur als Beweisstück vorzulegen. Dabei fiel ihm ein buttergelber, glänzender Fleck am Hals auf. Gold! Es war wohl wirklich der Gnom gewesen, der ihm bei dem Wettlauf mit Gandogar ein Bein gestellt hatte.
    »Dieser Hinkende ist Abschaum«, brachte Boїndil es wütend auf den Punkt und wischte sich den Schnee von der dicken Kleidung und aus dem Bart. »Hetzt seinen Lakai auf uns, um uns zu töten! Zwerge töten absichtlich keine Zwerge, das ist das schlimmste Verbrechen, dem man sich schuldig machen kann.«
    »Er hätte uns ja auch nicht getötet«, meinte Tungdil noch immer sinnierend, »der Gnom macht die Drecksarbeit. Bislipur wäre sicherlich wieder eine Ausrede eingefallen.«
    »Vraccas, ich bitte dich, lass uns Gandogar treffen, damit ich ihn windelweich prügeln kann«, flehte der Zwilling inbrünstig.
    Goїmgar schüttelte abwesend den Kopf, noch immer rang er mit seiner Fassung. »Nein, niemals hätte Gandogar ein solches Spiel betrieben und Bislipur beauftragt, uns zu töten. Bislipur muss in seinem Wahn auf eigene Faust gehandelt haben. Er …« Der Zwerg verstummte hilflos, sein Vertrauen war erschüttert.
    »Du willst doch auch, dass Gandogar auf den Thron kommt, oder etwa nicht?«, meinte Ingrimmsch lauernd.
    »Sicher. Ich habe von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht. Aber einen unseres Volkes töten?« Er erschauderte. »Er ist wahnsinnig geworden«, wiederholte er leise und schaute auf den regungslos daliegenden Bavragor. »Bislipurs Verstand ist von dem Wunsch verblendet, Gandogar zum Großkönig zu machen, nur so kann es gewesen sein.«
    Balyndis hielt die Hand des Steinmetzen und ließ ihn spüren, dass man sich um ihn kümmerte. Langsam verwuchs die offene Stelle im Nacken, bis nur noch eine kleine Narbe zu sehen war. Erschöpft sank Andôkai in den Schnee und kühlte ihr Gesicht.
    »Ich habe die Verletzung geheilt«, erklärte sie schwach. »Er müsste gleich …«
    »Samusinmagie«, murmelte Bavragor schläfrig, »ich habe es mir überlegt. Sie taugt doch was.« Etwas benommen, doch mit aller Ernsthaftigkeit nickte er der ausgelaugten Maga zu. Mehrer Worte bedurfte es nicht, seine Dankbarkeit auszudrücken.
     
     
    *
     
    »Eine Frage, Anführer unserer glorreichen Truppe.« Ein bibbernder Rodario

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