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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erschien bei Sonnenaufgang an Tungdils Seite, den Sack mit Kostümen eisern schleppend, und deutete versteckt auf Djer_n. Das Ereignis der vergangenen Nacht hatte ihm wie auch allen anderen ins Gedächtnis gerufen, dass der Krieger wahrlich kein hoch gewachsener Mensch war. »Was ist das?« Er war kaum zu verstehen, weil er sich den Schal mehrfach um den Kopf gewickelt hatte.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Tungdil ihm ehrlich, ohne seinen Marsch zu unterbrechen.
    Rodario ließ wie immer nicht locker. »Nein? Aber du bist doch schon so lange zusammen mit ihm unterwegs, wie ich hörte.«
    »Sie hat uns gesagt, dass es kein Ungeheuer ist.« Unwillkürlich dachte er an die Nacht in der Oase, in der er einen Eindruck davon erhalten hatte, was sich hinter dem fratzenhaften Visier verbarg, und er schüttelte sich.
    Der Schauspieler blies sich warme Luft auf die blau angelaufenen Finger. »So? Kein Ungeheuer? Was ist es dann? Ich kenne keinen Menschen, dessen Augen imstande sind, eine dunkle Gasse hell zu erleuchten. Wenn es ein Trick sein sollte, muss ich ihn unbedingt erfahren, um ihn bei unserem Theater zur Anwendung zu bringen.«
    Tungdil sagte einfach nichts mehr und hoffte, dass Rodario verschwand; er stapfte energisch durch den Schnee und betrachtete die Karte, um sich zu orientieren.
    »Schön, dann nehme ich einfach an, es ist eine Ausgeburt Tions.« Rodario sah sehr zufrieden aus und steckte die Hände wieder in die Taschen des Pelzmantels. »Das verleiht dem Stück zusätzliche Dramatik. Meine Güte, es wird brillant, unerreicht! Das ganze Geborgene Land wird kommen, um sich unsere Aufführung anzusehen.« Er fluchte laut. »Wenn es nur nicht so kalt wäre, dass die Tinte gefriert. Ich werde alles vergessen, bis wir wieder zu Hause sind.«
    »Trage das Fass am Körper«, riet ihm der Zwerg. »Damit hältst du es warm und dürftest schreiben können.«
    Rodario versetzte ihm einen freundschaftlichen Schubs. »Ein heller Verstand lebt unter deinen vielen Haaren, mein kleiner Freund. Nicht, dass ich nicht gerade eben selbst darauf gekommen wäre, dennoch meinen herzlichen Dank.«
    Sie liefen über eine verschneite Straße, auf der sich kein einziger Fußabdruck fand. Der Winter und die Orks sorgten dafür, dass die Bewohner Tabaîns in ihren warmen Häusern blieben und sich verbarrikadierten.
    In dem flachen Land sah man Angreifer auf riesige Entfernungen nahen. Die Spähtürme erreichten bei klarem Wetter Ausblicke von einhundert Meilen, aber die Vorwarnung brachte in diesem Fall nichts. Gegen die Orks aus dem Norden half nur ein gut geführtes Schwert, und daran mangelte es derzeit an allen Ecken und Enden.
    Tungdil verglich ihre Position mit dem Standort auf der Landkarte. Sie kamen den alten Grenzen des Toten Landes immer näher. Es ist sicherlich weiter vorgedrungen. Der Winter macht es unmöglich herauszufinden, wie weit sein Einfluss reicht.
    »Orks«, rief Boїndil nach hinten. »Etwa zwanzig Meilen westlich von uns. Sie … kehren um und ziehen nach Osten«, wunderte er sich. »Sie marschieren schnell. Aber wohin wollen sie nur? Suchen sie uns?«
    Bavragor machte sie auf das Gehöft aufmerksam, das sich auf der ursprünglichen Route befunden hatte. Für gewöhnliche Augen wäre es nicht zu erkennen gewesen, aber seine Sehkraft ermöglichte es ihm. »Das wäre ihre nächste sichere Beute gewesen. Sie haben es nicht angerührt.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn; sein Gesicht hatte eine intensive rötliche Färbung angenommen.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, erkundigte sich Balyndis. »Du siehst aus, als hättest du Fieber.«
    »Wundbrand«, verbesserte Ingrimmsch. »Kann es sein, dass der Hokuspokus doch nicht so wirkte, wie er sollte?«
    Andôkai ließ es mit dem Vorwurf nicht auf sich beruhen. Sie ging zum Steinmetzen und bat ihn, den Nacken zu beugen, um die Wunde zu betrachten, Boїndil stand sofort daneben. Beide kamen zur gleichen Ansicht.
    »Die Stelle ist sauber verheilt«, bescheinigte er ihr, »daran gibt es nichts zu rütteln.«
    »Es wird der Blutverlust sein«, versuchte Bavragor die allgemeine Sorge um ihn, die ihm sichtlich unangenehm war, zu zerstreuen, doch die resolute Schmiedin zog einen Handschuh aus und legte die Linke auf seine Stirn.
    »Bei Vraccas! Darauf könnte ich ein Hufeisen schmieden, so heiß ist sie!«, entfuhr es ihr besorgt.
    »Bei seinem Dickschädel müsste es auch gelingen«, neckte ihn Tungdil. »Unser Hammerfaust wird so leicht nicht

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