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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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könnte auch an deiner Schauspielkunst liegen«, bemerkte Boїndil trocken und drückte ihm eine Fackel in die Hand. »Nimm das. Du wirst nicht kämpfen müssen und hast die Hand für diesen Ballast frei. Und wehe, du lässt sie verlöschen.«
    »Ich schwöre bei allen Windrichtungen, den Göttern und sogar dem Bösen, dass, wenn mir dieses Missgeschick passieren sollte, was wiederum alle Gottheiten und Wesenheiten verhindern mögen, auf der Stelle und sofort, ganz gleich, wo ich mich befinde, der Blitz in dich fahren soll«, sagte er feierlich.
    Der Zwerg nickte zufrieden, bis sich ihm der Sinn der gestelzten Worte erschloss. »Sehr lustig«, knurrte er und beließ es dabei, während sich Goїmgar und Rodario ausschütten wollten vor Lachen. »Das Lachen wird euch beiden noch vergehen«, drohte er.
     
    *
     
    Bavragor wurde zunehmend unheimlicher.
    Seit dem Betreten des Zwergenreichs sprach er überhaupt nicht mehr, sondern rollte nur noch wild mit seinem Auge. Gelegentlich knurrte und stöhnte er ohne ersichtlichen Grund auf, die Fesseln um seine Handgelenke spannten sich und knirschten gefährlich. Djer_n wachte darüber, dass er niemandem zu nahe kam.
    Ingrimmsch beschwerte sich unentwegt, dass sie mit den Fackeln noch leichter und früher von Feinden gesehen werden konnten, aber eine andere Möglichkeit wollte ihnen nicht einfallen.
    Er hatte Recht. Die grellen Feuer erhellten die mit Vraccasium, Palandium, Gold- und Silberplatten vertäfelten Gänge, und so sahen sie zwar auf zwanzig Schritt jede kleine Einzelheit, aber ebenso wurden die Bestien auf sie aufmerksam.
    Sie müssen geahnt haben, dass wir es brauchen. Tungdil berührte die Platten. Auch auf die Gefahr hin, die Ahnen zu erzürnen, entschied er sich, Stücke davon herauszubrechen und einzustecken. Mit Djer_ns Kräften war es ein Leichtes, und bald hatten sie genügend zusammen, um daraus die Intarsien der Axt fertigen zu können. Nur Eisen fehlte ihnen noch. Tungdil betrachtete die Axt, die Lot-Ionan ihm geschenkt hatte. Notfalls werde ich sie einschmelzen.
    Nachdem sie lange durch das verlassene Reich der Fünften marschiert waren, gab Boїndil plötzlich das Zeichen zum Anhalten. »Vor uns ist etwas«, begründete er seine Entscheidung, und seine Haltung wurde lauernd. »Ich rieche den Gestank von Bestien, aber Orks sind es keine.«
    Tungdil schnupperte und bemerkte die Duftspur, die in der Luft lag. »Sie müssen vor uns sein.« Er blickte zu Narmora, die nur nickte und sich anschickte, den Gang zu erkunden.
    »Kommt nur her! Hier steht ein Zwerg, der sich nicht vor euch fürchtet!«, schallte plötzlich eine laute Stimme durch den Gang, dann prallten Waffen und Schilde scheppernd zusammen, und dünne Schreie erklangen. »Ich mag der Letzte sein und euch unterliegen, aber von euch nehme ich sicher vier Dutzend mit. Vraccas ist mit mir!«
    Diese Stimme kenne ich, dachte Tungdil, doch bevor es ihm einfiel, kam ihm jemand zuvor.
    »Gandogar!«, rief Goїmgar überglücklich. »Mein König, halte aus! Ich komme!« Er warf seinen schweren Mantel ab, packte den Schild, riss sein Schwert aus der Scheide und stürmte vorwärts.
    »Schau sich einer mal den Schimmerbart an«, wunderte sich Rodario. »Der kann richtig Mut aufbringen. Woher hat er den nur genommen?«
    »Ho, das hätte ich nicht geglaubt. Aber wir sollten ihn nicht allein gehen lassen«, sagte Ingrimmsch, und die Vorfreude auf ein ordentliches Gefecht mit Tions Geschöpfen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Und du, Langer, kennst meine Spielregeln. Pass du nur schön auf den Einäugigen auf, damit er mir nicht in den Rücken fällt.« Auch er warf den hinderlichen Mantel ab und schaute abwartend zu Tungdil.
    Der zog seine Axt in der Erwartung, dass der König der Vierten seinen Beistand verdiente. »Helfen wir unseren Rivalen brüderlich und schlagen den Feinden die Köpfe ab«, verkündete er und rannte los.
    Sie gelangten in eine kleinere, spärlich beleuchtete Halle, die mit haarigen, buckligen bogglinhaften Bestien gefüllt war. Kreischend schwangen sie Keulen und schartige Schwerter und drängten in ihren zu großen Rüstungen die Steinstufen hinauf, die zu einer goldenen Statue von Vraccas führten.
    Davor stand Gandogar in seiner schweren Rüstung wie ein Abbild des Gottes. Er führte seine Doppelklingenaxt mit beiden Händen, holte weit aus und mähte die erste Reihe der Angreifer mit einem Schlag nieder. Die Diamanten auf seinem Helm warfen Lichtreflexionen an die Wände und die

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