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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gestalten aus dem Portal und warfen sich gegen die Ungeheuer. Ihre Äxte und Kriegshämmer wüteten gnadenlos.
    Tungdil benötigte mehrere Augenblicke, bis er sie als Zwerge erkannte.
    Einer von ihnen, dessen polierte Rüstung hell leuchtete, was nur durch das Blitzen der Diamanten an seinem Waffengurt übertroffen wurde, nickte auf das geöffnete Tor.
    »Rasch. Wir können es nicht lange aufhalten«, befahl er, und seine tiefe Stimme ließ Tungdil schaudern.
    Er hatte ihn erkannt, denn nach dem langen Weg durch das Reich der Fünften hatten sie mehr als einmal seine in Gold und Vraccasium getriebenen Züge an den Wänden prangen sehen. Es war Giselbart Eisenauge, der Stammvater der Fünften.
    »Du bist …«
    »Später«, unterband der Urahne jedes weitere Wort. »Rein mit euch.«
    Tungdil kam der Aufforderung nach, Furgas legte sich Rodario über die Schulter, Gandogar trug die Leiche Goїmgars. Als sie sich auf der anderen Seite befanden, beendeten die Fünften ihren Ausfall, und das Tor zur Schmiede schwang zu. Bald darauf hörten sie das wütende Trommeln der Bestien, die mit ihrer blinden Wut dennoch nichts ausrichten konnten.
    »Ich grüße euch«, sagte Giselbart ernst, »wer immer ihr auch seid. Ich hoffe, euer Auftauchen bedeutet Gutes.«
    Sie blickten auf insgesamt zehn Zwerge mit bleichen Gesichtern, deren Augen leicht abwesend wirkten, als befänden sie sich in Trance. Sie trugen herrlich gearbeitete Rüstungen. Ihre Bärte reichten bis auf den Gürtel, und die Entschlossenheit, die Vraccas seinem Volk mitgegeben hatte, war von jedem Antlitz abzulesen.
    »Wir sind die Letzten der Fünften, die den Horden des Bösen seit dem Niedergang meines Reiches vor nunmehr elfhundert Zyklen trotzen«, erklärte Giselbart, der von allen den erhabensten Eindruck machte. »Wir fielen gegen die Albae und wurden durch das Tote Land zurück ins Leben gebracht, doch anstelle ihm zu dienen, stellten wir uns gegen es.«
    Tungdil warf einen raschen Blick auf Bavragor, der von oben bis unten mit dem Blut von Orks und Bogglins bedeckt war; in allen Grüntönen rann es von seinen Unterarmen herab und tropfte auf den Boden.
    »Auch wenn wir nur noch schwer zu töten waren, so verloren die meisten von uns ihr Leben doch endgültig, und wir zogen uns zur Esse zurück, dem Heiligsten, was unser Stamm besitzt.« Er schaute Tungdil in die Augen.
    »Und ihr verspürt keinen Hass gegen andere Zwerge oder alles Leben?«, fragte er misstrauisch nach.
    Giselbart schüttelte den Kopf. »Wir haben gelernt. Elfhundert Zyklen reichen aus, um den Hass in sich zum Schweigen zu bringen.« Sein Blick richtete sich auf den Eingang. »Lange beschränkten sich die Kreaturen darauf, uns zu bewachen, doch seit einigen Sonnenumläufen versuchen sie, die Esse zu erobern. Ihr seid vermutlich der Grund für ihr Verhalten, oder?«
    »Ja, das mag sein.« In aller Eile stellte er sich und seine Begleiter vor, um danach eine kurze Zusammenfassung von dem zu geben, was sich im Geborgenen Land tat und was der Grund ihres Auftauchens war. »Aber die Hoffnung ist verloren. Das Drachenfeuer, das wir mitbrachten, um die Esse in Gang zu setzen, ist vor dem Tor verloschen.«
    Giselbart legte ihm eine Hand auf die Schulter und zeigte ein freundliches Lächeln in dem tausende von Zyklen alten Gesicht, das nur aus Falten und Furchen zu bestehen schien. »Nein, bewahre dir die Zuversicht, Tungdil Goldhand, denn die Glut brennt hell und heiß wie immer.« Er horchte auf. »Wir haben sie von Anfang an gegen die Eindringlinge verteidigt. Vraccas muss gewusst haben, dass wir sie eines Tages noch einmal dringend brauchen würden.« Er und seine Begleiter traten zur Seite, damit sie die Schmiede in Gänze sahen.
    Sie war gut fünfzig Schritt lang und maß dreißig in der Breite. Zwanzig erloschene Essen standen in zwei Reihen nebeneinander, die vierfache Anzahl von Ambossen kam hinzu. Sie waren um eine besonders große Feuerstelle angeordnet, deren Glut weißlich glomm.
    Zwischen den unzähligen Säulen, welche die achtzig Schritt hohe Decke trugen, hingen Zangen, Hämmer, Feilen, Meißel und andere Schmiedewerkzeuge sauber aufgereiht. Der Boden war mit feinem Sand ausgestreut. An der Decke und den oberen Wänden hatte sich eine dicke Rußschicht gebildet; Steinstufen führten zu dem Rauchabzug hinauf.
    Durch mehrere Öffnungen im Fels liefen Eisenketten, die über Umlenkrollen und Flaschenzüge mit Blasebälgen neben den Essen sowie Schleifsteinen verbunden waren; offenbar

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