Die Zwerge
funktionierten sie nach einem ähnlichen Prinzip wie die Hebevorrichtungen der Loren.
Tungdil konnte sich vorstellen, wie die Fünften einst hier schmiedeten und die schönsten Rüstungen und besten Waffen des Geborgenen Landes schufen. Er atmete auf und bat Vraccas stumm um Verzeihung für seinen Zweifel. »Das ist die erste gute Wendung, seit wir von zu Hause aufgebrochen sind«, sagte er voller Freude. Nichts war vergebens, dabei standen wir knapp davor, uns aufzugeben.
»Rodario! Er lebt!«, sagte Furgas freudig. »Ich höre sein Herz schlagen.«
»Lass mich nach ihm sehen.« Andôkai warf ihr Haar zurück, kniete sich neben den Verletzten und schaute nach der Wunde, um sie mit Branntwein aus dem Trinkschlauch Bavragors zu reinigen und Schlimmeres zu verhindern. »Ein leichter Stich in die Seite und ein Schlag ins Gesicht«, stellte sie fest.
Er schlug ruckartig die Augen auf. »Meinen Dank, ehrenwerte Maga«, presste er durch die Zähne hervor. Der Alkohol auf der frischen Wunde verursachte ein scharfes Brennen. »Ich hätte den Ork bitten sollen, mich auf den Mund zu treffen, damit Ihr mich mit Euren Lippen zurück ins Diesseits küsstet.«
»Wenn du ein Krieger wärst, sähen die Dinge anders aus«, antwortete sie erstaunlich freundlich auf sein Werben.
»Ein Schauspieler ist vieles, auch ein Krieger.«
»Letztlich ist es vorgetäuscht.«
»Im Gemüt bin ich ein Kämpfer. Reicht Euch das nicht?«
»Das ist wohl wahr«, nickte sie. »Aber dein Gemächt hat mir zu viele Schlachten im ganzen Land geschlagen, als dass ich dem Träger vertrauen könnte, dass er niemals die Seiten wechselt, wenn sich eine Gelegenheit bietet.« Andôkai blinzelte ihn mit ihren blauen Augen an und tätschelte seine Wange. »Bleib bei den Frauen, die dich verehren, großer Junge.«
Giselbart deutete auf eine Nische in der Schmiede. »Legt euch hin und ruht euch aus. Das Portal wird nicht fallen, dafür sorgen wir«, sagte er zu Tungdil. »Genehmigt euch so viel Schlaf, wie ihr benötigt, und dann machen wir uns ans Werk. Es gibt vieles vorzubereiten.«
»Was meinst du damit?«
Er lachte gutmütig. »Erst werdet ihr euch erholen. Zu essen können wir euch leider nichts bieten, aber die Unterkunft ist wenigstens sicher.«
Keiner murrte, als es ans Ausruhen ging, und selbst Boїndil war erschöpft genug, dass er sich die Gedanken über das Dasein der Fünften als Untote ersparte. Sie hatten ihr Leben auf diese Weise bewahrt und bewiesen, dass sie alles andere als bösartig waren.
Tungdil trat zu Gandogar, der stumm neben den Überresten Goїmgars saß. Er hatte seinen ramponierten Helm abgenommen, sodass das braune Haar auf seine breiten Schultern fiel. »Er hat sein Leben für mich gegeben«, meinte er nachdenklich. »Ohne zu zögern stellte er sich gegen den Ork, obwohl er genau wusste, dass er ihm nicht gewachsen war. Das hätte ich ihm nicht zugetraut.« Er schaute zu Tungdil. »Als du dir Goїmgar wähltest, freute ich mich, weil ich zu wissen glaubte, wie sehr er ein Künstler und wie wenig er ein Zwerg wäre. Er hat bewiesen, dass er mehr Zwerg war, als ich annahm.«
Tungdil nahm das Säckchen mit den Diamanten und legte es in die Hände des Königs. »Jetzt ist es an dir, seine Aufgabe zu übernehmen.«
»Das werde ich, auch wenn ich weit hinter seinen Fertigkeiten als Handwerker zurückstehe.«
Tungdil zögerte. »Es wird dir nicht gefallen, was ich dir noch zu sagen habe, Gandogar. Es geht um Bislipur.« In wenigen Worten erzählte er ihm vom Plan des Großkönigs und der Heimtücke des Hinkenden. Zum Beweis seiner Anschuldigungen präsentierte er das Kropfband, das sie Swerd abgenommen hatten.
Der König erkannte es auf der Stelle wieder. »So sehr ich meine Augen gegen deine Vorwürfe verschließen möchte, das widerliche Schmuckstück spricht für sich. Der Gnom wäre niemals imstande gewesen, ohne den Auftrag seines Herrn zu handeln.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Was hat ihn so verblendet? Wie konnte er mich so verblenden?«
»Du willst keinen Krieg mehr gegen die Elben führen?«
»Einen Krieg? Jetzt, wo es so schlimm um das Geborgene Land bestellt ist?« Er holte tief Luft. »Ganz im Gegenteil, Tungdil. Ich erkenne endlich die Wahrheit, die in den Worten des Großkönigs Gundrabur lag. Wir haben unterwegs zu viel gesehen und erlebt, um weiterhin gegen die Spitzohren ziehen zu wollen. Wir brauchen ein Bündnis mit ihnen.« Er hob die Augenbrauen. »Ich sagte nicht, dass wir sie zu unseren
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