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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Reihen ist das Einzige, was mir einfällt.« Er schaute in die Gesichter seiner Begleiter. »Vermutlich werden nicht alle von uns auf der anderen Seite der Halle ankommen. Achtet darauf, dass die Richtigen zur Esse gelangen.« Er schaute zu Balyndis. »Ich bin entbehrlich, ich werde mein Leben geben, damit das Geborgene Land mit all seinen Völkern weiterhin hoffen kann.«
    Furgas küsste Narmora leidenschaftlich und mit Tränen in den Augen; sie gehörte zu denen, die unter allen Umständen durchkommen mussten. Sie strich ihm zärtlich übers Gesicht.
    »Eins zu Hundert«, schätzte Boїndil die Verhältnisse ab. »Es hätte schlimmer kommen können.« Dieses Mal übernahm er es, das Horn zu blasen und ein altes Zwergensignal erschallen zu lassen, das von den Gegnern mit aufforderndem Rufen erwidert wurde. »Wer zuerst auf der anderen Seite ankommt«, knurrte er, »hat gewonnen.«
     
    *
     
    Nach fünfhundert Schritten hatten sie sich festgekämpft, es ging weder vorwärts noch rückwärts.
    Eingekreist von den widerlichsten Kreaturen, standen sie Schulter an Schulter und mussten sich darauf beschränken, ihr Leben zu verteidigen, bis die Arme zu schwer würden, um den Attacken länger standzuhalten.
    Schlimm genug war, dass sie Rodario auf den ersten zehn Schritten einbüßten; er verschwand zunächst unbemerkt zwischen den Rüstungen der Orks, und zu spät merkte Tungdil, dass der Schauspieler Opfer eines Schlages geworden war.
    Damit verloren sie das notwendige Drachenfeuer, um die Esse anzufachen.
    Ich bin so dicht vor meinem Ziel, Vraccas. »Wir müssen umkehren«, rief er über die Schulter. »Rodario und die letzte Fackel gingen verloren.«
    Andôkai setzte zu einer Entgegnung an, als helle Flammen am Durchgang emporloderten.
    »Zurück«, hörten sie eine krächzende, herrische Stimme. »Sie gehören mir.«
    Die Bestien verstummten abrupt; sie stoben augenblicklich auseinander und bildeten eine Gasse, um Platz zu schaffen. Tungdil erkannte die feiste Gestalt in der malachitfarbenen Robe wieder, die sich nach vorne schob, und der letzte Hauch Hoffnung, der sich mit zwergischem Trotz gehalten hatte, verflüchtigte sich.
    »Nôd’onn«, ging das Raunen ehrfürchtig durch die Reihen der Ungeheuer, die gebannt auf ihn starrten. Einige verneigten sich oder fielen vor ihm auf die Knie.
    »Ich dachte mir, dass ich euch bei der Esse antreffe«, begrüßte er sie schnarrend und musste husten. Ein hellroter Speichelklumpen klatschte dem nächsten Bogglin ins Gesicht, der ihn freudig ableckte. »Daher sandte ich meine Diener, um euch aufzulauern.« Schritt für Schritt kam er auf sie zu. »Das Vergnügen, euch eigenhändig zu vernichten, wollte ich mir nicht entgehen lassen.«
    Ein Ork sprang diensteilig vor, riss sein Schwert heraus. »Ich tue es für dich, Herr!«, quiekte er.
    »Unwürdiger!« Der Magus reckte seine Hand; es blitzte kurz auf, und ein Flammenstrahl traf den Ork, der sofort brannte und blind umhertaumelte, bis er ohnmächtig vor Schmerzen auf den Steinboden fiel. »Weichet!«, befahl er wieder. »Macht Platz, damit ich sie mit meinen Kräften vernichten kann, ohne euch zu schaden.« Das bleiche Gesicht war unter der Kapuze, die er trug, nur mehr als heller Fleck zu erkennen.
    »Ich werde es versuchen«, flüsterte Andôkai Tungdil zu. »Ihr lauft los.« Sie wischte sich die blonden Haare aus dem herben Antlitz, packte ihr Schwert und setzte zu einem Sprung an, hielt aber inne.
    Tungdil bemerkte ihr Zögern. »Was ist?«
    Sie wirkte irritiert. »Er hat seinen Stab nicht dabei. Der echte Nôd’onn würde seinen Stab niemals ablegen, so wenig wie ich mein Schwert anderen überließe. Es ist eine Täuschung …«
    »Bei allen Göttern! Es ist Rodario!«, raunte ihr Furgas zu und bemühte sich, nicht zu glücklich zu wirken und die Maskerade des Freundes zu verraten. »Was immer er auch von uns verlangt, wir müssen sein Spiel mitspielen.«
    Der Zwerg machte große Augen. Die Verwandlung in den Verräter gelang dem Mann ebenso vollendet wie damals im Theater, doch dieses Mal stand er vor einem Publikum, das ihn aufspießen würde, wenn sein Können zu gering wäre. Wie hat er das geschafft?
    »Und ihr«, wandte er sich krächzend an sie, »werdet leiden. Ich gewähre euch die Gnade, bis ans Tor der Schmiede zu gehen und das ersehnte Portal zu berühren, ehe ihr in tausende kleiner Stücke zerrissen werdet! Ist das nicht grausam?!«, rief er laut, und die Bestien um ihn herum brüllten ihre

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