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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Leben einzuhauchen, sind eingerostet und nicht mehr zu bewegen.«
    »Welch ein Glück!« Furgas erhob sich. »Ich dachte schon, ich bin nichts anderes als der Gefährte jener Frau, die das Geborgene Land rettet«, lachte er, und die anderen stimmten ein. »Endlich kann ich meine Fertigkeiten als Magister technicus unter Beweis stellen.«
    Narmora küsste ihn, nahm eine Axt und übte mit Ingrimmsch die unterschiedlichsten Manöver. Andôkai saß auf ihrem Lager, Djer_n hockte unbeweglich wie immer neben ihr. Tungdil wartete aus irgendeinem Grund darauf, dass es hinter dem Stahlgesicht zu leuchten begann.
    »Du fragst dich, was sich hinter der Maske verbirgt?«, meinte Narmora, als sie eine Pause einlegte. Sie nahm sich von dem Wasser und trank es durstig.
    Er wandte sich ihr zu. »Du klingst, als ob du es wüsstest.«
    Narmora lehnte sich an den Felsen und atmete tief; die Übungsstunden strengten sie an, denn Ingrimmsch verlangte ihr alles ab. »Meine Mutter erzählte mir von einem Wesen, dem König unter den Bestien und allen Geschöpfen Tions und Samusins. Es ist der Jäger aller, das Raubtier der eigenen Art, es vernichtet die Schwachen und ringt mit den Starken, um sie noch stärker zu machen oder sie zu töten, wenn sie es nicht verdienen zu herrschen.« Sie tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Seine Augen sollen blauviolett leuchten, und sein Anblick reicht aus, um die Schwächsten davonlaufen zu lassen. Sie fürchten ihn alle, den Sohn Samusins.« Narmora grinste. »Ich hatte unwahrscheinliche Angst, wenn sie diese Geschichte erzählte, wie du dir vorstellen kannst.« Sie vermied es, in die Richtung des Gepanzerten zu schauen. »Was viel schlimmer ist: Nun weiß ich, dass es ihn gibt.«
    Es ergab einen Sinn. Andôkai, als Anhängerin des Gottes Samusin, würde es als Ehre empfinden, mit einer Kreatur durch die Gegend zu ziehen, die der Sage nach der Sohn ihres Gottes war. Ob die Maga und Djer_n tatsächlich mehr verband als das Verhältnis Herrin und Untergebener, wollte Tungdil nicht wissen. »Dann ist es kein Wunder, dass die Bogglins vor ihm geflüchtet sind.«
    »Jeder würde vor ihm flüchten, Bestie oder nicht.« Narmora stand auf, um weiter zu üben.
    Er beobachtete, wie Balyndis eine Esse mit gewöhnlichem Feuer in Gang setzte, das Kettenhemd und das Lederwams auszog und sich eine Lederschürze vor Bauch und Brust band; die Unterwäsche verdeckte wenig von ihrer Haut. Er schlenderte zu ihr, die Neugier trieb ihn. »Was machst du?«
    »Stahl.« Sie bat ihn, die Bändel hinter ihrem Rücken zu verknoten. Er trat hinter sie und erhaschte zum ersten Mal einen Blick auf die nackte Haut einer Zwergin. Sie war rosig und von einem dünnen, hellen Flaum überzogen. Da sie wie alle unterwegs kaum Gelegenheit gehabt hatte, sich zu waschen, ging ein intensiver, aber keineswegs schlechter Duft von ihr aus, weniger sauber, aber sehr anregend. »Da wir nicht an die Hochöfen kommen, um aus dem Roheisen Stahl zu machen, behelfe ich mich mit einem einfachen Kniff.«
    Seine Hände hatten den Knoten schon lange fertig gebunden, doch nun legten sich seine Finger wie von selbst an ihre kräftige Hüfte. Die Haut fühlte sich glatt und warm an, er ertastete die feinen Härchen.
    »Komm nach vorn, damit du siehst, was ich mache.« Er folgte ihrem Wunsch. »Um die Verunreinigungen auszutreiben, gebe ich das Metall in eine flache Pfanne und erhitze es. Der größte Teil der Verunreinigungen verbrennt dabei. Der Nachteil ist, dass wir so nur geringe Mengen Stahl herstellen können. Für einen Axtkopf sollte es genug sein.« Geduldig stand sie da und beobachtete, wie die Temperatur höher wurde und das Metall schmolz. »Hast du so etwas nicht gemacht?«
    »Nein«, sagte er bedauernd. »Ich war nur Schmied.«
    »Wie viele Schläge brauchst du für einen Hufnagel?«
    »Wenn ich mich anstrenge, sieben, wenn ich gedankenlos bin, neun.«
    »Das ist sehr gut, Tungdil«, lächelte sie ihn an, und er schmolz wie das Eisen. »Du bist darin so gut wie ich.«
    »Und wie lange brauchst du für eine Axt?«
    »Wenn ich mich anstrenge, sieben, wenn ich gedankenlos bin, neun«, antwortete sie. »Umläufe natürlich, nicht Schläge. Aber da wir wenig Zeit haben und ich keine Pause machen werden, müsste es in fünf Umläufen zu schaffen sein, ohne dass die Güte darunter leidet.« Sie deutete zum Portal. »Giselbart möchte etwas von dir. Er steht da und winkt.«
    Tungdil hob die Hand zum Zeichen, dass er sich auf den Weg machte.

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