Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
speichern und auf Befehl freizusetzen. Der Malachit bewahrte die beschworenen Kräfte und formte daraus gebündelte Magie. Diese Erkenntnis kam seinen Nachfolgern und dem Geborgenen Land hunderte von Sonnenzyklen später zu Gute, denn ohne den Speicherkristall wäre es den Sechs niemals gelungen, das Tote Land aufzuhalten. Generationen von Magi und Magae hatten diese Eigenschaft des Malachits genutzt, und so sollte es heute wieder geschehen.
    Turgur erhob sich und betrachtete seinen Kreis zufrieden; dann beobachtete er Nudin. »Etwas stimmt nicht«, raunte er Lot-Ionan zu. »Gib auf Nudin Acht.«
    »Wieso?«, fragte der Magus verwundert. »Was …«
    Nudin richtete sich auf und schaute zu ihnen herüber; sein aufgedunsenes Gesicht wirkte misstrauisch, als er die leise tuschelnden Männer bemerkte.
    »Nicht jetzt. Ich erkläre es dir und den anderen später«, meinte Turgur. »Stehst du mir bei?«
    »Dir beistehen?« Der Magus mit dem langen weißen Bart hatte seinen Verstand voller magischer Formeln; er wusste mit dem geheimnisvollen Getue des Schönen nichts anzufangen.
    Bevor er nachfragen konnte, wies sie Maira an, ihre Plätze einzunehmen. Der Mond und die Sterne standen am Himmel, als die Zauberkundigen in die Kreise um den Tisch traten. Die Zeremonie konnte beginnen. Die Kuppeldecke über ihren Köpfen geriet in Bewegung und schwenkte zur Seite, sodass sie nichts als das Firmament über sich hatten.
    Die Sechs breiteten die Arme aus, hielten sie waagrecht von ihren Körpern abgespreizt und rezitierten mit geschlossenen Augen die Formeln, welche die magischen Kräfte zusammenzogen.
    Jeder sprach seine eigenen Silben. Maira sang, Andôkai zischte wütend und aufbrausend, Turgurs Formeln klangen so arrogant wie er, wohingegen Sabora kaum vernehmbar flüsterte. Die Stimmen mischten sich zu einem verworrenen, beschwörenden Choral, dem die Magie nicht widerstehen konnte.
    Nudin und Lot-Ionan hörten sich beinahe identisch an. Sie trugen die Worte feierlich, erhaben vor, als stünden sie vor einem König und begrüßten ihn ehrfürchtig.
    Der Geduldige hatte die seltsamen Worte Turgurs nicht vergessen und spähte durch die halb geöffneten Lider, was Nudin tat. Erleichtert stellte er fest, dass er sich nicht sonderlich auffällig verhielt.
    Die Symbole um die Hüterin glommen nacheinander grell auf; sie stand in einem gleißenden, irisierenden Strahl, der weithin sichtbar senkrecht nach oben in den schwarzen Himmel strahlte und ihre Gestalt beleuchtete. Maira war bereit.
    Reihum flammten die Kreise auf und badeten die Zauberkundigen in Licht. Die Bewohner Poristas starrten gewiss mit Begeisterung zum Palast des Rates und freuten sich über das seltene Schauspiel.
    Die enorme Energie der Magie lud den Raum auf, und überall knisterte es. Kleine bläuliche Elmsfeuer sprangen zwischen den Säulen hin und her.
    Die Hüterin legte ihre Hände auf den Malachit, die anderen fünf taten es ihr nach. Lot-Ionan sah, dass Turgur die Augen nicht von Nudin wandte und äußerst angespannt wirkte.
    Die beschworene Macht floss durch sie hindurch und schoss in den dunkelgrünen Kristall, der daraufhin zu pulsieren begann. Sein Leuchten steigerte sich, bis die Sechs die Finger von der kühlen Oberfläche lösten und einen Schritt zurück machten.
    »Begib dich auf die Reise und verstärke das unsichtbare Band, welche das Tote Land fesselt«, rief Maira und sprach die Formel. Der Malachit und die Magie gehorchten ihr, die Energie trat als funkelnder, weißlicher Schein aus der Mitte des Tisches.
    Nudin aber ergriff unvermittelt seinen Stab und hielt die Spitze direkt in die konzentrierte Macht. Der Stein absorbierte das Weiß. Ein schwarzer Blitz löste sich aus dem schwarzsilbernen Schmuckstein und übertrug die umgewandelte Kraft in den Magus, der grauenvoll schrie und sich unter Schmerzen wand.
    »Verräter!« Turgur nahm seinen Zauberstab zur Hand und wollte den Onyx aus dem Stahl schlagen, aber eine unsichtbare Schutzwand hinderte ihn daran.
    Der Stein saugte dem Malachit den winzigsten Rest Magie aus, das Schimmern über der Platte erlosch ebenso wie das Glimmen der Zauberkreise. Das Ritual war beendet, die Macht gesammelt und freigegeben worden. Nudin taumelte rückwärts, um sich erschöpft an eine Säule zu lehnen.
    Lot-Ionan schaute zu Turgur, der offenbar mehr über das Vorhaben Nudins gewusst hatte »Er hat uns verraten!«, schrie der Schöne außer sich. »Er ist auf der Seite des Toten Landes! Hätte ich die Hinweise doch

Weitere Kostenlose Bücher