Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Fachmann für Ihren Charakter. Ihren und Donadios.«
Peter runzelte die Stirn. » Was hat Alicia damit zu tun?«
» Das weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen zwei Dinge verraten, und eins und eins zusammenzählen müssen Sie dann selbst. Erstens, seit drei Monaten hat niemand mehr etwas aus Fort Kearney gehört. Zweitens, Donadio hatte zweierlei Befehle. Mir war nur der erste bekannt; er kam von der Division, und was darin stand, habe ich Ihnen gesagt. Der zweite kam in einer versiegelten Tasche aus Sanchez’ Büro. Streng geheim.«
» Warum wollte man nicht, dass Sie ihre Befehle kannten?«
» Eine ausgezeichnete Frage. Wer da eigentlich worüber informiert ist, das scheint mir die Crux des Ganzen zu sein. Anscheinend sollen gewisse Dinge vertraulich behandelt werden, und das betrifft nicht nur Sie. Fleet will Sie aus dem Weg haben; da erzähle ich Ihnen nichts, was Sie nicht schon wissen. Aber ganz unter uns, Fleet und Sanchez sind nicht immer einer Meinung, und die Befehlskette ist nicht so klar definiert, wie Sie vielleicht denken. Die Unabhängigkeitserklärung lässt viel Raum für Interpretationen, und die Dinge können ziemlich vertrackt werden. In der Sache mit der Frau auf der Oil Road besteht, sagen wir mal, kein allgemeiner Konsens zwischen Militär und Zivilbehörden. Das gilt auch für Martínez, der, wie Sie es so prägnant ausgedrückt haben, nicht da war, wo er hätte sein sollen, und zwar zum selben Zeitpunkt, als Amy es irgendwie schafft, Greer aus dem Gefängnis zu holen und mit ihm abzuhauen. Alles sehr interessant.«
» Sie glauben also, auch das hängt damit zusammen.«
Apgar zuckte die Achseln. » Ich bin nur der Überbringer der Botschaft. Aber Fleet ist nie von der Existenz der Virals ganz überzeugt gewesen. Was ihn angeht, ist Amy ein verstörtes Wesen, und die Zwölf sind ein Mythos. Donadio kann er nicht wegdiskutieren; sie ist offenkundig anders, allerdings beweist das für ihn noch gar nichts. Die Jagd hat er nur hingenommen, weil Sanchez deshalb so viel Aufhebens gemacht hat, dass es sich nicht lohnte, sich darum zu streiten, aber was in Carlsbad passiert ist, gibt ihm Gelegenheit, endgültig damit Schluss zu machen. Manche Leute sehen das anders.«
Peter brauchte einen Augenblick, um das alles zu verdauen. » Sanchez handelt also hinter Fleets Rücken.«
Apgar runzelte ironisch die Stirn. » Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so etwas gesagt hätte. Derartige Reden stehen meinem Rang nicht zu. Wie dem auch sei, ich würde es als persönliche Gefälligkeit betrachten, wenn Sie mir helfen könnten, ein hinreichend einfallsreiches Individuum ausfindig zu machen, das ein paar dieser Punkte miteinander verbinden kann. Kennen Sie jemanden, der sich dafür eignet, Lieutenant?«
Die Botschaft war klar. » Ich glaube schon, Colonel.«
» Ausgezeichnet.« Apgar schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: » Komische Sache mit diesem Transport. Ein verdammt seltsamer Zufall, wenn man es sich überlegt. Anscheinend sind die Unterlagen verlegt worden. Sie wissen, wie so was ist. Dürfte achtundvierzig Stunden dauern, bis das alles geklärt ist. Zweiundsiebzig maximal.«
» Gut zu wissen, Sir.«
» Ich dachte mir, dass Sie das vielleicht auch so sehen.« Der Colonel klatschte sich mit beiden Händen auf die Knie. » Tja, ich glaube, ich werde anderswo gebraucht. Man hat mich einer Taskforce zugewiesen, die der Präsidentin untersteht und sich mit diesen… unglückseligen Entwicklungen befassen soll. Keine Ahnung, wie viel ich dazu beitragen kann, aber ich mache, was man mir sagt.« Er erhob sich von der Pritsche. » Schön, dass Sie sich ausruhen konnten. In den nächsten Tagen gibt es viel zu tun.«
» Danke, Colonel.«
» Reden wir nicht davon. Und das meine ich wörtlich.« Er sah Peter an. » Seien Sie nur vorsichtig mit ihm, Jaxon. Lamont ist keiner, dem Sie in die Quere kommen wollen.«
Sie ritten die Nacht hindurch und bis in die nächste hinein. Jetzt waren sie östlich von Luling. Eine Landkarte hatten sie nicht, aber sie brauchten auch keine; der Interstate Highway10 würde sie geradewegs nach Houston bringen, mitten in das dschungelhafte Herz der Stadt. Greer war schon da gewesen– nur in den Vororten, aber da hatte er genug gesehen. Die Stadt war ein undurchdringlicher Sumpf; ein Pesthauch durchwehte das verfilzte Baumdickicht, das im Schlamm wucherte, und die tropfenden Ruinen, in denen es von Dopeys wimmelte. Wenn die einen nicht erwischten, schnappten einen die
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