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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Formationen aus fliegendem Felsgestein.
    » Seht ihr?«, sagte Tifty und deutete auf den Boden rund um den Truck. » Keine einzige Spur.«
    Sie fuhren weiter. Dass weit und breit keine Virals waren, ließ Peter keine Ruhe. Selbst bei den Hardboxen waren keine Spuren, keine Exkremente. Eine willkommene Wendung, aber so unwahrscheinlich, dass sie schon wieder beunruhigend war– als hätten die Virals ganz spezielle Pläne für sie.
    Sie kamen immer langsamer voran, denn die Straßen waren immer schwerer zu erkennen. Oft musste Tifty anhalten, um den Kurs neu zu berechnen; dazu benutzte er Kompass, Landkarten und manchmal einen Sextanten, ein Gerät, das Peter noch nie gesehen hatte. Michael zeigte ihm, wie es funktionierte: Indem man den Winkel zwischen Sonne und Horizont maß und Uhrzeit und Datum in die Rechnung einbezog, konnte man, ohne andere Bezugspunkte zu haben, seinen Standort bestimmen. Normalerweise, erläuterte Michael, benutzte man dieses Instrument auf Schiffen auf hoher See, wo der Horizont unverstellt sichtbar war, aber an Land konnte es auch funktionieren. Wieso kannst du solche Sachen?, fragte Peter, doch noch während er die Frage stellte, kannte er die Antwort. Michael hatte sich den Gebrauch des Sextanten beigebracht, damit er eines Tages hinaussegeln konnte, um den Sperrgürtel zu finden– oder auch nicht.
    Die Tage der Reise vergingen, und noch immer trafen sie keine Virals. Inzwischen zerbrachen sie sich offen den Kopf darüber, auch wenn die Diskussion nie über die Feststellung hinausging, wie merkwürdig dies war. Seltsam, sagten sie. Wahrscheinlich haben wir ein Riesenglück. Was auch stimmte, aber das Glück hat die Gewohnheit, einen am Ende im Stich zu lassen. Nach elf Tagen verkündete Tifty, dass sie sich der Grenze zwischen Missouri und Iowa näherten. Sie waren schmutzig, erschöpft und reizbar. Volle zwei Tage lang waren sie von einem namenlosen Fluss aufgehalten worden. Meile um Meile hatten sie am Ufer entlangfahren müssen, bis sie eine Brücke gefunden hatten, die noch stand. Der Sprit wurde allmählich knapp. Die Landschaft hatte sich wieder verändert; sie war nicht ganz so flach wie in Texas, und hüfthohes Gras wuchs auf der sanft gewellten Ebene. Es war kurz vor Halbtag, als Hollis, der das Steuer übernommen hatte, den Truck anhalten ließ.
    Peter hatte hinten gedöst und erwachte, als die Tür sich öffnete. Er richtete sich auf und sah, dass er allein im Container war. Warum hatten sie angehalten?
    Er griff nach seinem Gewehr und kletterte hinaus. Alles war von einem feinen weißen Puder überzogen. Das Gras, die Bäume. Schnee? Ein bitterer Geruch lag in der Luft wie verbrannt. Das war kein Schnee. Das war Asche. Kleine weiße Wolken wirbelten unter seinen Stiefeln auf, als Peter zu den andern ging, die auf einem Höhenkamm standen. Dort blieb er stehen, wie seine Gefährten stehen geblieben waren, gelähmt von dem, was sie da sahen.
    » Allmächtiger«, sagte Michael leise. » Was zum Teufel ist denn das?«

53
    Diese Frau: Wer war sie?
    Eine Spionin. Eine Rebellin. Das war offensichtlich; ihr Versuch, die Gefangenen zu befreien, ließ keinen Zweifel, dass sie zu Bellos Leuten gehörte. Aber dass sie keine Plakette an ihrem Arm hatte, passte nicht ins Bild. Und der seltsame Geruch, den Guilder gewittert hatte– was hatte der zu bedeuten? Sie hatten ihre Waffe kassiert, eine halbautomatische Browning mit zwei Patronen im Magazin. So eine hatte Guilder noch nie gesehen; sie stammte nicht von hier. Entweder besaßen die Rebellen ein Waffenlager aus einer Quelle, von der er nichts wusste, oder die Frau kam von ganz woanders her.
    Guilder liebte keine Rätsel. Er liebte sie noch weniger als den Gedanken an Bello.
    Die Frau war anscheinend nicht zu brechen. Sie hatte ihnen nicht mal ihren Namen verraten. Selbst Sod, dieser Psychopath, ein Mann mit notorisch ekelhaften Vorlieben, hatte es nicht geschafft, auch nur eine winzige brauchbare Information aus ihr herauszuholen. Die Entscheidung zum Einsatz der Dienste dieses Mannes war seltsam leichtgefallen. Leute auf den Fressplatz zu schicken, war eine Sache. Die Virals machten barmherzig kurzen Prozess, und sie mussten ja ernährt werden. Hübsch war es nicht, doch es ging schnell. Eine Tracht Prügel in der Haft, vielleicht ein wenig vorsichtiges Waterboarding, tja, solche Maßnahmen waren manchmal leider nicht zu vermeiden. Wie hatte man es damals genannt? Verschärfte Vernehmung.
    Aber eine Vergewaltigung? Das war neu und

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