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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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weiß es.«
    Wolgast schaute an ihr vorbei. » Das ist etwas, das ich mir nie verzeihen kann. Ich wusste es, als ich ihn nur anschaute. Er hat diese Frau von ganzem Herzen geliebt.« Sein Blick senkte sich auf das Monopoly-Brett. » Anscheinend sind wir hier fertig. Ich weiß nicht, wie du das immer schaffst. Aber nächstes Mal kriege ich dich.«
    » Möchtest du lesen?«
    Sie setzten sich auf das Sofa unter die Wolldecke. Becher mit heißem Kakao standen auf dem Tisch. Sie waren, wie alles hier, von selbst erschienen. Wolgast nahm das Buch und blätterte darin, bis er die richtige Seite gefunden hatte.
    »› Die Zeitmaschine‹, siebtes Kapitel.« Er räusperte sich und wandte ihr das Gesicht zu. » Mein tapferes Mädchen. Meine tapfere Amy. Es stimmt wirklich, weißt du.«
    » Ich liebe dich auch.« Sie schmiegte sich an ihn.
    Und so verbrachten sie Stunden in endloser Zahl miteinander, die ihr wie ein kurzer Augenblick vorkamen, bis die Dunkelheit, selbst eine Decke, sich auf sie herabsenkte.

52
    Sie folgten der östlichen Nachschublinie nordwärts nach Texarkana, versorgten sich mit Proviant und Treibstoff und schliefen in Hardboxen. Das Fahrzeug gehörte Tifty, ein kleiner Lastwagen, der zum Wohncontainer umgebaut worden war, und den würden sie bald brauchen: Nördlich von Little Rock würden sie im Freien übernachten müssen. Sprit sei kein Problem, erklärte Tifty. Der Laster konnte zusätzliche zweihundert Gallonen als Reserve transportieren, und als er fünfzehn Jahre zuvor mit Greer und Crukshank in den Norden gegangen war, hatten sie sämtliche Treibstoffquellen bis zur Grenze von Iowa ausgekundschaftet: Flugplätze, Heizölkraftwerke, große kommerzielle Depots mit ihren pilzförmigen Tanks. Der Truck war mit einem Filtersystem ausgerüstet, das alle Verunreinigungen eliminieren konnte. Es ging langsam voran, aber mit etwas Glück und gutem Wetter könnten sie bis Mitte Dezember in Iowa sein.
    Die erste Nacht im Container verbrachten sie hundert Meilen weit südlich der Grenze nach Missouri. Als der Abend dämmerte, nahm Tifty einen großen Plastikkanister von der Ladefläche, drückte sich einen Lappen aufs Gesicht und vergoss eine klare Flüssigkeit in einer Linie rund um den Wagen.
    » Was ist das für ein Zeug?«, fragte Lore. Der Gestank trieb ihnen die Tränen in die Augen.
    » Ammoniak hauptsächlich. Die Dracs können es nicht ausstehen– plus es überdeckt unseren Geruch. Sie werden gar nicht wissen, dass wir da drin sind.«
    Sie aßen Bohnen und Zwieback zum Abendessen und legten sich in die Kojen. Nicht lange, und Hollis fing an zu schnarchen. Hollis?, dachte Peter. Nein, Lore. Sie schlief so, wie sie alles tat: hemmungslos. Peter verstand, weshalb Michael sich zu ihr hingezogen fühlte, aber er verstand auch, warum sein Freund es nicht geradeheraus sagte. Wem wäre es nicht ein bisschen peinlich, wenn er so sehr begehrt wurde? In den Tagen des Wartens in der Raffinerie hatte Peter sich selbst mehr als einmal gefragt, ob Lore mit ihm flirtete. Sie hatte es getan, allerdings war ihm klar, dass es eine Taktik war. Sie wollte sich tiefer in Michaels Welt hineinziehen lassen. Wenn sie in deren Herz vorgedrungen wäre, gäbe es keine Rettung mehr für ihn. Dann würde Michael ihr gehören.
    Peter wälzte sich in seiner Koje herum und versuchte, es sich bequem zu machen: Das Schlafen im Container fiel ihm immer schwer. Immer wenn er gerade eindöste, riss ihn ein Geräusch von draußen wieder aus dem Schlaf. Einmal, in der Nähe von Amarillo, hatten die Virals die ganze Nacht gegen die Wände gehämmert. Sie hatten sogar tatsächlich das ganze Ding gepackt und versucht, es umzuwerfen. Um auf andere Gedanken zu kommen, hatten die Männer von Peters Trupp stundenlang Poker gespielt und Witze erzählt, als wäre weiter nichts Wichtiges im Gange. Ein verdammter Lärm da draußen, sagte vielleicht einer, doch das war das höchste der Gefühle. Wie soll ich mich dabei auf die Karten konzentrieren? Peter würde dieses Leben vermissen; er war jetzt neun Tage unerlaubt abwesend und damit ein Outlaw wie Hollis oder Tifty. Ganz gleich, was Gunnar zu Peters Verteidigung anführen konnte, seine Botschaft war klar und deutlich gewesen: Sie sind auf sich allein gestellt, und niemand wird sagen, dass er Sie kannte.
    Das Nächste war, dass Hollis ihn wachrüttelte. Sie traten hinaus in die Kälte. So weit nördlich war der Wechsel der Jahreszeiten nicht zu übersehen. Schwere graue Wolken hingen am Himmel wie

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