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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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kurzgeschoren wie eine Mütze, das früher, in der Kolonie, immer nur » Jaxon-Haar« geheißen hatte. Ein Amalgam physischer Elemente, ein Puzzle, zusammengesetzt aus Stücken seines Stammes. Sie sah sie in seinen Augen. Er war Mausami, er war Theo. Er war nur er selbst.
    » Erzähl mir von ihnen.«
    Immer, jeden Abend, das gleiche Ritual. Es war, als könne der Junge nicht einschlafen, ohne eine Vergangenheit zu besuchen, an die er sich nicht erinnern konnte. Amy nahm ihren gewohnten Platz auf der Kante seiner Pritsche ein. Unter den Decken waren die Umrisse seines schlanken Kinderkörpers kaum zu sehen. Um sie herum zwanzig schlafende Kinder, ein Chor der Stille.
    » Ja«, begann sie leise, » mal sehen. Deine Mutter war sehr schön.«
    » Eine Kriegerin.«
    » Ja.« Sie lächelte. » Eine schöne Kriegerin. Mit langen schwarzen Haaren, die sie zu einem Kriegerinnenzopf flocht.«
    » Damit sie mit ihrem Bogen schießen konnte.«
    » Richtig. Aber vor allem war sie eigensinnig. Weißt du, was e s be deutet, wenn jemand eigensinnig ist? Ich hab’s dir schon gesagt.«
    » Störrisch?«
    » Ja. Aber auf gute Art. Wenn ich dir sage, du sollst dir vor dem Essen die Hände waschen, und du weigerst dich, dann ist das nicht gut. Das ist die falsche Art von Eigensinn. Ich will damit sagen, dass deine Mutter immer getan hat, was sie für richtig hielt.«
    » Darum hat sie mich bekommen.« Er konzentrierte sich auf diese Worte. » Weil es… weil es richtig war, ein Licht in die Welt zu bringen.«
    » Gut. Du weißt es noch. Erinnere dich immer daran, dass du ein helles Licht bist, Caleb.«
    Ein warmes, glückliches Leuchten trat auf Calebs Gesicht. » Jetzt erzähl mir von Theo. Von meinem Vater.«
    » Von deinem Vater?«
    » Biiitteeee.«
    Sie lachte. » Also gut. Dein Vater. Zunächst einmal war er sehr tapfer. Ein tapferer Mann. Er hat deine Mutter sehr geliebt.«
    » Und traurig.«
    » Stimmt, traurig war er auch. Aber gerade das machte ihn so tapfer, weißt du. Denn er tat das Tapferste, was es gibt. Weißt du, was das ist?«
    » Hoffnung zu haben.«
    » Ja. Hoffnung zu haben, wenn es scheinbar keine mehr gibt. Auch daran musst du dich immer erinnern.« Sie beugte sich über ihn und küsste seine Stirn, die feucht war von kindlicher Wärme. » Jetzt ist es spät. Zeit zum Schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    » Haben sie… mich geliebt?«
    Sie war verblüfft. Nicht über die Frage an sich– die hatte er sc ho n v iele Male gestellt–, sondern über seinen unsicheren Tonfall.
    » Natürlich, Caleb. Das hab ich dir doch schon oft gesagt. Sie haben dich sehr geliebt. Sie lieben dich immer noch.«
    » Weil sie im Himmel sind.«
    » Richtig.«
    » Wo wir alle zusammen sind, für immer. Da, wo die Seele hingeht.« Er zögerte und schaute weg. Dann flüsterte er: » Sie sagen, du bist sehr alt.«
    » Wer sagt das, Caleb?«
    » Weiß ich nicht.« Eingehüllt in seine Decken wie in einen Kokon, zuckte er kaum merklich die Achseln. » Alle. Die anderen Schwestern. Ich hab gehört, wie sie reden.«
    Darüber war noch nie gesprochen worden. Nach allem, was Amy wusste, kannte nur Schwester Peg die Geschichte.
    » Na ja«, sagte sie und sammelte sich, » ich bin älter als du. Das weiß ich immerhin. Alt genug, um dir zu sagen, es ist Zeit zum Schlafen.«
    » Ich sehe sie manchmal.«
    Sie stutzte. » Caleb? Wie siehst du sie?«
    Der Blick des Jungen war plötzlich nach innen gerichtet. » Nachts. Wenn ich schlafe.«
    » Wenn du träumst, meinst du.«
    Darauf hatte der Junge keine Antwort.
    Sie berührte seinen Arm unter der Decke. » Ist schon gut, Caleb. Du kannst es mir sagen, wenn du so weit bist.«
    » Es ist nicht dasselbe. Es ist nicht wie ein Traum.« Sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück. » Dich sehe ich auch, Amy.«
    » Mich?«
    » Aber du bist dann anders. Nicht, wie du jetzt bist.«
    Sie wartete darauf, dass er noch mehr sagte. Doch es kam nichts mehr. Inwiefern anders?
    » Sie fehlen mir«, sagte der Junge schließlich.
    Sie nickte, und für den Augenblick ließ sie es durchgehen. » Ich weiß. Du wirst sie auch irgendwann wiedersehen. Aber vorläufig hast du mich. Du hast deinen Onkel Peter. Er wird bald nach Hause kommen, weißt du.«
    » Mit den Expi-lions-Truppen.« Ein Ausdruck von Entschlossenheit trat in das Gesicht des Jungen. » Wenn ich groß bin, will ich Soldat werden wie Onkel Peter.«
    Amy drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und richtete sich auf. » Wenn du das werden willst, dann

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