Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
Vom Netzwerk:
mag, Danny, wir wären ohne dich nie so weit gekommen. Das weißt du bestimmt, aber ich wollte es doch sagen.«
    Der Mann nickte angespannt und schaute schräg zur Seite. » Okay.«
    » Ich möchte dir die Hand schütteln. Glaubst du, das wäre okay?«
    Ein beinahe qualvoller Ausdruck legte Dannys Stirn in Falten. Kittridge befürchtete schon, er habe eine Grenze überschritten, als Danny mit einer beinahe verstohlenen Schnelligkeit die Hand ausstreckte und ihre beiden Handflächen einander berührten. Dannys Griff war zwar unschlüssig, aber nicht ohne Kraft. Eine energische Pumpbewegung, eine Sekunde lang schaute Danny ihm in die Augen, und dann war es vorbei.
    » Viel Glück«, sagte Kittridge.
    Er ging zum Zelt zurück. Jetzt konnte er nur noch warten. Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich an eine Holzkiste. Ein paar Minuten vergingen, und dann öffnete sich die Zeltklappe. April ließ sich neben ihm zu Boden sinken und zog die Knie an die Brust. » Was dagegen?«
    Kittridge schüttelte den Kopf. Sie schauten zur Einfahrt des Geländes hinüber, die ungefähr hundert Meter vor ihnen lag. Im grellen Flutlicht der Scheinwerfer strahlte der Bereich wie eine hell erleuchtete Bühne.
    » Ich wollte Ihnen nur danken«, sagte April. » Für alles, was Sie getan haben.«
    » Das hätte jeder getan.«
    » Nein, eben nicht. Das möchten Sie gern glauben, aber es stimmt nicht.«
    Kittridge fragte sich, ob sie recht hatte. Vermutlich war es egal. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt, und jetzt waren sie hier. Dann fielen ihm die Pistolen ein.
    » Ich hab etwas, das dir gehört.«
    Er schob die Hand unter die Jacke und zog eine der Glocks heraus. Er zog den Verschluss zurück, um sie durchzuladen, drehte sie in der Hand herum und hielt sie ihr entgegen.
    » Vergiss nicht, was ich dir gesagt hab. Eine Kugel mitten in die Brust. Wenn du es richtig machst, kippen sie um wie ein Kartenhaus.«
    » Wie haben Sie die zurückgekriegt?«
    Er lächelte. » Hab sie beim Pokern gewonnen.« Er schob die Waffe näher an sie heran. » Na los, nimm sie schon.«
    Er wollte, dass sie die Pistole hatte. April nahm sie in die Hand, beugte sich nach vorn und schob den Lauf im Kreuz unter den Bund ihrer Jeans.
    » Danke«, sagte sie lächelnd. » Ich werde gut drauf aufpassen.«
    Eine ganze Minute lang sprachen sie beide nicht.
    » Es ist ziemlich klar, wie das alles enden wird, oder?«, sagte April dann. » Früher oder später, meine ich.«
    Kittridge drehte sich zu ihr um. Sie hatte den Blick abgewandt, und das Licht der Scheinwerfer glänzte auf ihren Zügen. » Es gibt immer eine Chance.«
    » Nett, dass Sie das sagen. Aber es ändert nichts. Vielleicht müssen die andern so was hören, ich nicht.«
    Es war kalt geworden. April lehnte sich an ihn. Es war eine instinktive Bewegung, aber sie bedeutete etwas. Kittridge legte den Arm um sie und zog sie an sich, um sie zu wärmen.
    » Sie denken daran, nicht wahr?«, fragte sie. Ihr Kopf lag an seiner Brust. » An den Jungen im Auto.«
    » Ja.«
    » Erzählen Sie mir davon.«
    Kittridge holte tief Luft. » Ich denke dauernd an ihn.«
    Im Camp um sie herum war es still geworden wie in den Zimmern eines Hauses, wenn alle zu Bett gegangen sind.
    » Sie müssen mir einen Gefallen tun«, sagte April.
    » Okay.«
    Kittridge spürte, wie ihr Körper sich anspannte. » Hab ich schon erwähnt, dass ich Jungfrau bin?«
    » Nein. Ich glaube, an so etwas würde ich mich erinnern.«
    » Ich würde nicht sagen, dass es in meinem Leben viele Männer gegeben hat.« Als Kittridge nicht antwortete, fuhr sie fort: » Ich hab nicht gelogen, als ich gesagt hab, ich bin achtzehn. Nicht, dass es wichtig wäre. Ich glaube nicht, dass solche Dinge jetzt noch wichtig sind.«
    » Nein, vermutlich nicht.«
    » Ich will damit sagen, es braucht keine große Sache zu sein.«
    » Das ist es aber.«
    April nahm seine Hand, umschloss sie mit ihren Fingern und strich mit dem Daumen langsam über seine Knöchel. » Es ist komisch. Schon bevor ich deine Narben gesehen hab, wusste ich, was du bist. Nicht das mit der Army, das war allen klar. Aber dass dir etwas passiert ist im Krieg.« Sie schwieg kurz. » Ich kenne nicht mal deinen Vornamen.«
    » Bernard.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen glänzten feucht. » Bitte, Bernard. Mach einfach… bitte, okay?«
    Es war kein Wunsch, den man verweigern konnte, und er wollte es auch gar nicht. Sie benutzten eins der Nachbarzelte, dessen Bewohner verschwunden waren–

Weitere Kostenlose Bücher